Veröffentlicht am 09.03.2022 00:00

„Unter schlechten Vorzeichen”


Von Livia Schommer [lsc] (livia.schommer@muenchenweit.de, lsc)
Klein und hilflos: Ein vor Fahrradreifen und Hunden gerettetes Kiebitzjunges aus dem Aubachweg vom März 2018. (Foto: privat)
Klein und hilflos: Ein vor Fahrradreifen und Hunden gerettetes Kiebitzjunges aus dem Aubachweg vom März 2018. (Foto: privat)
Klein und hilflos: Ein vor Fahrradreifen und Hunden gerettetes Kiebitzjunges aus dem Aubachweg vom März 2018. (Foto: privat)
Klein und hilflos: Ein vor Fahrradreifen und Hunden gerettetes Kiebitzjunges aus dem Aubachweg vom März 2018. (Foto: privat)
Klein und hilflos: Ein vor Fahrradreifen und Hunden gerettetes Kiebitzjunges aus dem Aubachweg vom März 2018. (Foto: privat)

In diesen trüben Tagen freut man sich über warme Sonnenstrahlen - so auch der erste Kiebitz, der seit einigen Tagen auf dem Acker unterhalb des Hechendorfer Bahnhofs angekommen ist. Die Kreisgruppe Starnberg des BUND Naturschutz (BN) sieht für die diesjährige Kiebitzbrut-Saison in Seefeld-Hechendorf sehr große Probleme. „Die Untere Naturschutzbehörde (UNB) hat uns nicht nur von der Betreuung ferngehalten sondern sich auch geweigert, mit uns zu sprechen”, bedauert Günther Schorn, Kreisvorsitzender beim BN Starnberg. Dadurch sei eine gefährliche Situation für die Kiebitze entstanden. Wenn es in diesem Jahr zum dritten Mal infolge nicht zum Erfolg bei der Brut kommt, so könne „diese einzige Kolonie zwischen Landsberg und Rosenheim verlöschen”.

Keine guten Voraussetzungen

„Zwar ist eine Brache von zirka 1,2 Hektar freigelassen, aber die darauf befindlichen Nassstellen sind zugewachsen und damit für den Kiebitz unbrauchbar. Auch die Wintereinsaat rundum lässt nichts Gutes erwarten, denn alle Studien zeigen, dass der Bruterfolg bei Wintergetreide gegen Null geht durch die schnell aufwachsende und viel zu dichte Ansaat”, wie Schorn erklärt. Kopfzerbrechen bereitet dem Kreisvorsitzenden auch die Pflege des Elektrozaunes, der eigens zum Schutz der Vögel aufgestellt wird. „Wie im vergangenen Jahr soll um die Brache wieder ein Elektrozaun aufgestellt werden. Im Gegensatz zum letzten Jahr soll dieser gepflegt werden, damit er durchgängigen Schutz durch den Strom bietet. Doch wie das erfolgen soll, bleibt weiterhin ungeklärt. Denn meist fällt der Pflegetermin in die kritische Jungenaufzuchtphase oder in die Zweitbrut, in der eine längere Begehung des Ackers schnell zu Störung und damit einer Unterkühlung oder Überhitzung der aufgescheuchten Pulli führen kann. Dies hat dann den Tod der Brut zur Folge.”

Kritik an der Naturschutzbehörde

Der BUND Naturschutz (BN) will die gute Arbeit der Ortsgruppe fortsetzen, die immerhin zu drei erfolgreichen Jahren mit über 20 Kiebitzjungen geführt hat. Seit der vollständigen Übernahme durch die Untere Naturschutzbehörde (UNB) und Arbeitsgemeinschaft Starnberger Ornithologen (ASO) im Jahr 2020 konnte keine Kiebitzbrut mehr flügge werden. Dadurch liegt die Reproduktionsrate bei Null. Auf die Mitarbeit des BN hat man seit zwei Jahren verzichtet. „Ich kritisiere die fachlich fragwürdige Lösung, denn leider war die Untere Naturschutzbehörde zu einem fachlichen Austausch mit den ehrenamtlichen Naturschützerinnen und Naturschützer des BN nicht bereit. Man hätte eine kreative Lösungen finden können, um eine Wiederholung des letztjährigen Desasters, bei dem alle neun Jungvögel verloren gingen, abwenden zu können”, wie BN-Kreisvorsitzender Schorn bedauert.

Überleben gewährleisten

Die zusätzliche Verkleinerung des Brutareals durch das diesjährige Wintergetreide bietet den ehemals sieben Brutpaaren keinen ausreichenden Platz zum Brüten. Der Versuch der Brutplatzlenkung, den die UNB Starnberg empfiehlt, führt beim Kiebitz zu einer Verkleinerung der lokalen Population. Denn die Kiebitze bevorzugen einen Abstand von 30 bis 40 Metern zwischen den Gelegestandorten. Der BN Starnberg hat sich nun mit einer Bitte zu einem Termin an die Höhere Naturschutzbehöre bei der Regierung von Oberbayern gewandt, damit für die Kiebitze eine gute Lösung gefunden wird, die ihr Überleben in Seefeld-Hechendorf gewährleistet. „Die diesjährige Planung der Behörden steht unter einem schlechten Vorzeichen”, betont Günter Schorn. „Es bleibt zu hoffen, dass die Vorgehensweise nicht die gesamte Population auslöscht und sich das Blatt für die Kiebitze noch zum Guten wendet. Der BN bittet Spaziergänger und Radfahrer, das Brutareal zu meiden und Hunde nicht auf den angrenzenden Wiesen stöbern zu lassen.”

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