Die Fläche, auf der das Germeringer Briefverteilzentrum entsteht, ist eine Fundgrube für Archäologen. Bei Bodenuntersuchungen vor dem Baubeginn des Logistikzentrums haben sie mehr als 13.500 Funde gemacht. Vor kurzem entdeckten sie ein weiteres Highlight. Es handelt sich um einen etwa 3.000 Jahre alten Wunschbrunnen, der sich über die Jahrhunderte in bemerkenswert gutem Zustand erhalten hatte. Stadtarchivar Marcus Guckenbiehl hofft, dass er vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege Ende nächsten Jahres zurück nach Germering ins Zeitraum-Museum kommt.
Seit 2021 finden auf dem Baufeld im Germeringer Norden archäologische Grabungen statt. Es ist eine aufregende Zeit für alle Beteiligten, denn unter der Erde lagern Objekte und Bauwerke von der Bronzezeit bis zum frühen Mittelalter. Es gibt viele Scherben, aber auch größere Keramikgefäßteile, Bernsteinperlen, Nadeln, Schmuck und Pflanzenreste. Vor kurzem dann die Sensation: In etwa fünf Metern Tiefe wurde ein 3.000 Jahre alter gut erhaltener Brunnen entdeckt, bei dem beispielsweise Teile der Holzwände noch gut erhalten waren. Gefüllt war er mit 26 Gewandnadeln aus Bronze, Schmuck und mehr als 70 Tongefäßen. Alles war von für damalige Zeiten feinster Qualität, was für einen anderen Zweck als Alltagsgebrauch hinweist. Stadtarchäologe Marcus Guckenbiehl vermutet deswegen, dass der Brunnen für rituelle Zwecke genutzt wurde, denn sein Inhalt unterscheidet sich komplett von dem der anderen etwa 70 Brunnen, die ebenfalls auf der großen Grabungsfläche entdeckt worden waren. Außerdem sind Spuren von Siedlungen aus verschiedenen Epochen durch Grundrisse und Abfallgruben erkennbar. Auch der Generalkonservator und Leiter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, Mathias Pfeil, unterstützt die These eines Wunschbrunnens. Es gebe Indizien dafür, dass in dem bronzezeitlichen Brunnen in einer Zeit der Trockenheit Opfergaben für eine gute Ernte gelegt worden wären. Der Brunnen ist nämlich ungewöhnlich tief. Da auch die im Brunnen gefundenen Gegenstände gut erhalten waren, liege die Vermutung nahe, dass diese nicht einfach hineingeworfen, sondern vorsichtig hinabgelassen worden waren.
Vielleicht könnte der Brunnen, der aus der Epoche zwischen 1800 und 1200 vor Christus entstanden ist, so eine Art Wunschbrunnen wie der römische Fontana di Trevi gewesen sein. In diesen werfen Menschen Münzen hinein, um sich eine Wiederkehr zu wünschen. Vielleicht könnten sich die bronzezeitlichen Vorfahren in Zeiten großer Trockenheit Regen gewünscht haben? Aber das ist derzeit Spekulation. Vielleicht bringen die weiteren Untersuchungen mehr Erkenntnisse. Der Brunnen und andere Funde werden derzeit am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege untersucht, konserviert und restauriert. Ende nächsten Jahres könnten sie dann im Germeringer Zeit+Raum-Museum der Öffentlichkeit präsentiert werden.