Mit der Erststimme wird am kommenden Sonntag der Direktkandidat für den Wahlkreis gewählt. Der Bewerber, der die meisten Stimmen bekommt, gewinnt. In Bayern gewinnt traditionell der CSU-Kandidat. Bisher jedenfalls. Und mit der einzigen Ausnahme Wahlkreis München-Nord, wo Axel Berg das einzige bayerische SPD-Direktmandat hält.
Doch die Zustimmung für die CSU hat abgenommen, bei den vergangenen Landtagswahlen war es schon so, dass in einigen Wahlkreisen die Bewerber von SPD und Grünen zusammen mehr Stimmen bekommen haben als der CSU-Kandidat. Doch in einem solchen Fall - zum Beispiel: CSU 40 Prozent, SPD 25 Prozent, Grüne 20 Prozent - gewinnt trotzdem der CSU-Bewerber. Anlass für die Grünen, aus wahltaktischen Gründen ihre Wähler dazu aufzurufen, den SPD-Kandiaten zu wählen.
Ganz offen rufen die Münchner Grünen und ihr Direktkandidat im Münchner Westen, Hermann Brem, die Wählerinnen und Wähler dazu auf, am kommenden Sonntag ihre Erststimme dem SPD-Kandidaten Roland Fischer zu geben. „Mir wäre es recht”, so Hermann Brem, „wenn Herr Uhl, der selbst innerhalb der CSU zu den Rechtsaußen zählt, endlich aufs Altenteil geschickt würde. Mit Uhl verbinden wir Grünen seit seiner Zeit als Hardliner im Münchner Kreisverwaltungsreferat nichts Gutes”. Der Vorsprung Hans-Peter Uhls sei in den letzen Wahlen immer geringer geworden, meinen die Grünen, sein SPD-Herausforderer Roland Fischer könne ihm heuer durchaus das Direktmandat abnehmen.
Bei der Bundestagswahl haben die Wähler zwei Stimmen. Mit der Zweitstimme entscheiden die Bürger, welche Parteien in welcher Größe im Bundestag vertreten sind. „Die Zweitstimme ist für uns die wichtige Stimme”, sagt die Vorsitzende der Münchner Grünen Hanna Sammüller, „es bestimmt sich nach dem Ergebnis der Zweitstimmen, wie viele Grüne im Bundestag sitzen werden und wie stark dort unsere politischen Ziele vertreten werden.” Mit der Erststimme wird der direkte Abgeordnete im Wahlkreis gewählt, hier kann eine einzige Stimme Vorsprung entscheidend sein.
„Faktisch”, so SPD-Kandidat Roland Fischer, „geht es dabei ausschließlich um die Bewerber von CSU oder SPD. Jede Erststimme für andere Parteien fällt unter den Tisch”. Die Wahlempfehlung seines grünen Mitbewerbers sei eine kleine Sensation und ein ganz entscheidender Schritt, „Herrn Uhl mit 65 Jahren und nach 22 Jahren Berufspolitik jetzt in den wohlverdienten Ruhestand zu schicken”.