Kaffee statt Kuh

Leonhard Schlögl (mit Hut), links Tochter Maria und daneben Ehefrau Martina mit den Teilnehmern an der vlf-Lehrfahrt.  (Foto: pst)
Leonhard Schlögl (mit Hut), links Tochter Maria und daneben Ehefrau Martina mit den Teilnehmern an der vlf-Lehrfahrt. (Foto: pst)
Leonhard Schlögl (mit Hut), links Tochter Maria und daneben Ehefrau Martina mit den Teilnehmern an der vlf-Lehrfahrt. (Foto: pst)
Leonhard Schlögl (mit Hut), links Tochter Maria und daneben Ehefrau Martina mit den Teilnehmern an der vlf-Lehrfahrt. (Foto: pst)
Leonhard Schlögl (mit Hut), links Tochter Maria und daneben Ehefrau Martina mit den Teilnehmern an der vlf-Lehrfahrt. (Foto: pst)

„Landwirtschaftliche Betriebe müssen mit der Zeit gehen“, erklärte Nikolaus Bachinger vom Fürstenfeldbrucker Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bei einem Betriebsbesuch auf dem Gilchinger Schlöglhof. Dabei sei lebenslanges Lernen angesagt. Und das funktioniere am besten mit Praxisbeispielen. Vor kurzem hat der vlf (Verband für landwirtschaftliche Fachbildung), Kreisverband Fürstenfeldbruck und KV Dachau, die Lehrfahrt nach Gilching organisiert. Hier wurde der Betrieb komplett umgewandelt, um zukunftsfähig zu bleiben.

Leonhard „Harti“ Schlögl ist Landwirt in fünfter Generation. Die Arbeit mit den etwa 20 Milchkühen, der Ackerbau und die Grünlandbewirtschaftung habe ihm immer sehr viel Spaß gemacht, erklärte der 64-jährige den 20 Landwirten aus dem Brucker und Dachauer Raum. Doch wegen gesundheitlicher Probleme habe er kürzertreten müssen. Außerdem hatte er keine Lust, aus seiner kleinen Milchwirtschaft einen Riesenbetrieb mit 150 Rindern zu machen, so wie es Kreditgeber gefordert hätten. Da seine vier Kinder „keine Lust auf Melken“ hatten, wie er erklärte, musste der Betrieb neu gedacht werden, um zu überleben. Nun ist aus dem Milchviehbetrieb nach dem Abriss des alten Kuhstalls eine Bauernhofgastronomie mit Ferienwohnungen, Seminarräumen und Hofladen geworden, und es werden nur mehr ein paar Felder und Wiesen bewirtschaftetet. Tochter Maria ist in den Betrieb eingestiegen, „die anderen Kinder helfen auch alle mit“, freut sich Schlögl. So wie den Schlögls geht es vielen kleinen und mittleren Landwirtschaften. „Man braucht mehrere Standbeine, um flexibel zu sein“, so Josef Mayer (vfl-Vorsitzender). Hofläden, Untervermietungen, Umbauten, Feriengäste – die Innovationen sind vielseitig, aber das bedeutet, dass heutige Landwirte ihr Wissen in mehreren Bereichen erweitern müssen. „Entweder gehst du mit der Zeit oder du gehst mit der Zeit“, lautet Mayers Motto. Landwirtschaft wie vor 50 Jahren sei heute undenkbar. Das beginnt mit den veränderten Vorgaben zum Tierwohl und reicht bis zu den naturschutzrechtlichen Bestimmungen. Die Landwirte gehörten zu den wenigen, die von Corona profitiert hatten, sagte Mayer. „Da gab es gute Erzeugerpreise“. Doch jetzt würden diese wieder „nach unten“ gehen. Investitionen seien dagegen teuer. Mayer befürchtet, dass dies ein weiteres Höfesterben mit sich bringen werde.
Bei den Schlögls ist die Zukunft jedenfalls gesichert. Kühe gibt es keine mehr, dafür ein Café. Schlögl senior, der im Café mithilft, hat zwar immer noch viel Arbeit, aber sie ist nicht mehr so körperlich anstrengend. „Früher habe ich mich immer nach der Arbeit geduscht, jetzt mache ich es vorher“, lacht er. Ganz hat er den Traum von einem richtigen Bauernhof mit Tieren aber noch nicht aufgegeben. Seine Enkel fahren begeistert beim Opa mit dem Traktor mit, „vielleicht möchte ja einer von denen in 20 Jahren den Hof übernehmen“.

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