Gleiches Recht für alle: Heißt das, dass Mädchen und Jungs in gleicher Weise jederzeit Zugang zu öffentlichen Sportanlagen haben sollten? Oder würde vielmehr gleiches Recht geschaffen, wenn Mädchen zu extra festgelegten Zeiten, ein ausschließliches Nutzungsrecht für Sportanlagen bekämen, um so „auch mal dran“ zu sein? Im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) wurde dies jüngst kontrovers diskutiert. Anlass dazu bot ein von der SPD-Fraktion gestellter Antrag, worin geschlechterdifferenzierte Nutzungszeiten von Sportanlagen im öffentlichen Raum gefordert werden. Die öffentlichen Anlagen, wie der „Street-Skatepark“ im Hirschgarten, seien meist männlich dominiert, argumentierten die Antragsteller. So sei etwa am Eröffnungswochenende nach der Sanierung des Skateparks dort kein Mädchen zu sehen gewesen. „Häufig stehen jedoch auch Mädchen daneben und trauen sich nach eigener Aussage nicht auf die Anlage“, erklärt die SPD-Fraktion.
„Durch die Errichtung von Hinweisschildern mit genau definierten Nutzungszeiten nur für Mädchen können die Skaterinnen ihr Recht auf Nutzung mit Hinweis auf die Schilder erklären“, heißt es im jüngst im BA 9 diskutierten SPD-Antrag. Mit speziell für Märchen vorbehaltenen Zeiten, könnten sie sich trauen, die Skateanlage auszuprobieren. Aber auch eine gute Beleuchtung, keine dunklen Ecken, einsehbare Weggestaltungen und höhere Ansprüche an die sanitären Bereiche sehen die Antragsteller als „wesentliche Aspekte der Anforderungen an die Gestaltung gendergerechter Anlagen“. Mehr Licht und bessere Ausstattung befürwortet die breite Mehrheit im BA. Ob aber die festgelegten Nutzungszeiten dabei helfen, dass mehr Mädchen den Skatepark im Hirschgarten befahren? Franziska Velte (CSU) vergleicht: „Das wäre, als würde man die Fußgängerzone am Samstag nur für Männer freigeben. Aber deshalb gehen nicht unbedingt mehr Männer einkaufen.“ Auch bezweifelt sie, ob es rechtens wäre, Jungs, wenn auch nur zu bestimmten Zeiten, von der öffentlichen Anlage auszuschließen. Den „falschen Ansatz“ findet das auch Felix Meyer (FDP). Besser fände er es, wenn etwa Workshops für Mädchen oder ähnliches angeboten würden, anstatt die Buben auszugrenzen. Problematischer als die Geschlechterfrage sei jene der Altersgruppen, ergänzt Andreas Staufenbiel (Freie Wähler). Er schlägt daher bestimmte Zeiten für Anfänger und Fortgeschrittene vor. Auch sei fraglich, wie in der Einteilung von männlich und weiblich das sogenannte dritte Geschlecht zudem ausgegrenzt würde: „Auch eine zeitlich befristete Diskriminierung bleibt eine Diskriminierung.“
Fürsprecher findet der SPD-Antrag indes bei der Grünen-Fraktion. „Es geht darum, Mädchen zu fördern“, meint etwa Claudia Wirts (Grüne). Es gebe Mädchenschulen ebenso wie Projekte, die sich besonders an Mädchen oder Jungs richten. „Der BA hat selbst schon Treffpunkte und Orte speziell für Mädchen gefordert“, ergänzt BA-Vorsitzende Anna Hanusch (Grüne). In der Mehrheit von SPD und Grüne wurde der Antrag auf geschlechterdifferenzierte Nutzungszeiten, besonders für den Skatepark im Hirschgarten, verabschiedet. Ein Jahr lang will man diese ausprobieren und danach evaluieren. Zusätzlich sollen spezielle Angebote für Mädchen stattfinden. Willi Wermelt (SPD), Initiator des Antrags, freut sich: „Wir haben bisher sehr positive Erfahrungen mit exklusiven Angeboten für Mädchen gemacht. Ich freue mich, dass die Mädchen in Neuhausen-Nymphenburg nun die Chance bekommen, sich den öffentlichen Raum ein Stück weiter zu erobern.“ Der Antrag wird nun vom Referat für Bildung und Sport geprüft.