Anna Maria von Erdödy spielte als enge Vertraute eine wichtige Rolle im Leben von Ludwig van Beethoven. Warum sich Grabstätte der ungarischen Adeligen aber ausgerechnet in Kloster Schäftlarn befindet, war bislang ein großes Fragezeichen.
Am Friedhof ist links neben dem Eingang zur Klosterkirche eine Marmortafel in der Wand eingelassen, auf der es heißt: „Anna Maria Gräfin Erdödy (1779-1837) fand in Schäftlarn ihre letzte Ruhe. Ludwig van Beethoven widmete ihr in Dankbarkeit zwei Klavier-Trios und zwei Violoncello-Sonaten.“ „Ich habe mich schon immer darüber gewundert, was diese Frau mit Kloster Schäftlarn verbindet“, erzählt Anja Brandstäter. Der Journalistin und Schriftführerin des Fördervereins der Schäftlarner Konzerte hat das rätselhafte Grab keine Ruhe gelassen.
Die junge kunstsinnige Gräfin Erdödy, die schon mit 16 Jahren verheiratet wurde, war seit der Geburt ihres ersten Kindes ständig leidend, nur beim Klavierspielen konnte sie ihre Schmerzen vergessen. Mit Beethoven verband sie eine lebenslange Freundschaft, was umso bemerkenswerter ist, weil der Komponist in Gesellschaft wegen seiner zunehmenden Taubheit oft launisch und reizbar auftrat. „Es war schwer, es mit ihm auszuhalten, die Krankheit machte ihn nicht unbedingt netter“, erzählt Brandstäter. Sie meint, dass Erdödy durch ihre eigene Leidensgeschichte das notwendige Verständnis für Beethoven aufbrachte. Jedenfalls nahm die großzügige Gräfin 1808 den in finanziellen Nöten steckenden Musiker ein Jahr lang in ihrer großen Wiener Wohnung auf und unterstützte ihn, wo es nur ging. Dafür war er Erdödy so dankbar, dass er ihr mehrere Musikstücke widmete. „Liebe, liebe, liebe, liebe, liebe Gräfin“, so preist er sie noch Jahre später in Briefen.
Die Ungarin hatte kein einfaches Leben. Schon 1805 trennte sie sich von ihrem Ehemann und ließ sich mit dem Musiklehrer ihrer Kinder ein. 1823 wurde sie offiziell aus Österreich ausgewiesen – wohl weil sie mit einem jungen bulgarischen Tänzer zusammenlebte. Sie landete in München, wo sie 1837 mit 57 Jahren starb. Warum aber liegt sie in Schäftlarn begraben? Nicht einmal die Beethoven-Gesellschaft in Wien konnte Brandstäter Auskunft geben.
Sie recherchierte auf eigene Faust weiter – und wurde fündig. Im Münchner Telefonbuch fanden sich noch Nachkommen der ungarischen Adelsfamilie. Laszlo Graf Erdödy konnte Brandstäter mehr erzählen. Von München aus habe die Gräfin das Heilbad besucht, das damals in Kloster Schäftlarn existierte und für die Heilkraft seiner Mineralquellen sehr bekannt war. Im Isartal hat es ihr wohl gefallen und sie fand Linderung für ihre Leiden. “Sie hat es dort so geliebt, dass sie hier begraben werden wollte“, fasst Brandstäter zusammen.
In ihrem Testament wies Erdödy an: „Ich wünsche ganz einfach ohne Gepränge auf dem Gottesacker zu Schäftlarn begraben zu werden und von meinem Hause aus dahin geführt zu werden, wo ich noch meine letzten fröhlichen Tage genossen habe.“ Und so ist es auch drei Tage nach ihrem Tod am 17. März geschehen, wie die Klosterannalen belegen. Heute ist es weitgehend vergessen, dass Kloster Schäftlarn einst eine Gesundheitsbadeanstalt besaß.