Veröffentlicht am 05.05.2021 12:36

„Viele können nicht mehr länger durchhalten”


Von Johannes Beetz
Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Die letzte schlüssige Antwort kann ich nicht geben.” -<br>Katrin Schmidt:  „Ich wünsche mir mehr Einheitlichkeit bei den Regeln.” (Foto: Bundesregierung)
Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Die letzte schlüssige Antwort kann ich nicht geben.” -
Katrin Schmidt: „Ich wünsche mir mehr Einheitlichkeit bei den Regeln.” (Foto: Bundesregierung)
Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Die letzte schlüssige Antwort kann ich nicht geben.” -
Katrin Schmidt: „Ich wünsche mir mehr Einheitlichkeit bei den Regeln.” (Foto: Bundesregierung)
Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Die letzte schlüssige Antwort kann ich nicht geben.” -
Katrin Schmidt: „Ich wünsche mir mehr Einheitlichkeit bei den Regeln.” (Foto: Bundesregierung)
Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Die letzte schlüssige Antwort kann ich nicht geben.” -
Katrin Schmidt: „Ich wünsche mir mehr Einheitlichkeit bei den Regeln.” (Foto: Bundesregierung)

„Endlich spricht mal jemand aus, wie es uns wirklich geht!“ - „Die Buchhändlerin hat den Finger in die Wunde gelegt!“ Viele solcher positiven Rückmeldungen erhielt Katrin Schmidt von der Buchhandlung Lesezeichen in Germering nach dem Bürgerdialog mit der Bundeskanzlerin. Per Videochat hatte Angela Merkel mit Musikern, Schauspielern, Produzenten und weiteren Kulturschaffenden über deren Corona-Erfahrungen gesprochen.

„Viele sind am Ende”

Eindringlich erläuterte Katrin Schmidt der Kanzlerin die Situation ihrer Branche, ihrer geschäftlichen Existenz und ihrer Angestellten. Sie zeigte, wie sich die von der Politik gesetzten Corona-Maßnahmen und Einschränkungen ganz praktisch auf den Alltag vor Ort auswirken.

Nachdem sie mit Angela Merkel in der Tagesschau zu sehen war, meldeten sich viele Kollegen bei ihr. Sie fühlten sich von Schmidt sehr gut vertreten, da sie die drängendsten Probleme der Kultur- und Verlagsbranche vorgebracht hatte. „Uns alle eint: Wir sind finanziell schlechter gestellt als viele andere Branchen“, erklärt Schmidt. „Viele Kulturschaffende sind – wie die Menschen in der Gastronomie – einfach am Ende. Sie können nicht länger durchhalten!“

„Das geht an der Realität vorbei”

Unbeschadet einiger Neuerungen durch die „Bundesnotbremse“ stehen alle Einzelhändler vor denselben Herausforderungen. Schmidt bewertet z.B. die allein an Inzidenzzahlen ausgerichtete Strategie als katastrophal für den Handel: „Das geht an der unternehmerischen Realität vorbei!“ Sie kritisiert unter anderem die in den letzten Monaten immer wieder geänderten Verkaufs- und Hygienebedingungen. Seit März habe man in der Buchhandlung fünf verschiedene Konzepte organisieren und umsetzen müssen. „Man arbeitet kaum noch, sondern kommuniziert ständig neue Vorgaben und muss neue Anforderungen umsetzen“, so Schmidt.

„Jeder ist systemrelevant!”

Auch die Ungleichbehandlung der Branchen sei nicht nachvollziehbar. Während der Buchhandel geschlossen war, konnten gleichzeitig die Supermärkte Bücher verkaufen, schildert sie ein Beispiel. „Uns treibt um, dass einige den Kopf hinhalten müssen und andere können ihrer Arbeit nahezu wie immer nachgehen“, sagt Schmidt.

„Handel und Gastronomie werden aber einfach weggesperrt.“ Dadurch stehen inzwischen viele vor dem Existenzverlust. „Wer entscheidet denn überhaupt, was ‚systemrelevant‘ ist?“, fragt Schmidt. „In einer Stadt - in jedem Ort - ist doch jedes ansässige Geschäft systemrelevant!“

„Es gibt gewisse Brüche”

„Die letzte schlüssige Antwort kann ich Ihnen nicht geben”, räumte Bundeskanzlerin Merkel im Bürgerdialog mit Katrin Schmidt ein, „das Leben ist so vielfältig, dass man überall gewisse Brüche hat, die nicht mit letzter Logik zu erklären sind.” Sie zeigte großes Verständnis für den Wunsch nach nachvollziehbaren Rahmenbedingungen für die Händler. Daher habe sie ja auch die Bundesnotbremse umgesetzt.

„Sie hat uns zugehört”

„Die Politik kann nicht alle Details auf dem Schirm haben“, weiß Katrin Schmidt. „Wenn aber diese Details von uns Bürgern kommen, dann muss die Politik dem auch Rechnung tragen.“ Sie zollt der Kanzlerin Respekt, dass sie sich allen Fragen gestellt und sich mit jeder auseinandergesetzt hat - zumal keine davon vorab eingereicht wurde. „Sie hat uns wirklich interessiert zugehört und hat Antworten auf unsere Anliegen gegeben.“

„Man muss auch etwas umsetzen”

Nur mit Zuhören ist es aber nicht getan: „Wenn ich von den Betroffenen Erfahrungen gehört habe, muss ich damit auch etwas umsetzen!”, betont Katrin Schmidt. Und manches hätte man in den vergangenen Corona-Monaten schon längst erledigen können. Viele Punkte beim Bürgerdialog angesprochene Dinge wurden dort nicht zum ersten Mal vorgebracht. „Der Unternehmerlohn ist seit Herbst ständig ein Thema”, erinnert Schmidt. „Dass wir jetzt im April und Mai immer noch darüber diskutieren müssen, finde ich schlimm - es geht da doch jeden Tag um die Existenz der Menschen!“

„Nicht einfach wegsperren!”

Nach wie vor ist Kontaktvermeidung oberstes Gebot, um die Pandemie zu bekämpfen. Man dürfe deswegen aber nicht manche Branchen „einfach wegsperren”, fordert Katrin Schmidt eindringlich. „Es gäbe es so viele Möglichkeiten, um Kontakte zu vermeiden und Kundenbewegungen im öffentlichen Raum zu entzerren”, so Schmidt. Sie warnt davor, dass die nach vielen harten Corona-Monaten zu spürende Spaltung der Gesellschaft tiefer wird. „Ich habe die große Sorge, dass die Leute schließlich alle Regeln in Frage stellen, wenn sie die Maßnahmen nicht mehr verstehen.” Dabei komme es doch gerade auf eines an: Weiter zusammenzuhalten und gemeinsam sinnvolle Lösungen umzusetzen.

Das Video ansehen

Der Bürgerdialog der Bundeskanzlerin mit Katrin Schmidt und den anderen Kulturschaffenden ist hier zu sehen:

https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/zukunft-der-kultur-erhalten-1898420.

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