Heuer im Februar hätte Giuliano Josef Kollmann seinen 26. Geburtstag gefeiert. Der frühere Juniorenspieler des TSV 1860 München wurde beim rechtsradikal motivierten Anschlag in München am 22. Juli 2016 am und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Stadtbezirk Moosach zusammen mit acht weiteren überwiegend jungen Menschen ermordet. Vier weitere Personen wurden damals vom Täter David S. durch Schüsse verletzt. Angehörige der Opfer und Unterstützende haben sich in der Initiative „München erinnern!” organisiert und betreiben seit Januar ein kleines Ladenlokal in der Dienerstraße 13, im Gebäudekomplex des Rathauses, als Erinnerungsort.
„Ein Raum zum Erinnern und Gedenken, zum Zusammenkommen und für Aufklärung und Information”, heißt es dazu auf der Website der Organisation. Man wolle dazu beitragen, „dass die Opfer nicht nur am Jahrestag erinnert werden, sondern dass sie und ihre Geschichten Bestandteil des öffentlichen Bewusstseins sind.” Schwarz gerahmte Strichzeichnungen an den Wänden zeigen ihre Gesichter. Darunter haben Hinterbliebene persönliche Erinnerungsstücke gelegt und Blumen gestellt. Bis Ende Juli diesen Jahres steht der Initiative der Raum noch zur Verfügung. Für danach soll eine dauerhafte Stätte in Moosach, dem Ort des Attentats, gefunden werden.
Giuliano Kollmann war zum Tatzeitpunkt 19 Jahre alt und kurz davor, eine Berufsausbildung zum Drucker zu beginnen. Seine Großmutter Gisela Kollmann hat ihn seit seinem dritten Lebensjahr im Stadtteil Hasenbergl großgezogen. Der von seinem Vater Rudolf Kollmann und seinen Freundinnen und Freunden „Giuli” genannte Jugendliche war ein leidenschaftlicher Fan des TSV 1860 München und trug im Kindesalter als Junglöwe selbst für kurze Zeit das Trikot seines Lieblingsklubs. Vereinspräsident Robert Reisinger besuchte den Erinnerungsort anlässlich einer Begegnung von Mitgliedern der „Löwenfans gegen Rechts” mit dem Vater und der Großmutter.
Beim vergangenen Heimspiel folgte die Familie Kollmann einer Einladung Reisingers in das Grünwalder Stadion. Mitgebracht hatten sie ein Transparent mit den Konterfeis von Dijamant Zabërgja (20 Jahre), Armela Segashi (14 Jahre), Sabina S. (14 Jahre), Sevda Dağ (45 Jahre), Hüseyin Dayıcık (17 Jahre), Can Leyla (14 Jahre), Janos Roberto Rafael (15 Jahre), Selçuk Kılıç (15 Jahre) und Giuliano Josef Kollmann (19 Jahre), das in der Westkurve hing. „Giuliano war ein Junglöwe, einer von uns, er wird für immer ein Teil des TSV 1860 München sein”, sagte Reisinger. Mit Hilfe der Familie Kollmann wollen Mitglieder der Abteilung Vereinsgeschichte ein Portrait für das Vereinsarchiv erarbeiten. (as)