Mit dem offiziellen Beginn des neuen Ausbildungsjahres am 1. August sind 14 neue beziehungsweise modernisierte duale Ausbildungsberufe an den Start gegangen. „Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die daraus resultierenden Folgen für die Wirtschaft werden sich auch auf das jetzt beginnende neue Ausbildungsjahr 2022/2023 auswirken“, erklärt Friedrich Hubert Esser. „Hohe Energiepreise und die drohende Gasknappheit verstärken die Rezessionsgefahr und lassen befürchten, dass die Erholung auf dem Ausbildungsmarkt in diesem Jahr nicht in dem erhofften Ausmaß eintreten wird“, so der der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB).
„Die mit der demographischen Entwicklung sowie dem veränderten Bildungsverhalten einhergehende Ausdünnung unserer Fachkräftebasis gefährdet bereits jetzt massiv das Erreichen der anspruchsvollen Ziele, die mit der Energiewende und der Digitalisierung verbunden sind. Wir müssen deshalb dafür Sorge tragen, dass wir die Liste der sogenannten Engpassberufe zügig eindampfen“, so Esser weiter. Das Spektrum der Fachkräfte, die zunehmend fehlen, sei groß: vom Dachdecker bis zum Softwareentwickler. Daher müsse der beruflichen Bildung jetzt die volle Aufmerksamkeit gehören. Es gelte, sie für Betriebe und für junge Menschen gleichermaßen attraktiver zu gestalten, denn der sich mittlerweile über die Jahre vollziehende Rückgang der Ausbildungsvertragszahlen müsse endlich gestoppt werden. „Sonst haben wir in naher Zukunft niemanden mehr, der Windkraftanlagen baut oder moderne Heizungs- und Solaranlagen installiert. Die Neuentwicklung und Modernisierung von Ausbildungsordnungen gehört deshalb nach wie vor zu den unerlässlichen Zukunftsaufgaben“, betont der BIBB-Präsident.
Zum Ausbildungsjahr 2022 traten am 1. August zwei neue und zwölf modernisierte Ausbildungs-ordnungen in Kraft: Binnenschiffer/Binnenschifferin, Binnenschifffahrtskapitän/Binnenschifffahrtskapitänin (neuer Ausbildungsberuf), Eisenbahner im Betriebsdienst Lokführer und Transport/Eisenbahnerin im Betriebsdienst Lokführerin und Transport, Eisenbahner in der Zugverkehrssteuerung/Eisenbahnerin in der Zugverkehrssteuerung, Fachkraft für Gastronomie, Fachkraft Küche (neuer Ausbildungsberuf), Fachmann für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie/Fachfrau für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie, Fachmann für Systemgastronomie/Fachfrau für Systemgastronomie, Hotelfachmann/Hotelfachfrau, Kaufmann für Hotelmanagement/Kauffrau für Hotelmanagement, Kaufmann für Versicherungen und Finanzanlagen/Kauffrau für Versicherungen und Finanzanlagen, Koch/Köchin, Zahnmedizinischer Fachangestellter/Zahnmedizinische Fachangestellte sowie Zahntechniker/Zahntechnikerin. Insgesamt können Jugendliche und junge Erwachsene nach Ende ihrer allgemeinbildenden Schulzeit dann aktuell aus einer Gesamtzahl von 327 anerkannten dualen Ausbildungsberufen auswählen.
Wie anpassungs- und wandlungsfähig die duale Berufsausbildung in Deutschland ist, verdeutlicht auch die Anzahl von insgesamt 129 Ausbildungsordnungen, die das BIBB gemeinsam mit den zuständigen Bundesministerien, den Sozialpartnern und den Sachverständigen aus der betrieblichen Praxis seit 2012 überarbeitet und an die aktuellen wirtschaftlichen, technologischen und gesellschaftlichen Anforderungen angepasst hat. Weitere Neuordnungsprojekte sind bereits in Arbeit. Hierzu gehören zum Beispiel die umwelttechnischen Berufe, der Glasapparatebauer/die Glasapparatebauerin, der/die Steuerfachangestellte, der Mediengestalter/die Mediengestalterin Digital und Print sowie der neue Ausbildungsberuf Gestalter/Gestalterin für immersive Medien.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bibb.de/neue-berufe .