Veröffentlicht am 16.11.2021 17:05

„Die körperliche und geistige Entwicklung sind eng verbunden”

Lustiges Wurfspiel: Wer trifft einen Kegel einen Kegel? (Foto: bb)
Lustiges Wurfspiel: Wer trifft einen Kegel einen Kegel? (Foto: bb)
Lustiges Wurfspiel: Wer trifft einen Kegel einen Kegel? (Foto: bb)
Lustiges Wurfspiel: Wer trifft einen Kegel einen Kegel? (Foto: bb)
Lustiges Wurfspiel: Wer trifft einen Kegel einen Kegel? (Foto: bb)

„Die Bewegung ist ein wesentlicher Faktor beim Aufbau der Intelligenz”, hat die italienische Ärztin, Reformpädagogin und Philosophin Maria Montessori (1870 - 1952) erkannt. In der von ihr entwickelten Pädagogik spielt der Spaß an der Bewegung deshalb eine große Rolle.

Eng verbunden

„Die körperliche und geistige Entwicklung sind eng verbunden. Das Gehirn lernt ständig dazu und stellt Verknüpfungen her. Und die Kinder entdecken ihre körperlichen Fähigkeiten”, erläutert Erzieherin Gerlinde Witzemann vom Montessori Integrationskindergarten der Aktion Sonnenschein. „Die Bewegung fördert das Körperbewusstsein, das Koordinationsvermögen, das Gleichgewicht, die Wahrnehmung und die Raumerfahrung. Außerdem werden die körpereigenen Abwehrzellen aktiviert und das Immunsystem gestärkt.”

Die Einrichtung in der Heiglhofstraße 63 fördert die Kinder dementsprechend und hat sich nach der bewegungsarmen Zeit, die der lange Lockdown des letzten Jahres für viele Familien zwangsweise mit sich brachte, nun besonders gefreut, Teil eines Projekts der Felix-Neureuther-Stiftung zu sein. „Beweg dich schlau! Kita” (BDS Kita) heißt das Konzept, das die Stiftung des ehemalige Skirennfahrers und Familienvaters in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München entwickelt hat, und das nun in 20 Einrichtungen deutschlandweit angelaufen ist.

Einfach und dennoch komplex

In einem der Gruppenräume des Montessori Integrationskindergartens steht nun seit einiger Zeit eine große blaue BDS-Kiste, in der sich farbige Reifen und Tücher, Bälle, Seile, Kegeln mit Zahlen, Schwingstäbe, ein Balancierbrett und viele andere Spiel- und Sportgeräte befinden. Begleitend gab es für die Montessori-Pädagoginnen des Kindergartens mehrere online-Einheiten, während derer sie sich mit sogenannten BDS Head-Coaches über das Thema Bewegung und Sport austauschen konnten.

Der Kisteninhalt sei eine „tolle Sache” und ergänze sich wunderbar mit den Montessori-Materialien, sagt Gerlinde Witzemann, die bereits seit fast 35 Jahren in der Heiglhofstraße als Erzieherin arbeitet. Wenn man ihr zuhört, wird klar, wie einfach und dennoch komplex die Montessori-Pädagogik ist. Alle Tätigkeiten des Alltags werden durch Ausprobieren von den Kindern erobert – angefangen beim Gießen und Schütten, über Kneten und Falten bis hin zu Putzen und Schneiden. „Man fängt mit den leichten Dingen an”, erklärt Gerlinde Witzemann. Mit den Erfahrungen würden auch die Fähigkeiten und damit das Selbstbewusstsein zunehmen.

Ganzheitliches Lernen

Entsprechend ist es mit der grobmotorischen Entwicklung. „Die Kinder entdecken ihre körperlichen Fähigkeiten und sollen gleichzeitig den Spaß an der Bewegung drinnen und draußen entdecken.” Bewegung, Turnen und Sport sind dabei nicht unbedingt zu trennen, sie fließen ineinander und verschränken sich in der Montessori-Pädagogik immer auch mit geistigen Anforderungen – mit Farben, Buchstaben und Zahlen.

Wenn die Montessori-Pädagogin mit einer Kinder-Gruppe die mit Zahlen gekennzeichneten Kegel aus der BDS-Kiste holt, so ist es ganz selbstverständlich, dass die Kinder sie in der richtigen Reihenfolge aufbauen. Dann wird ein Hindernislauf rund um die Kegel gestartet, in der Hand ein großer Schöpflöffel mit einem Ball, den es durch den Parcour zu balancieren gilt, ohne dass er herunterfällt. Wenn das doch passiert, wird gemeinsam gelacht – und dann versucht man es eben nochmal und bewegt sich vielleicht ein klein wenig vorsichtiger.

Bevor die Tücher und Ringe zum Einsatz kommen, werden sie nach Farben benannt und sortiert. Mit beiden lassen sich verschiedene Schwungübungen gestalten. Mit den Ringen kann man außerdem auch wunderbar nach den Kegeln werfen, die gar nicht leicht zu treffen sind. Schließlich werden noch die Schwingstäbe ausprobiert. Wenn man sie schnell genug kreisen lässt, ertönt ein lustiges, surrendes Geräusch. „Die Stäbe lockern das Handgelenk. Und das ist wiederum gut fürs Schreiben”, weiß Gerlinde Witzemann.

„Die Kinder motivieren sich gegenseitig”

Zum Abschluss haben die Kinder noch die Gelegenheit zum Stelzenlauf, zum Üben auf einem Balancierbrett und zu einem Geschicklichkeitsspiel mit kleinen Stäbchen, die auf ein Holzeselchen gepackt werden sollen. Und mit den Stäbchen wird gleichzeitig auch gerechnet, denn schließlich müssen sie auf die Kinder aufgeteilt werden. Zuerst werden sie also in Zehnereinheiten gelegt, dann gleichmäßig an die Kinder vergeben – und damit wird ganz spielerisch schon das Dividieren eingeleitet.

„Die Kinder motivieren sich gegenseitig. Sie beobachten, experimentieren und helfen sich gegenseitig”, resümiert Gerlinde Witzemann. „Und damit fördert Bewegung nicht nur die körperliche und geistige sondern auch die soziale Entwicklung.”

north