Graue Fassaden, graue Laptops, graue Gesichter: doch inmitten eines Münchner Bürokomplexes gibt es einen grünen Farbtupfer, der inmitten des Alltagsgraus leuchtet: Auf einer Fläche von gut 250 Quadratmeter – etwa die Größe eines Tennisfeldes – wachsen hier Salate, Kräuter und Senfsaaten direkt in einem Großraumbüro, während drumherum gearbeitet wird. Bis zu 5.330 Kilo leckeres und gesundes „Grünzeug“ können so pro Jahr geerntet werden. Wie dafür Platz ist? Ganz einfach: in Lagen!
Bei der besonderen Plantage handelt es sich um einen sogenannten Grow Tower nach dem Vertical-Farming-Prinzip. Das bedeutet: Pflanzen werden auf einer bestimmten Grundfläche in einer Art Regalsystem auf verschiedenen Ebenen übereinander angebaut (quasi in einem Turm). Wo sonst nur ein Salatkopf wächst, ist so Platz für vier. Auch der Ertrag vervierfacht sich. Gerade für Großstädte wie München, wo Flächen rar sind, eine spannende und zukunftsweisende Möglichkeit.
Und wie kommt der grüne Turm nun mitten in ein Sendlinger Büro? Es ist die europäische Dependance des international agierenden Vertical-Farming-Marktführers Kalera. Der Büro-Turm dient als Testfeld für neue Projekte und Produkte. Von hier aus wurden schon Mega-Farmen – so heißen die sehr, sehr, sehr viel größeren Geschwister des Grow Towers – in Singapur und Kuweit entwickelt. So kommt der kleine Feldsalat aus München in die weite Welt!
Der Grow Tower ist ein in sich komplett geschlossenes System, bei dem sonst in der Natur unkontrollierbare Parameter wie Temperatur, Licht und Wasser so gesteuert werden können, dass das ganze Jahr über angebaut werden kann. Umschlossen wird der Grow Tower von einer Klimazelle, die eine konstante Mikroumgebung schafft und zudem vor Schädlingen schützt, ein Höchstmaß an Energieeffizienz gewährleistet und den Einsatz von Pestiziden überflüssig macht. Zentraler Bestandteil der Technik ist die Klimatisierung, mit der die gewünschten, naturnahen Bedingungen imitiert werden. So besteht zu jeder Tages- und Nachtzeit ein idealer Mix aus Umgebungstemperatur, Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeit, woraus das optimiertes Wachstumsverhalten der Pflanzen resultiert. Durch die nachhaltige Wassernutzung wird zudem im Vergleich zum konventionellen Anbau bis 95 % Wasser eingespart.
Wer sich das Ganze einmal persönlich ansehen möchte, hat dazu im EDEKA Markt Stadler + Honner in Unterföhring die Möglichkeit. Das ist Deutschlands erster Supermarkt, in dem Lebensmittel direkt angebaut und frisch geerntet werden. Auf der gut 80 Quadratmeter großen Grundfläche wachsen auf vier Etagen bis zu 5.800 Töpfe Eichblattsalat, Senfkräutern, Basilikum und vieles mehr. Pro Tag können so bis zu 400 Pflanzen geerntet werden.