Das Leben neu erwecken | Wochenanzeiger

Das Leben begrüßen, die Pandemie überwinden: Die Schäffler tanzen in diesem Jahr aus der Reihe. Ausnahmsweise sind noch keine sieben Jahre vergangen, und doch grüßen die Männer mit den grünen Hüten und den roten Jacken heuer die Münchnerinnen und Münchner mit ihrem historischen Tanz und den frohbeschwingten Klängen ihrer Musik, die neues Leben erwecken sollen. „Durch die Pandemie der Jahre 2020 bis 2022 ist die Münchner Bevölkerung verunsichert und an das schreckliche Pestjahr 1517 erinnert. Verödet war damals die schwer heimgesuchte und schier dem Untergang geweihte Stadt, als die Schäffler mit frischem Mut durch die Straßen tanzten”, so Christoph Saur, 1. Schriftführer beim Fachverein der Schäffler Münchens. „Wirklich rein ist die Luft sicher noch nicht. Die Ansteckungsgefahr ist weiterhin nicht zu unterschätzen, die pandemische Lage noch nicht beendet”, so Saur. Und dennoch: „Wir sind an dem Punkt, an dem man sagen kann, dass das Leben weitergeht. Dies ist für uns damit der Moment, an dem wir guten Gewissens unser persönliches Zeichen setzen können, auf das die Münchner*innen schon so lange sehnsüchtig warten.”

Zuletzt tanzten die Schäffler im Jahr 2019, der nächste reguläre Termin wäre somit im Jahr 2026 gewesen. Denn so will es die Tradition: alle sieben Jahre führen die Schäffler ihren historischen Tanz auf. Erstmals nachgewiesen ist der Münchner Schäfflertanz für das Jahr 1702. Die Legende zum Schäfflertanz setz allerdings früher an: Sie besagt, dass die Münchner Schäffler erstmals im Jahr 1517 für die von der Pestepidemie gebeutelten Münchnerinnen und Münchner tanzten. Die Menschen sollen damals Angst gehabt haben ihr Haus zu verlassen. Die Schäffler, so heißt es, tanzten vor den Fenstern der Menschen um das öffentliche Leben wieder in Gang zu bringen. Warum die Schäffler ihren Tanz nur alle sieben Jahre aufführen ist nicht eindeutig geklärt. So soll sich der Aufführungsturnus nach der angeblich alle sieben Jahre aufgekommenen Pest gerichtet haben. An anderer Stelle heißt es, dass die Zahl Sieben eine Glückszahl ist. Eine weitere Erklärung geht auf Herzog Wilhelm IV. zurück. Er hätte den Schäfflern das Recht gegeben, alle sieben Jahre ihren Tanz aufzuführen, um ein Überhandnehmen von Festen zu verhindern. „Aus 505 Jahren Vergangenheit ist uns damit ein Brauchtum überliefert worden, das in der wechselvollen Geschichte bis zur Gegenwart der heutigen Millionenstadt München hoch in Ehren gehalten wird”, so Saur.

„Schon bald nach Pandemiebeginn begannen die Münchner*innen, uns auf die geschichtlichen Parallelen hinzuweisen und drückten den Wunsch aus, dass die Münchner Schäffler mit ihrem Tanz ein Zeichen zum Ende der Pandemie setzen sollten”, berichtet Saur. „Selbstverständlich sind wir uns unserer Geschichte und Tradition und den Parallelen zur aktuellen Situation von Anfang an bewusst gewesen. Daher haben wir auch bereits sehr früh vereinsintern erste Überlegungen zu einer möglichen Schäfflertanzaufführung nach Corona angestellt. Aber wie uns die Geschichte des Schäfflertanzes erzählt, sollte es auch dieses Mal erst dann wieder sein, „wenn die Luft wieder rein ist“.”

In der Zeit von Donnerstag, 5. Mai, bis einschließlich Sonntag, 8. Mai, tanzen die Schäffler ausnahmsweise außer der Reihe. Dieses Mal als Schäfflertanz Sonderedition 2022 - Schäfflertanz für das Leben. „Wir starten am Donnerstag, 5. Mai, um 12 Uhr mit dem traditionellen Tanz vor dem Landesfürsten, heute dem Bayerischen Ministerpräsidenten vor der Staatskanzlei. Am Samstag, 7. Mai, um 10.30 Uhr findet auf dem Marienplatz dann der Auftritt vor dem Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München statt”, so Saur. Weitere Informationen unter www.schaefflertanz.com im Internet.