Die besten Wintertriathleten trafen sich im März zu ihren Weltmeisterschaften in dem sich bis auf 2.160 Meter Höhe ausdehnenden Naturpark „Naturlandia“ im Kleinstaat Andorra. 250 nominierte Athleten waren unter strengen Coronaauflagen angereist und trafen dort auf sehr schwierige Bedingungen. Es gab für die Jahreszeit wenig Schnee, die Strecken waren teilweise vereist und es war am Wettkampftag stürmisch und im Wind sehr kalt.
Die Wettkämpfe wurden bei den Amateuren über rund 15 km und 250 Höhenmeterdifferenz auf über 2.000 m ausgetragen (4,1 km Laufen auf Schnee, Wald- und Wiesenboden, 5,3 Kilometern auf dem Mountainbike, vorwiegend auf Schnee und 5,5 Kilometern auf den Langlaufskiern auf anspruchsvoller Loipe). Eine Besonderheit: Wegen Schneemangels musste man von der Wechselzone - nach zwei Radrunden - Ski, Stöcke und Skistiefel rennend über 700 m steil bergauf zur Loipe tragen, um dort den Schuhwechsel durchzuführen und dann zwei Loipenrunden und die präparierte Verbindung ins fernsehfreundliche Ziel - nahe Laufstart - die Schlussdisziplin zu beginnen.
Das Pollinger Ehepaar Peter und Marianne Grünebach reiste mit dem Auto nach Andorra. Es war für sich schon ein Abenteuer, zu Coronazeiten 1.400 km über Österreich, die Schweiz, Frankreich und Spanien ins hochgelegene Andorra zu gelangen. Mit PCR- und TMA-Tests, Antigen-Test vor dem Wettkampf und Selbsttests in Reserve, Nominierungsschreiben der Deutschen Triathlon-Union, der schriftlichen Einladung des Organisationskomitees und den geforderten Anmeldungsformularen in verschiedenen Sprachen im Ordner verlief die Hin- und Rückreise ohne Probleme. Die Höhe machte vielen Athleten zu schaffen. Deshalb waren die Grünebachs eine Woche zuvor bereits gereist. So konnten sie am Sontag zuvor als Gäste des örtlichen Skiclubs an einem 10-km-Skilanglaufrennen teilnehmen, die Loipen auf diese Weise früh schon kennenlernen und sich durch die Übernachtungen auf 1.400 m und das tägliche Training auf über 2.000 m gut akklimatisieren.
Die einzige deutsche Medaillenhoffnung, Sebastian Neef, landete im vorderen Feld auf einem guten 10. Rang. Tags darauf gab es eine stolze Medaillenausbeute für die deutsche Altersklassennationalmannschaft mit achtmal Gold, fünfmal Silber und einmal Bronze und zusätzlich einen zweiten Platz auf dem Medaillenspiegel der Nationen hinter Spanien und vor Estland.
Marianne Grünebach - letztes Jahr WM-Zweite der W65-69 in Asiago - musste sich in ihrem diesjährigen Rennen der letztjährigen Dritten, der Amerikanerin Sheri Schrock, erwehren. Nach einem Missgeschick beim Wechsel auf die Skier (ein Ski verschwand im Wald und musste durch einen Helfer geborgen werden) musste sie diesmal die Amerikanerin ziehen lassen: Platz 1 für Sheri Schrock in 1:16:52 Std. und Platz zwei für die älteste Teilnehmerin im Feld aus Polling (1:21:32 Std). Es war ihre 12. Medaille bei Welt- und Europameisterschaften.
Ihr Mann Peter ging den Crosslauf vorsichtig an, überholte auf dem Trail seine Konkurrenz und führte so nach dem Laufen. Bei der beängstigenden langen Hochgeschwindigkeitsabfahrt auf dem MTB - Grünebach wusste, dass die Schneeauflage trügerisch war, und dass das Eis darunter beim Bremsen auf der engen Strecke zu schweren Stürzen hätte führen können - überholte ihn der spätere Zweite, Anti Oot aus Estland in atemberaubendem Tempo. Grünebach hatte beim nächsten Anstieg die bessere Puste. Er gab die Führung dann nicht mehr ab. Bei der zweiten Abfahrt machte Adrenalin alle Vorbehalte vergessen. Den Esten im Nacken wissend ging Grünebach auf dem technisch schwierigen Parcours bis an die Pulsgrenze und fuhr sogar auf Skiern der Konkurrenz bis auf 5 Minuten davon. Schließlich siegte er in seiner Altersklasse mit 1:05:43 Std. und distanzierte die nachfolgenden Jüngeren Anti Oot (1:10:38 Std) und den Deutschen Reinhardt Engert (1:11:48 Std.) klar. Seine Zeit hätte sich sogar bei den Wertungen der Altersklassen 65, 60, 55, 50 und 45 noch sehen lassen können. Sie begründete einen erneuten souveränen WM-Sieg, Grünebachs vierten WM-Sieg und seine 30. Medaille bei Welt- und Europameisterschaften.
Weltmeisterin in der Damenklasse W50 wurde mit 1:06:42 Std. Claudia Bregulla-Linke aus Utting am Ammersee, 2019 bereits Siegerin ihrer Klasse und 2020 Silbermedaillengewinnerin hinter der international bekannten Tschechin Sarka Grabmüllerova. Es war ein großartiges Erlebnis, zu Corona Zeiten wieder einen so hochrangigen, internationalen Wettkampf erleben zu dürfen, auch wenn die Eröffnungsfeier, der Start mit Abstandsregeln und Mundschutz und auch die Siegerehrung anders verliefen als gewohnt.