Veröffentlicht am 14.12.2021 12:19

U-Bahn-Verlängerung kostet 530 Bäume

Der BN ruft die Münchner dazu auf, bis zum 20. Dezember ihrem Lieblingsbaum in der Gotthardstraße einen Abschiedsgruß umzuhängen und sich so von den Bäumen zu verabschieden. (Foto: BN)
Der BN ruft die Münchner dazu auf, bis zum 20. Dezember ihrem Lieblingsbaum in der Gotthardstraße einen Abschiedsgruß umzuhängen und sich so von den Bäumen zu verabschieden. (Foto: BN)
Der BN ruft die Münchner dazu auf, bis zum 20. Dezember ihrem Lieblingsbaum in der Gotthardstraße einen Abschiedsgruß umzuhängen und sich so von den Bäumen zu verabschieden. (Foto: BN)
Der BN ruft die Münchner dazu auf, bis zum 20. Dezember ihrem Lieblingsbaum in der Gotthardstraße einen Abschiedsgruß umzuhängen und sich so von den Bäumen zu verabschieden. (Foto: BN)
Der BN ruft die Münchner dazu auf, bis zum 20. Dezember ihrem Lieblingsbaum in der Gotthardstraße einen Abschiedsgruß umzuhängen und sich so von den Bäumen zu verabschieden. (Foto: BN)

Zum Bedauern der Grünen – Rosa Liste wird es wegen der Verlängerung der U5 nach Pasing auch zur Fällung von mehreren hundert Bäumen kommen, weil durch die relativ hohe Lage des U-Bahn-Haltes Laimer Platz und der Abstellanlage an der Haltestelle Willibaldstraße nur die Deckelbauweise möglich ist.

Dazu ist zunächst der Aushub einer einer sehr breiten Baugrube notwendig, die den Erhalt der Bäume in der Gotthardstraße unmöglich macht – selbst wenn man auf die Ersatzspuren für den Autoverkehr verzichten würde. Dies haben wir bereits 2018 prüfen lassen. Westlich der Willibaldstraße wird die Trasse dann in „bergmännischer“ Bauweise weitergeführt, unterirdisch und entsprechend baumschonender.

„Ein bitterer Wermutstropfen”

Dazu sagt Stadtrat Paul Bickelbacher: „Wir freuen uns, die Verlängerung der U5 nun auf den Weg zu bringen. Viele Menschen im Münchner Westen warten schon lange auf den Ausbau dieser Strecke, die einen unverzichtbare Baustein der Verkehrswende in München darstellt. Die Kostensteigerungen sind zwar unangenehm, aber durch erhöhte Anforderungen an die Sicherheit und die Entwicklung der Baupreise erklärbar. Dafür erhalten die beiden neuen U-Bahnhöfe insgesamt drei zusätzliche Aufzüge für einen barrierefreien Zugang. Zudem haben Bund und Freistaat zugesagt, dieses Projekt mit 150 bis 200 Mio. Euro zu bezuschussen.

Stadträtin Sibylle Stöhr ergänzte: „Ein bitterer Wermutstropfen ist, dass so viele Bäume weichen müssen: Zwar wird es Ersatzpflanzungen geben, doch neu gepflanzte Bäume haben bekanntlich ein geringeres Grünvolumen und brauchen viele Jahre bis sie die Funktionen ausgewachsener Straßenbäume in vollem Umfang einnehmen können – als Schattenspender, die einiges von der sommerlichen Hitze auffangen, als CO2-Speicher, als grüne Lungen, für den Arten- und Biotopschutz, und als Identität stiftende ortsbildprägende Zeichen. Diesmal war es leider nicht möglich, die Bäume zu verschonen. Wir werden uns weiter bei jedem Bauprojekt dafür einsetzen,, Baumfällungen zu minimieren. Wir haben außerdem das Baureferat darum gebeten, Bürger*innen vor Ort intensiv über die Gründe für die Fällungen zu informieren und zumindest digitale Informationsveranstaltungen anzubieten.“

BN kritisiert die Stadt

Mit einer Aktion verabschiedet die Kreisgruppe München des BUND Naturschutz (BN) die 530 Bäume, die im Januar in der Gotthardstraße gefällt werden sollen. „Wir finden es mehr als bedauerlich, dass unsere Warnung und unserer Bitte nach erneuter Prüfung der Gleisführung für die neue U5 nicht nachgekommen wurde”, sagt Martin Hänsel, stellvertretender Geschäftsführer des BN. „530 Bäume mit einem Umfang von mehr als 80 cm sollen nun gefällt werden, weil bei der Planung der Baumerhalt keine Priorität hatte. Natürlich ist der BN für die U-Bahn als Teil des Umweltverbundes. Wo dies sinnvoll ist, unterstützen wir auch den Bau neuer U-Bahnlinien. Allerdings muss bei jeder Baumaßnehme der weitestgehende Erhalt der bestehenden Bäume oberste Priorität haben, denn große Bäume haben eine Schlüsselfunktion bei der Anpassung an den Klimawandel genauso wie für die Lebensqualität der Menschen.”

Seit dem BN-Appell von 2018 gegen die Fällung sei „anscheinend nichts” passiert, kritisiert Hänsel. Die Planung werde den Erfordernissen des Klimawandels nicht gerecht. Der BN meint, dass eine alternative Lage der Abstellanlage nie geprüft worden sei, beispielsweise unterhalb der Sportplätze des SV Laim, in unmittelbarer Nähe zum Laimer Platz. Hier wären nicht nur weitaus weniger Bäume betroffen. Die Verlegung der Abstellanlage hätte aus Sicht des BN auch den Vorteil, dass die Gleise wesentlich früher, spätestens ab der Von-der-Pfordten Straße, in die Tiefe tauchen könnten. Damit könnte ein großer Teil der Bäume vor Ort gerettet werden. „Wir hätten uns gewünscht, dass die Stadt das zumindest überprüft“, ergänzt Angela Burkhardt-Keller, Baumschutzexpertin des BN.

Ersatz wird dauern

„Natürlich sollen nach Abschluss der Bauarbeiten die Anzahl an gefällten Bäumen wieder gepflanzt werden. Neu gepflanzte Bäume entfalten allerdings erst nach 40 Jahren ihre volle Wirksamkeit für das Stadtklima hinsichtlich Verschattung, Kühlung und Sauerstoffproduktion. Was passiert während dieser 40 Jahre? Der Klimawandel schreitet voran und wir brauchen schon jetzt jeden Großbaum, der das weitere Aufheizen unserer Stadt abmildert. In München werden pro Jahr rund 2000 Bäume gefällt und nicht ersetzt, das ist für eine Stadt, die zukunftsfähig sein will, einfach zu viel. Gerade bei Planungen der öffentlichen Hand muss der Erhalt von Bäumen innerstädtisch absolute Priorität haben, da Bäume den größten Beitrag zu einem kühleren und gesünderen Stadtklima leisten.“

Aktion bis 20. Dezember

Der BN ruft die Münchner dazu auf, bis zum 20. Dezember ihrem Lieblingsbaum in der Gotthardstraße einen Abschiedsgruß umzuhängen und sich so von den Bäumen zu verabschieden.

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