Veröffentlicht am 10.09.2009 09:39

„Gute Bildung ist ein Bürgerrecht für alle“

Zusammen mit der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) fordert der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) mehr Chancengleichheit für alle Kinder. (Foto: photos.com)
Zusammen mit der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) fordert der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) mehr Chancengleichheit für alle Kinder. (Foto: photos.com)
Zusammen mit der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) fordert der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) mehr Chancengleichheit für alle Kinder. (Foto: photos.com)
Zusammen mit der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) fordert der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) mehr Chancengleichheit für alle Kinder. (Foto: photos.com)
Zusammen mit der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) fordert der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) mehr Chancengleichheit für alle Kinder. (Foto: photos.com)

Die Landesvorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), Brigitte Rüb-Hering, und der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Klaus Wenzel, haben sich gemeinsam für mehr Chancengleichheit für alle Kinder ausgesprochen. Mit Sorge sei zu beobachten, dass gute Bildung eine Frage des Einkommens der Eltern sei. „Es ist beschämend, dass Kindern aus ärmeren Haushalten der Zugang zu qualitativ hochwertigen Bildungs- und Betreuungsangeboten oftmals verwehrt bleibt“, beklagten beide. „Gute Bildung ist ein Bürgerrecht für alle.“ Mit großer Sorge sei festzustellen, dass die Kommerzialisierung des Bildungsmarktes voranschreite: „In diesem fragwürdigen Prozess wird der Bildungssektor nicht an Kriterien des Gemeinwohls ausgerichtet, sondern rein ökonomischen Maßstäben unterworfen.“ Beide forderten die Staatsregierung dazu auf, den öffentlichen Bildungsauftrag zu stärken. „Die Grundlage hierfür muss der individuelle, gesellschaftliche und soziale Charakter ‚guter Bildung’ sein.“ Schulpolitik müsse sämtliche Maßnahmen dahingehend reflektieren, ob sie die Chan-cengleichheit verringern oder vergrößern.

Aus Sicht Rüb-Herings und Wenzels ist Bildung ein Beitrag zum Aufbau einer solidarischen und gerechten Gesellschaft. „Dementsprechend ist Bildungspolitik zentraler Bestandteil einer an Personalität, Subsidiarität, Solidarität und Nachhaltigkeit ausgerichteten Gesellschaftspolitik. Wir stellen mit großer Sorge fest, dass in unseren Bildungseinrichtungen nicht Gerechtigkeit und Solidarität aufgebaut, sondern die soziale Spaltung der Gesellschaft zementiert und vorangetrieben wird. Auf diese Weise wird soziale Ungleichheit institutionalisiert, verfestigt und zertifiziert.“ Das bayerische Schulsystem gleiche soziale Benachteiligungen nicht aus, sondern verstärke sie. „Es gibt eine extreme Streuung der Leistungsskala in den Schulen“, so die KAB-Landesvorsitzende. „Die Differenz zwischen den besten und schlechtesten Schülern ist enorm.“ Der soziale Status der Eltern wirke in der Schule als „Selektionsmechanismus“, wobei Kinder aus sozial schwachen Schichten schlechtere Arbeits- und Lebenschancen erhalten. An den Hochschulen und in der beruflichen Ausbildung sei die gleiche Entwicklung zu beobachten: „Im Wettbewerb um die höhere Ausbildung liegen Kinder aus Elternhäusern vorne, die über eine hohe kulturelle, soziale und materielle Ausstattung verfügen. Kinder aus Arbeiterfamilien sind gegenüber Kindern aus Akademikerfamilien an den Hochschulen deutlich unterrepräsentiert.“

Weil sich in der beruflichen Ausbildung immer mehr Arbeitgeber aus dem verfassungsrechtlichen Auftrag der betrieblichen Ausbildung zurückziehen, wird die Situation gerade für Haupt- und Realschüler immer schwieriger. Die Gruppe der sozial benachteiligten Jugendlichen ist inzwischen von der betrieblichen Ausbildung in den Unternehmen fast vollständig ausgegliedert und an die öffentliche Hand zur Förderung abgegeben. Rüb-Hering: „Die Quote der Jugendlichen ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist immer noch deutlich zu hoch.“ Auch im Sektor der Weiterbildung sei zu beobachten, dass gerade die gesellschaftlichen Gruppen nicht erreicht werden, die diese dringend benötigten, um Versäumnisse auszugleichen.

Rüb-Hering und Wenzel fordern daher die Herstellung von Chancengerechtigkeit und -gleichheit, das heißt alle Kinder müssen beste Voraussetzungen für Bildungspartizipation vorfinden; die dafür notwendigen Mittel müssen bereit gestellt werden. Zudem solle die Bildung ganzheitlich und integrierend begriffen werden. Dazu müssten Lernziele neu definiert und an den Schulen ein neuer Lern- und Leistungsbegriff etabliert werden. Die Bildungsausgaben sollten deutlich erhöht und ein bedarfsgerechtes Ganztagsschulangebot installiert werden. Rhythmisierte Ganztagsschulen seien ideale Orte, um Benachteiligung durch familiäre Sozialisation auszugleichen und die Ungleichheit der Startchancen zu kompensieren. Außerdem sollten Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, soziales Verhalten, Kommu-nikation und Entscheidungsfähigkeit gestärkt sowie das lebenslange Lernen gefördert werden.

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