Viele Gräben durchziehen das Gilchinger Wildmoos. Sie wurden vor etwa 100 Jahren angelegt, um das Areal zu entwässern, damit besser Torf als Brennmaterial gestochen werden konnte. Vor einem Jahr wurde nach zehnjährigen Vorarbeiten mit der Renaturierung des wertvollen Biotops begonnen Denn es drohte auszutrocknen. Insgesamt wurden etwa 110 Torfdämme eingebaut, die das Wasser im Moos zurückhalten. Die letzten Maßnahmen wurden vor kurzem beendet, und es gibt bereits Erfolge. Gemeinsam mit den Projektbeteiligten besichtigte Landrat Stefan Frey das Areal.
Das laute Motorengeräusch und das stetige Hämmern wies der Delegation schon von weitem den Weg. Doch es war gar nicht so leicht dort hin zukommen. Die Maßnahmen des vergangenen Jahres zeigten schon Wirkung. Überall galt es Pfützen zu überwinden, ein falscher Schritt und man steckte bis über die Knöchel im Morast.
Nach einer Weile war das Ziel erreicht. Ein riesiger Bagger mit extrabreiten Ketten stand auf einer mit Baumstämmen ausgelegten Fläche. Das sollte mehr Stabilität geben und das Einsinken verhindern. Mit der Baggerschaufel schöpfte ein Arbeiter schwarze Moorerde, die er dann auf eine in den Boden eingelassene Bretterwand häufte und mit der Schaufel festklopfte. „Das verhindert, dass die Bretter vermodern“, erklärte Petra Gansneder, die im Landratsamt Starnberg für das Projekt zuständig ist. Ein anderer Arbeiter war damit beschäftigt gefällte Fichten mit der Kettensäge kleinzuschneiden. Sie gehören nicht in ein Moos und entzogen ihm zusätzlich Feuchtigkeit.
Georg Zankl, Kreisobmann des Bauernverbands Starnberg verglich eine Landkarte mit der Umgebung. Er ist einer der rund 130 Eigentümer einer Moorparzelle. Bis in die 1950er Jahre wurde noch Torf gestochen. Jetzt gibt der feuchte Boden bei jedem Schritt nach, „das ist ganz anders als im Vorjahr“, freut sich Zankl, denn damals war der Waldboden eher trocken und unnachgiebig.
Auch Cornelia Siuda, die bei der Regierung von Oberbayern für das Klimaprogramm Moore Bayern zuständig ist, ist zufrieden. Die ein Jahr alten Dämme haben Teile des Wildmooses bereits in eine Moorfläche verwandelt, und sie sind kaum mehr zu erkennen. Siuda reißt ein Büschel Torfmoos ab und drückt es aus. Zwischen den Fingern quillt Wasser hervor. „Torfmoos kann das 30-fache seines Eigengewichts binden“, erklärt sie. Eine Eigenschaft, die bei Starkregen sogar Hochwasser verhindern könnte. Außerdem wird im nassen Torf Kohlenstoff gebunden, der bei einer Austrocknung als Co2 in die Luft abgegeben wird. Durch die Renaturierung soll dieser Prozess gestoppt werden. Dann wird sich in diesem Hoch- und Übergangsmoor hoffentlich auch die typische Vegetation wieder ausbreiten. Die Spirke, Sonnentau, Moos- und Rauschbeere, Heidekraut und Preiselbeere. Und vom Aussterben bedrohte Vögel, Waldtiere und Insekten finden in der Moorlandschaft, die von Erholungssuchenden eher gemieden wird, einen Rückzugsort.