Es ist kein schönes Thema, aber wichtig: Auch in der Grundschule an der Werdenfelsstraße war es an der Zeit, mit den Kindern über den Krieg in der Ukraine zu sprechen. „Man merkt, dass den Kindern etwas am Herzen liegt, wenn es zur Pause klingelt und sich die Hälfte der Klasse anstatt hinauszugehen rund um das Pult versammelt und weiterreden will”, sagt die Lehrerin der Klasse 4a. Beim Malen und Basteln von Friedenssymbolen waren die Schüler ebenfalls mit Feuereifer dabei.
Aufgrund von derart verunsichernden oder sogar beängstigenden Ereignissen fühlen sich Kinder häufig machtlos, was dann wiederum Ängste auslösen oder sie verstärken kann. Darum ist es für Kinder immer sehr wichtig, darüber zu sprechen und auch selbst etwas tun zu können, um die Situation zu verbessern. Und tatsächlich können auch schon Erstklässler dazu beitragen, anderen zu helfen.
Dazu gab es dann auch reichlich Gelegenheit, denn der Elternbeirat organisierte einen Spendenbasar, für den jede Klasse etwas Frühlingshaftes basteln und verkaufen durfte. Zudem hatten die Eltern sich als hervorragende und kreative Bäcker entpuppt. Resultat war ein umfangreiches Kuchenbuffet.
Um die Kinder für ihr tolles Engagement zu belohnen, gab es noch ein besonderes „Schmankerl”. Die bekannte Künstlerin Ellen Sick sponserte zwei Leinwände mit in den ukrainischen Farben gelb-blau bemalten Friedenstauben. Hierauf durften alle Grundschüler unterschreiben, um das Zusammengehörigkeitsgefühl in diesen schweren Zeiten zu stärken. Das Kunstwerk ist in den nächsten Wochen in der Schule zu bewundern. Sonja Kirchhoff, Vorsitzende des Elternbeirats, zeigte sich mit den Einnahmen von über 2.000 Euro mehr als zufrieden: „Dass am Ende so viel zusammenkommt, hätten wir nicht gedacht. Bei allen, die hier zusammengeholfen und gespendet haben, möchte ich mich herzlich bedanken. So können wir gerade den ukrainischen Kindern, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, den Start ein wenig erleichtern.”
Die finanzielle Unterstützung kommt gerade rechtzeitig. „Ende März wurden auch schon die ersten ukrainischen Kinder an unserer Schule aufgenommen”, berichtet Rektorin Stefanie Stöckle, „und das ist natürlich nicht einfach, denn die Kinder sprechen kein Deutsch. Oft kennen sie auch die lateinische Schrift nicht, denn in der Ukraine wird kyrillisch geschrieben. Die Kolleginnen versuchen aber trotzdem, für ihre neuen Schulkinder alles bestmöglich vorzubereiten. Nicht nur im Lehrerzimmer werden Tipps, Unterrichtsmaterialien, Lernspiele und Internetadressen dafür ausgetauscht. Deutschlandweit haben sich Lehrer vernetzt und arbeiten an dieser großen Aufgabe zusammen.”
Auch die Pfiffikus-Hausaufgabenbetreuung der Grundschule an der Werdenfelsstraße hatte sich sofort gemeldet und für die neuen Schüler am Nachmittag kostenlose Deutschlernstunden angeboten. „So bekommen die Kinder zusätzliche Deutschstunden und können sich auch untereinander einmal kennenlernen”, erklärt die Vorsitzende Claudia-Maria Esser. „Bisher können wir den Förderbedarf noch halbwegs decken, da wir eine Brückenlehrkraft haben und als Praktikumsschule der LMU auch auf einige studentische Helfer zurückgreifen können”, resümiert Stefanie Stöckle. „Der Flüchtlingsstrom hat aber gerade erst begonnen und man kann davon ausgehen, dass die nächsten Kinder, die hier ankommen, sehr viel mehr von dem Krieg und den Angriffen mitbekommen haben werden. Neben weiteren Lehrkräften wird sicher auch psychologische Unterstützung nötig sein. Spitze wäre es natürlich, wenn sich noch ein oder zwei ukrainische Lehrkräfte finden würden, um die neuen Schüler hier zu unterstützen.”