Wir leben gerade in schwierigen Zeiten - mit hoher Inflation, Rezession, gestiegenen Energiekosten und Fachkräftemangel. Schwierige Zeiten bedeuten oft aber auch eine Chance. Wie stellen Sie sich beziehungsweise wie stellen sich Ihre Handwerksbetriebe auf die aktuelle Situation ein?
Franz Xaver Peteranderl: Natürlich haben die stark gestiegenen Energiepreise auch weite Teile des Handwerks hart getroffen. Hier sind insbesondere energieintensive Gewerke wie zum Beispiel Textilreinigungen, das Lebensmittelhandwerk, Autolackierereien sowie Betriebe mit großen Ausstellungsflächen, wie etwa Autohäuser, zu nennen. Es ist deshalb wichtig, dass die von der Bundesregierung initiierte Strom- und Gaspreisbremse schon zu Jahresbeginn in Kraft getreten ist. Zugleich packt das Handwerk beim Zukunftsprojekt Energiewende mit voller Kraft an: Unsere Betriebe installieren Solarpanele und E-Ladesäulen, tauschen Heizungen aus und dämmen Gebäudefassaden.
Der Fachkräftemangel ist in diesem Zusammenhang eine besondere Herausforderung, schließlich benötigen wir für das Gelingen der Energiewende gut ausgebildete Handwerkerinnen und Handwerker. Wir sind jeden Tag dabei, junge Menschen für eine Lehre in einem der rund 130 Handwerksberufe zu gewinnen. Auf diese Weise können sie sich auch aktiv am Klimaschutz beteiligen.
Was bedeutet das für die Ausbildungsmöglichkeiten von jungen Menschen in Handwerksbetrieben? Wie schätzen Sie die Ausbildungssituation aktuell ein?
Franz Xaver Peteranderl: Bei der Werbung um Berufsnachwuchs nutzen wir verschiedene Kanäle: Von Ausbildungsmessen und Schulbesuchen bis hin zu Social Media. In diesem Schuljahr ist für alle allgemeinbildenden weiterführenden Schulen in Bayern ein verpflichtender „Tag des Handwerks“ eingeführt worden. Mit Unterstützung von Handwerkskammern, Innungen und Verbänden werden für die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel Berufsorientierungstage in den Bildungsstätten des Handwerks oder Besuche in Handwerksunternehmen organisiert. Zudem stehen die Ausbildungsberater der Handwerksorganisationen im Unterricht Rede und Antwort. Die Ausbildungschancen für junge Menschen sind derzeit besonders gut. Es gibt viele attraktive Karrierewege außerhalb der Hörsäle. Der berufliche und akademische Bildungsweg sind gleichwertig. Die Arbeit in der Werkstatt ist ebenso wichtig wie im Labor oder am Fließband. Jeder, der mit dem Handwerk ins Berufsleben starten will, geschickt und fleißig ist, bekommt bei uns eine Chance.