Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass jemand seinen Heckenschnitt aus dem Garten einfach wild in der Natur entsorgt hat. Doch das Durcheinander aus dürren Zweigen und Ästen hat System. Es handelt sich um eine Benjeshecke, auch Totholzhecke genannt. Die Gemeinde Gilching hat diesen ökologisch wertvollen Gehölzstreifen an einem Feldweg neben der Römerstraße Richtung Germannsberg angelegt. Dabei wurden dicke Pfähle in zwei Reihen in den Boden gerammt. Dazwischen wurden die Äste gestapelt, die nach einem Baum- und Strauchschnitt angefallen sind.
Noch ist die Benjes-Hecke recht niedrig und nicht an allen Stellen fertig. Am Ende soll sie etwa drei bis vier Meter breit und 1,5 Meter hoch sein. Aber bereits jetzt wird das tote Reisig, das neben einem Unterholzstreifen angelegt wurde, von Insekten und anderen kleinen Tieren entdeckt und besiedelt. Auf den benachbarten Bäumen hängen Nistkästen. Somit werden auch Vögel die neue Nahrungsquelle aufsuchen, dort Nistmaterial-und Nistplätze finden. Durch die Exkremente der Beeren und Gräser fressenden Vögel sowie durch Wind werden Samen an die Hecke getragen, die dort aufgehen. Nach einiger Zeit könnten Kräuter wachsen und Sträucher ausschlagen. Dadurch steigert sich das Nahrungsangebot und es werden immer mehr Tiere angezogen. Nach ein paar Jahren könnten sich unter günstigen Bedingungen Holunder-, Wildrosen-, Haselnuss- und Weißdornsträucher entwickelt haben. In Benjeshecken siedeln sich Tiere, von Wildbienen, Hummeln über kleine Säugetiere, Kröten, Zauneidechsen und sogar Marder an sowie eine vielfältige Vogelwelt mit Amseln, Goldammer, Elstern, aber auch Neuntötern.
In Gilching hofft Christine Hammel, die in der Gemeinde für Klimaschutz, Energie und Umwelt zuständig ist, „dass die neue Hecke Vögeln, Igeln, Fröschen und Insekten eine neue Heimat bietet“. Sie informiert, dass mehr als 1000 Käferarten Totholz als Lebensraum haben, denn in dem organischen Material sind große Nährstoffmengen gebunden, das die Tiere fressen können, wenn sich das Holz zersetzt.
Außerdem „trägt in besonders intensiv genutzten Ackerlandschaften die Hecke einen wertvollen Beitrag zum Biotopverbund bei“, betont Hammel. Tiere können sich beispielsweise schnell in die schützende Hecke retten, wenn die Felder bearbeitet werden. In der Naturhecke finden sie aber auch einen Lebensrau, den sie auf den gedüngten Mais- und Getreidefeldern nicht haben.
Ende der 1980-er Jahre haben die beiden Landschaftsgärtner und Brüder Hermann und Heinrich Benjes, die nach ihnen benannte Benjes-Hecke erfunden. Die beiden hatten damals nach einer sinnvollen Verwendung von Gehölzschnitt gesucht.
Für Spaziergänger hat die Gemeinde ein Schild mit Informationen aufgestellt. Sie hofft auf Nachahmer, die ebenfalls mit solch einfachen und kostengünstigen Mitteln wie alten Zweigen, eine zunächst vermorschenden Reisighecke in eine lebende Naturhecke verwandeln.