Die Traglufthülle für das Radom in Raisting wird nach derzeitiger Planung in der Kalenderwoche 41 montiert. Dies wurde am 27. September in der Sitzung des Kreisausschusses des Landkreises bekannt gegeben. Voraussichtlich wird im Zeitraum vom 13. bis zum 15. Oktober die Montage über die Bühne gehen. Der exakte Zeitpunkt hängt noch von der Wetterlage ab, die für das komplexe Überziehen der 10,5 Tonnen schweren Kunststoffhülle zumindest stabil sein muss. Nach Zeitplan dürften die Arbeiten in etwa drei bis fünf Stunden vollzogen sein.
„Der Transport der Hülle ist so getaktet, dass diese zu Beginn der Montagevorbereitungen auf der Baustelle in Raisting eintreffen wird“, sagte René Jakob, Geschäftsführer der Radom Raisting GmbH. Die ausführende Firma werde bereits einige Tage vorher vor Ort sein, um die Montage vorzubereiten und die Kräne aufstellen. „Die Montage der Traglufthülle soll dann beim ersten geeigneten Zeitfenster erfolgen“, so Jakob. Die etwa 8.000 Quadratmeter an Grundmaterial der Traglufthülle wurden in Österreich produziert und dann zur weiteren Konfektion (Zuschnitt und Verschweißen der Bahnen) in die Türkei transportiert.
Die ursprüngliche Traglufthülle der riesigen Parabolantenne war 2020 bei einem Sturm zerstört worden. Auch wenn die Metallkonstruktion in der „hüllenlosen Zeit“ den Witterungseinflüssen sehr gut widerstand, ist der Schutz durch die Hülle doch unverzichtbar. „Aufgrund des Klimawandels rechnet man heute damit, dass die Windlasten bei Winterstürmen rund dreißig Prozent höher anzusetzen sind als früher“, sagte Jakob. Die nun produzierte Hybridhülle weist im mittleren Bereich einen diagonalen Verlauf der Bahnen auf, oben einen vertikalen, um die einwirkenden Kräfte optimal abzuleiten. Montiert wird sie mit zwei Kränen aus Forstinning.
Generalunternehmer ist dabei die Firma IFT (Raubling bei Rosenheim), das Material wurde bei dem Spezialisten Sattler Protex GmbH (Graz, Österreich) produziert. Zugeschnitten und konfektioniert wurde sie von Tensaform (Istanbul). Die Vorbereitungsarbeiten am Radom selbst haben überwiegend hiesige Unternehmen durchgeführt: Unterm Strich konnten rund dreißig Prozent der Arbeiten an Unternehmen aus dem Landkreis Weilheim-Schongau und sechzig Prozent an Unternehmen aus Bayern vergeben werden. „Wir sind sehr zufrieden mit dem bisherigen Ablauf“, so Jakob. „Derzeit laufen die abschließenden Transportvorbereitungen, dann geht die Hülle auf ihre 2.000 Kilometer-Reise.“
Die Kosten der Erneuerung der Traglufthülle und die Beseitigung weiterer Sturmschäden am Radom werden durch die Versicherung getragen. Nach der Montage der Traglufthülle beginnen umfangreiche Wiederherstellungsarbeiten im Inneren des Radoms und an der Antenne. Hierfür wurden bereits weitere Bundes- und Landemittel, insbesondere für die Erhaltung der Antenne, in Aussicht gestellt.
Das Radom, erbaut von 1962 bis 1964, ist als Monument der Kommunikationstechnik ein Industriedenkmal von herausragender Bedeutung in Deutschland. Es befindet sich seit 2007 im Eigentum der gemeinnützigen Radom Raisting GmbH, einer hundertprozentigen Tochter des Landkreises Weilheim-Schongau, der diese Bedeutung früh erkannte. Mit einem Durchmesser von 48 Metern ist das Radom Raisting das größte Radom der Welt. Betreiber ist ebenso die Radom Raisting GmbH. Zahlreiche Führungen und Besichtigungen wurden in Zusammenarbeit mit den Pfaffenwinkler Kulturführerinnen bis zur Coronakrise mit großem Erfolg organisiert. 2022 sollen diese wieder starten. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurden bereits detaillierte Vorschläge und Konzepte für eine künftige Nutzung des Radoms erarbeitet.