Dass die Zwölf fundamentale Bedeutung für das abendländische Musiksystem hat, das auf zwölf Tönen und Tonarten beruht, bedarf wohl keiner weiteren Erklärung. Dass aber die Zwölf als Motto für ein musikalisches Programm verwendet wird, kommt sicher nicht allzu häufig vor. Genau das ist in der ersten Orgelmatinée des neuen Jahres, am Sonntag, den 10. Januar, um 11.30 Uhr, in der Matthäuskirche am Sendlinger-Tor-Platz (Nussbaumstr. 1) der Fall. Armin Becker präsentiert an der Steinmeyer-Woehl-Orgel einige Kompositionen, die die Bedeutung der Zahl Zwölf in der Musik in je unterschiedlicher Weise herausstellen.
Im Nachklang des leider weitgehend ausgefallenen Beethoven-Jahres stehen zwei Präludien des jungen Klassikers auf dem Programm, die in dicht gedrängter Form durch alle zwölf Tonarten des Quintenzirkels führen, das zweite, obwohl viel kürzer, sogar zweimal. Sie sind im Rahmen seiner gründlichen Kontrapunktstudien entstanden, gehören zu den ganz wenigen Beethovenschen Originalwerken für Orgel und sind 1789 erschienen.
Weniger schematisch sind die harmonischen und motivischen Kreisbewegungen des „Praeludium circulare” aus der 2. Orgelsymphonie von Charles-Marie Widor. Während Anfang und Schluss durch zahlreiche Tonarten mäandern, verharrt der Mittelteil für längere Zeit in dem bis dahin ausgesparten F-Dur. Bei diesen drei Werken ist die Bach-Tradition mehr oder weniger deutlich spürbar, und so sollte es nicht verwundern, dass das zwölftönige Werk, das unweigerlich zu einem solchen Programm gehören muss, sich ausdrücklich auf Johann Sebastian Bach bezieht: die „Fantasia” des Schönberg-Schülers Egon Wellesz entstammt seiner in der Weihnachtszeit des Jahres 1965 komponierten „Partita in honorem J. S. Bach”.
Die Texte der musikalischen Andacht liest Pfr. Dr. Norbert Roth, um Spenden wird gebeten, die pandemiebedingten Hygieneregeln sind einzuhalten. Die Matinée wird auch live unter www.stmatthaeus.de übertragen und ist anschließend auf der Website zu sehen.