Die Partie beim Hannoverschen Sportverein von 1896 II war für den TSV 1860 München im Vorfeld als „Charaktertest” deklariert worden. Von dreizehn Endspielen im Kampf um den Klassenerhalt sprach Löwen-Trainer Patrick Glöckner kürzlich. Das erste davon gewannen die Giesinger bei den Niedersachsen mit 3:1 (0:1). Zehn Punkte trennen die beiden Teams nun in der Tabelle. Es scheint, als hätte die 3. Liga mit Hannover 96 II nach Schlusslicht SpVgg Unterhaching vorzeitig ihren zweiten Absteiger gefunden.
Um die zwei weiteren Abstiegsplätze „bewirbt” sich ligatypisch noch die Hälfte aller Mannschaften. Zwischen Platz 11 und dem ersten Abstiegsplatz liegen nur fünf Punkte – in der Endabrechnung kann es jeden noch erwischen. Im Eilenriedestadion, einem 5.000 Zuschauer fassenden Kleinstadion am Rande des Stadtwaldes, trägt Hannover 96 die Spiele seiner Jugend- und Reservemannschaften aus. Die Anlage ist Teil des Nachwuchsleistungszentrums des Zweitligisten. Mehr als die Hälfte der 2.925 Besucher am Samstag waren Fans des TSV 1860 München.
Eine gute Stunde lang durften die jungen Hannoveraner noch hoffen. Denn die Gäste schienen auf unfassbare Weise vom Pech verfolgt. Nicht nur, dass der bei seinem Kurzzeitengagement in München komplett erfolglos gebliebene Valmir Sulejmani auf Vorlage des schnellen Sean Busch die Niedersachsen mit ihrer ersten Chance im Spiel die 1:0-Halbzeitführung bescherte (26. Min.). Nein, die Münchner Löwen verhinderten auch noch selbst nach Wiederanpfiff den verdient gewesenen Ausgleich. Nach einem Eckball von Tunay Deniz konnte Hannovers Keeper Leon-Oumar Wechsel den Ball nicht festhalten, Löwen-Kapitän Jesper Verlaat köpfte aus fünf Metern reaktionsschnell aufs Tor und traf bei seinem Versuch den einzig im Weg stehenden Spieler – seinen Kollegen Philipp Maier, der sich vor einer möglichen Abseitsstellung hinter die Torlinie hatte retten wollen (50. Min.). Den mitgereisten Anhängern der Weiß-Blauen stand das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben.
Doch dann kehrte das Spielglück zu den Sechzgern zurück. Nach einem Foul an Maximilian Wolfram bekamen die Blauen, fast 30 Meter vor dem Tor, einen Freistoß aus halblinker Position zugesprochen. Deniz erkannte, dass Torhüter Wechsel auf eine Flanke in den Strafraum spekulierte und setzte den Ball zur Überraschung aller direkt zum 1:1 ins Netz (66. Min.). Kurz darauf forderten die Münchner einen Handelfmeter, weil sich Eric Uhlmann beim Klärungsversuch selbst an die Hand geschossen hatte, doch der Schiedsrichter wollte dem nicht folgen.
Ein weiterer Eckball von Deniz brachte kurz darauf die Führung für die Gäste. Hannovers Abwehr konnte den Ball nicht weit genug aus der Gefahrenzone klären und der eingewechselte Julian Guttau traf mit einer sehenswerten Direktabnahme von der Strafraumgrenze zum 1:2 (70. Min.). Für die endgültige Entscheidung sorgte der zur Halbzeit eingewechselte Patrick Hobsch. Wieder war Deniz am Tor beteiligt. Seinen Freistoß aus dem rechten Halbfeld lenkte der Mittelstürmer per Kopf zum 1:3 ins Netz (76. Min.). In der Schlussviertelstunde warfen die Hannoveraner noch einmal alles nach vorne, ohne jedoch zu zwingenden Torchancen zu kommen.
Löwen-Trainer Patrick Glöckner lobte sein Team für den Kampfgeist, mit dem es nach dem Rückstand zurückgekommen sei. „Wir waren heute über 90 Minuten extrem fokussiert und willig. Selbst in der Pause hat man gemerkt, dass die Jungs raus wollten um allen zu beweisen, dass sie es können und dass sie es drauf haben. Das haben sie dann auch getan.”
Am kommenden Sonntag haben die Münchner Löwen um 13:30 Uhr im Grünwalder Stadion mit der jungen Millionärsreserve des Bundesligisten Borussia Dortmund eine weitere zweite Mannschaft zum Gegner. Allerdings von anderem Kaliber als Hannover II. Die Borussen stellen noch vor der SG Dynamo Dresden und gemeinsam mit dem VFB Stuttgart II den teuersten Kader der Liga. Auf einen fiktiven Marktwert von 13,95 Millionen Euro beziffert das Fachportal transfermarkt.de die Schwarz-Gelben. Zum Vergleich: der TSV 1860 München steht im gleichen Ranking bei 7,68 Millionen. (as)