Öffentliche Gesprächsrunden und Podiumsdiskussionen sind derzeit leider kaum möglich. Wie groß der Bedarf danach dennoch ist, zeigte die Auftaktveranstaltung der Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing (IGG) für die neue Gesprächsreihe mit Bürgern. Bei der Konzeption der Reihe hatte die IGG im Hinterkopf, den Leuten eine Stimme zu geben, die sich merkbar laut um die Gartenstadt sorgt.
„In letzter Zeit – jüngst auch bei der Gräfelfinger Bürgerversammlung – werden die Stimmen in der Bürgerschaft immer lauter, die den Verlust des Gartenstadtcharakters in Gräfelfing befürchten“, erklärte Vorsitzende Uta Wüst die Gesprächsreihe. Kritisiert würden vermehrt Nachverdichtung, Baustile, Materialien und Städtebau. „Diese Sorgen nehmen wir ernst und sind auch innerhalb der IGG immer wieder ein Diskussionsthema.“
Über 25 Leute trafen sich zur ersten Runde im „Gräfelfingers“. „Auch Vertreter der neuen Initiative „Freunde der Gartenstadt“ kamen. Das Interesse zeigt, dass wir einen Nerv getroffen haben“, freute sich Wüst. Den Anfang des Austausches begann sie mit der Fragestellung „Wenn ich an die Gartenstat Gräfelfing denke, denke ich an ….“. „Jeder sollte den Satz beenden. Es war toll, was da auf die Schnelle zusammengetragen wurde.“
Es sei ein vielversprechender Anfang, aus dem sich etwas Konstruktives entwickeln könnte. „Lange Zeit ist in der Gemeinde nichts passiert. Jetzt drücken die Themen rein und fordern uns heraus. Nicht nur Wohnbebauung, sondern auch öffentliches Bauen und öffentliche Plätze stehen dabei im Fokus.“ Die Frage „Stirbt die Gartenstadt?“ sei am Abend oft thematisiert worden, zum Beispiel auch in Hinblick auf die Sanierung und Umgestaltung des Bürgerhauses.
Eine monumentale Betonfassade am neuen Eingangsturm zum Bürgerhaus sei aus der Zeit, so die Meinung der Versammlung. „So wie die Fassade gerade vorgestellt wird, ist sie beliebig. Warm nicht eine Begrünung? Das stünde uns als Gartenstadt doch gut zu Gesicht und schmälert nicht die Architektur des Turms. Das wäre vorbildlich und gartenstadtgerecht“, so Wüst weiter. „Viele dieser Vorschläge werden von uns als Fraktionsanträge formuliert werden. So können wir den Bürgern zusätzlich eine Stimme geben.“
Am Ende wurde die Frage nach dem Sterben der Gartenstadt energisch mit einem „Das lassen wir nicht zu!“ beantwortet. „Wir als IGG freuen uns sehr über die vielen konstruktiven Vorschläge und die Gesprächsbereitschaft. Der Bedarf nach Austausch ist da. Die Gesprächsreihe setzen wir auf jeden Fall mit verschiedenen Themen fort“, so Wüst. „Nur wahrscheinlich nicht gleich. Da müssen wir erst einmal warten, bis Veranstaltungen in diesem Stil wieder erlaubt sind.“