Veröffentlicht am 16.09.2021 16:56

Erinnerungen aus der Baugrube

Herbert Reichelt in der Baugrube: Genau an dieser Stelle befand sich einst der Keller, in dem er die ersten zwei Tage seiner Lehre zubrachte. (Foto: Helmut Köstler)
Herbert Reichelt in der Baugrube: Genau an dieser Stelle befand sich einst der Keller, in dem er die ersten zwei Tage seiner Lehre zubrachte. (Foto: Helmut Köstler)
Herbert Reichelt in der Baugrube: Genau an dieser Stelle befand sich einst der Keller, in dem er die ersten zwei Tage seiner Lehre zubrachte. (Foto: Helmut Köstler)
Herbert Reichelt in der Baugrube: Genau an dieser Stelle befand sich einst der Keller, in dem er die ersten zwei Tage seiner Lehre zubrachte. (Foto: Helmut Köstler)
Herbert Reichelt in der Baugrube: Genau an dieser Stelle befand sich einst der Keller, in dem er die ersten zwei Tage seiner Lehre zubrachte. (Foto: Helmut Köstler)

Am 24. September 1951, also vor fast genau 70 Jahren, hat Herbert Reichelt als Lehrbub im Elektrofachgeschäft Schlauch in Lochham sein Arbeitsleben begonnen. Den Betrieb gibt es heute nicht mehr und nicht einmal das Haus steht noch, in dem die Firma ihren Laden und ihre Werkstatt hatte. Dort wo es einst stand, klafft seit vielen Jahren eine Grube – das wohlbekannte Loch am Jahnplatz. Für Herbert Reichelt birgt der Ort dennoch viele Erinnerungen, und so hat er sich vor einiger Zeit in die Baugrube gestellt, um seinen Gedanken nachzuhängen.

Zwei Tage im Keller

Gerade mal 14 Jahre alt war der Bub aus Niederbayern, als er im Zuge einer Arbeitsvermittlungsaktion nach München kam. Mit anderen Jugendlichen wurde er in einem Wohnheim in Pasing einquartiert und erhielt einen Termin beim Arbeitsamt. Was er denn gerne werden wolle, fragte ihn der Beamte und Herbert antwortete ihm, dass Schreiner sein Berufswunsch sei. „Da habe ich nichts”, lautete die Antwort, „aber du kannst Elektriker werden”. Und so kam Herbert Reichelt zu Friedrich Schlauch in die Lehre.

Denkwürdig waren vor allem die ersten beiden Tage der Ausbildung. „Der Chef hatte keine Zeit für mich. Er ist mit mir in die Werkstatt in den Keller gegangen und hat mir einen Stapel Heizkörper gezeigt. 'Die sind alle 110 Volt, wir brauchen 220 Volt', hat der Chef gesagt.” Der Bub hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte, aber „der alte Fritz” wie Friedrich Schlauch auch manchmal genannt wurde, erklärte ihm, was er tun müsse. „Da machst du diesen Draht raus und dann...”

Ab und zu auch Babysitter

„Zwei Tage lang saß ich im Keller und habe genau das getan, was mir aufgetragen worden war”, erinnert sich der heute 84-Jährige und meint: „Der Anfang hat mich schon ein bisschen schockiert.” Achselzuckend fügt er hinzu: „Damals hat man als Lehrling wirklich alles machen müssen.” Für Herbert Reichelt bedeutete das auch, dass er ab und zu auf Wolfgang Schlauch, den Sohn des Hauses, aufpassen musste, der heute in Lochham als Allgemeinmediziner praktiziert. „Wir waren ein sehr kleiner Betrieb und wenn die Chefin weg musste, dann wurde ich zum Babysitter umfunktioniert”, berichtet er.

Wirklich schlechte Erinnerungen an seine Lehrzeit hat Herbert Reichelt aber nicht. Er blieb auch nach seiner Lehre noch bis 1957 bei der Firma Schlauch, dann war er drei Jahre lang bei der Bundeswehr. Als er zurückkam und es arbeitsmäßig in dem kleinen Betrieb nicht ausging, vermittelte ihn Friedrich Schlauch zu Siemens.

Im Team der Kulissenbauer

„Im zweiten oder dritten Lehrjahr habe ich bei einem Rohbau die Installation gemacht”, erzählt Herbert Reichelt. Es sei das Haus der Familie Köstler gewesen und als er von der Bundeswehr zurückkam, sei er bei den Großeltern des jetzigen Gräfelfinger Bürgermeisters als Untermieter eingezogen. Mit Helmut Köstler, dem Sohn, verband ihn bald eine Freundschaft. Der brachte ihn auch zur Lochhamer Laien-Bauern-Bühne (LLBB), wo er im Team der Kulissenbauer tätig war und immer wieder als Schauspieler auf der Bühne stand. Und auch wenn er jetzt nicht mehr aktiv ist, bleibt er der Bühne doch herzlich verbunden.

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