Veröffentlicht am 23.02.2022 00:00

Die Pinguine sind wieder da


Von Susanne Hauck [ha] (susanne.hauck.icking@gmx.de, sha)
Die Pinguine an der Wand sehen zwar lustig aus, aber sie haben eine ernste Botschaft. Künstler Sebastian Jung (rechts) und Museumsleiter Benjamin Tillig. (Foto: Susanne Hauck)
Die Pinguine an der Wand sehen zwar lustig aus, aber sie haben eine ernste Botschaft. Künstler Sebastian Jung (rechts) und Museumsleiter Benjamin Tillig. (Foto: Susanne Hauck)
Die Pinguine an der Wand sehen zwar lustig aus, aber sie haben eine ernste Botschaft. Künstler Sebastian Jung (rechts) und Museumsleiter Benjamin Tillig. (Foto: Susanne Hauck)
Die Pinguine an der Wand sehen zwar lustig aus, aber sie haben eine ernste Botschaft. Künstler Sebastian Jung (rechts) und Museumsleiter Benjamin Tillig. (Foto: Susanne Hauck)
Die Pinguine an der Wand sehen zwar lustig aus, aber sie haben eine ernste Botschaft. Künstler Sebastian Jung (rechts) und Museumsleiter Benjamin Tillig. (Foto: Susanne Hauck)

Sebastian Jung widmet sich dem Thema Klimakrise auf eine neue Art. Er will die Menschen zum Nachdenken über den ausbeuterischen Umgang mit der Erde bringen, und er tut dies mit außergewöhnlichen Mitteln. Eigentlich ist der Starnberger See ist ja nicht gerade das natürliche Habitat der vom Aussterben bedrohten Pinguine. Und so staunten die Leute nicht schlecht, als überall an der Starnberger Uferpromenade Plakate zur Rettung der Bewohner der Eiswüste am Südpol aufriefen. Verstärkt wurde die Aktion mit aus Dämmstoffplatten ausgesägten Pinguin-Skulpturen, die sich überall in der Dauerausstellung im Museum Starnberger See breitmachen durften. Jetzt ist der junge Künstler mit einer eigenen Ausstellung im Museum zurück.

„Er ist der vielleicht präziseste Chronist unserer Zeit“, schwärmt Museumsleiter Benjamin Tillig über Sebastian Jung. Er hat dessen Arbeiten verfolgt, seitdem Jung 2017 eine beklemmende Ausstellung zur Terrorgruppe NSU im Münchner Stadtmuseum realisierte. Tillig ist begeistert davon, wie es der gebürtige Jenaer schafft, nur mit einem Bleistift auf einem kleinformatigen Blatt Papier das oft gestörte Verhältnis der Menschen zu ihrer Umwelt zu dokumentieren. „Schwere Themen mit leichtem Strich.“ Ausgehend von den Zeichnungen entwickelt er Collagen, Malereien, Skulpturen und Performances.

Genauer Beobachter

Sebastian Jung beschäftigt sich mit vielen gesellschaftlichen Aspekten und sieht diese nicht nur mit der Brille des Künstlers, sondern auch des Soziologen. So beobachtet und zeichnet er an außergewöhnlichen Orten, auch auf Erotik-Messen, Nazi-Demos, im Einkaufszentrum oder im Zoo. Am Starnberger See widmet er sich der Natur und dem Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt. Die Ausstellung basiert auf dem Projekt „Bio Bio SUV” – ein Umwelt-Kunstprojekt, das an mehreren Orten Deutschlands stattfindet. Auf den schönen Titel „Bio Bio SUV“ ist Jung übrigens nach einem Besuch im Buchheim-Museum gekommen. Er habe den Bus verpasst und deshalb zu Fuß zurücklaufen müssen, und sich dabei über all die dicken Autos hinter den hohen Hecken gewundert. „Mit dem SUV zum Einkaufen in den Bio-Supermarkt“, wunderte sich der Künstler über den Widerspruch.

Neue Perspektiven

Museumsleiter Benjamin Tillig will den Besuchern neue Perspektiven eröffnen.“Ein Museum soll nicht nur den Blick zurück in die Vergangenheit und Heimatgeschichte richten, sondern auch die Gegenwart und vielleicht sogar die Zukunft betrachten.“ Mit dem Feedback zu der Pinguin-Aktion im Herbst zeigt er sich sehr zufrieden.Klar, manche hätten ins Gästebuch geschrieben, was das alles soll, andere wären sehr aufgeschlossen gewesen. Viele Besucher wurden erst recht aufmerksam und hatten Spaß daran, sich mit den Pinguin-Plakaten und ihrer irritierenden Botschaft fotografieren zu lassen. Schwere Kost müsse nicht immer bierernst vermittelt werden, da sind sich Tillig und Jung einig. „Der einzelne ist mit so einem Thema überfordert“, erklärt Tillig. „Und so gibt es einen Moment zum Luftholen.“ Einen Nerv haben sie trotzdem damit getroffen. „Ich würde den Pinguinen gern helfen, aber ich weiß nicht wie“, antwortet ein kleiner Junge bekümmert im Begleitfilm zur Ausstellung. Ein berührender Moment und eine beklemmende Botschaft: Allein können wir die Welt nicht retten.

Die Ausstellung „Die Pinguine retten die Welt“ im Museum Starnberger See läuft bis 5. Juni. Es gibt dabei auch eine Malstation für Kinder und begleitende Führungen, weiteres Programm ist in Planung.

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