Veröffentlicht am 30.03.2022 00:00

Schein und Sein


Von Susanne Hauck [ha] (susanne.hauck.icking@gmx.de, sha)
Hans-Günther Kaufmann veranstaltet mit Elisabeth Carr eine Ausstellung über zwei wichtige Weggefährten, Christine Kaufmann und Abt Odilo. (Foto: Susanne Hauck)
Hans-Günther Kaufmann veranstaltet mit Elisabeth Carr eine Ausstellung über zwei wichtige Weggefährten, Christine Kaufmann und Abt Odilo. (Foto: Susanne Hauck)
Hans-Günther Kaufmann veranstaltet mit Elisabeth Carr eine Ausstellung über zwei wichtige Weggefährten, Christine Kaufmann und Abt Odilo. (Foto: Susanne Hauck)
Hans-Günther Kaufmann veranstaltet mit Elisabeth Carr eine Ausstellung über zwei wichtige Weggefährten, Christine Kaufmann und Abt Odilo. (Foto: Susanne Hauck)
Hans-Günther Kaufmann veranstaltet mit Elisabeth Carr eine Ausstellung über zwei wichtige Weggefährten, Christine Kaufmann und Abt Odilo. (Foto: Susanne Hauck)

Was war Christine Kaufmann für eine tolle Frau. Gefeiert und bewundert für ihre Schönheit und ihr Talent. „Aber sie war nie glücklich“, bedauert Hans-Günther Kaufmann bei einem Pressegespräch. „Sie war ihr Leben lang auf der Suche.“ Als Fotograf hat Kaufmann seine berühmte kleine Schwester oft abgelichtet. Es sind Bilder mit einem ganz privaten und einfühlsamen Blick auf Christine Kaufmann. Viele dieser bislang größtenteils noch unveröffentlichten Fotos sind ab Mai in einer von Elisabeth Carr („KunstRäume am See“) veranstalteten Ausstellung in Kempfenhausen zu sehen. Zustandegekommen ist die Verbindung zwischen Carr und Kaufmann durch eine gemeinsame frühere Bekannte, die verstorbene Mathilde Steininger, Sie war nicht nur die frühere Eigentümerin der historischen Villa Musinan, in der Carr lebt, sondern kümmerte sich auch liebevoll wie eine Großmutter um die beiden Flüchtlingskinder Hans-Günther und Christine Kaufmann. „Sie war eine herzensgute Frau, die Liebe, die sie gegeben hat, vergisst man nicht“, so Kaufmann, der oft nur Günther genannt wird.
Denn so etwas wie eine unbeschwerte Kindheit hatten die beiden Geschwister nicht, die einer deutsch-französischen Liebe mitten im Krieg entstammen. Günther kam als Zwölfjähriger nach Deutschland. Gleich nach der Ankunft habe man ihn in ein Kino geführt und er habe staunend seine kleine Schwester als „Rosen-Resli“ auf der Leinwand erlebt, erinnert er sich. Christine war damals schon ein Kinderstar. Schlagzeilen machte die junge Filmschauspielerin, als sie in Hollywood drehte und US-Star Tony Curtis heiratete. Auch ihr Bruder schlug eine kreative Laufbahn ein, wurde ein gefragter Fotograf für Mode und Werbung, konnte sich mit 19 den ersten Jaguar kaufen und mit Models um die Welt jetten. „Man wollte nach dem Krieg etwas gelten“, sagt er. „Vieles davon war aber nur Angeberei.“

Kleine Schwester, großer Freund

Während Christine ihre Rolle in der Glamourwelt bis zum Schluss weiterlebte, geriet ihr Bruder mit Ende 20 in eine Sinnkrise, der erfolgreiche Fotograf hatte genug vom Glitzer und der Jagd nach Sensationen. Weil er seinem kleinen Sohn ein bodenständigeres Leben ermöglichen wollte, zog er aufs Land und wandte sich fortan spiritueller Fotografie und religiösen Themen zu, veröffentlichte Bücher, drehte viel für den BR. Im Rahmen eines Buchprojekts lernte er Abt Odilo Lechner kennen, dessen Weite des Herzens und des Geistes ihn tief beeindruckten. Kaufmann bezeichnet Odilo und Christine als seine beiden wichtigsten Weggefährten. Der kleinen Schwester und dem großen Freund widmet er nun die Ausstellung. Beide Lichter, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, sind 2017 erloschen. „Während er vom Wesen her in sich ruhte, stand sie ständig außer sich.“ Seiner oft chaotischen Schwester hätte er mehr Frieden und Stabilität gewünscht. Einige Zeit vor ihrem Tod habe sie zu ihm den traurigen Satz gesagt: „Günther, du glaubst nicht, wie anstrengend es ist, immer schön sein zu müssen.“ Deswegen hat er mit seiner Ausstellung auch eine besondere Botschaft: „Am Glamour sollte man sich nicht orientieren, Glamour ist ein kaltes Licht“, so Kaufmann.

Führung mit Erinnerungen

Mit der Kamera hat Günther Kaufmann versucht, das spirituelle Wesen den Benediktiner-Abts zu visualisieren. Dazu sind Bilder voller Poesie von Christine Kaufmann in verschiedenen Lebensaltern zu sehen. Die jungen Geschwister als „Easy Rider“ auf dem Motorrad, Christine Kaufmann als sphinxhafte Kindfrau am Tag vor der Geburt des ersten Kindes. Tony Curtis sei wahnsinnig aufgeregt gewesen vor der Geburt und habe lauter Checklisten geschrieben, um nichts zu vergessen, erzählt Kaufmann, bei der Fahrt zur Klinik sei Curtis so aus dem Häuschen gewesen, dass er die hochschwangere Christine mit ihrem Wöchnerinnenkoffer am Haus stehen ließ. Christine mit ihren Kindern, als „Waldfee“ auf einer Lichtung, als Nixe in einem Swimmingpool.
Vom 22. Mai bis 19. Juni 2022 sind die einmaligen Fotografien im Schloss Kempfenhausen zu sehen. Dazu stehen Lesungen und sehr persönliche Führungen mit Günther Kaufmann auf dem Programm (22. und 29. Mai, 5., 12. und 19. Juni). Außerdem wird ein Filmdokument von Abt Odilo präsentiert. Christine Kaufmann hatte einen besonderen Bezug zum Schloss Kempfenhausen. Kurz vor ihrem Tod besuchte die Schauspielerin diesen Ort. Sie plante dort eine Lesung. Dazu kam es jedoch nicht mehr. Programm und Karteninfo unter www.kunstraeume-am-see.de.

north