Im Keller, Gartenhaus und im Schuppen von Joanna Brosig aus Gilching stapeln sich Futtersäcke, Dosen und Tierzubehör. Es sind die Spenden, die Mitte Juni an die Ostukraine gehen sollen. Es ist die fünfte Hilfsmission, die Brosig gemeinsam mit anderen Tierschützern (Tierhilfe Ukraine) unternimmt. Dabei fahren sie von Berlin aus mit einem Lastwagen in die Dörfer entlang der Frontlinie, „denn dort kommt keine Hilfe an“, bedauert Brosig. Doch die ukrainischen Tierfreunde, die sich dort um verlassene Haustiere kümmern, sind dringend auf Unterstützung angewiesen.
Viele würden den Kopf schütteln, wenn die Tierpflegemeisterin über ihr Ehrenamt berichtet. Doch Joanna Brosig muss einfach helfen. Denn sie hat in der Ostukraine so viele Tierfreunde getroffen, die sich um die heimatlosen Tiere kümmern, die auf Hilfe von außen angewiesen sind. Sie sollen auch wissen, dass sie nicht vergessen wurden. Es gibt zum Beispiel einen alten Mann, der unzählige Katzen in seinem Haus beherbergt und das wenige Essen, das er hat, mit ihnen teilt. Es gibt die Soldaten, die Tiere an den Checkpoints aufgenommen haben oder die Futterstellen für die Hunde und Katzen eingerichtet haben und es gibt die alte Dame, die sich um verwaiste Tiere in ihrer Straße kümmert, obwohl ihr Haus vom Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Drei Tage lang dauert die Hinfahrt, „dann kommt es uns vor, als ob wir aus dieser Welt wären“, erinnert sich Brosig. Sie stammt aus Polen und kann sich deswegen auf polnisch und russisch ganz gut mit den Einheimischen verständigen. Panzer kommen ihnen entgegen, sie hören Detonationen, sehen zerstörte Häuser, Straßen und Brücken fehlen oft. Dank ihres Netzes an Helfern werden sie an Adressen vermittelt, an denen sich Menschen der Tiere angenommen haben. Aber oft stoßen sie auch an der Straße auf völlig verlassene Tiere, die sich zuerst einmal streicheln lassen wollen, bevor sie fressen. Die Haustiere machen eine Flucht kompliziert, sind auch nicht in Sammelunterkünften erlaubt und mussten deswegen zurückbleiben. Für das Leben auf der Straße sind sie nicht vorbereitet und wenn es nicht mitleidige Menschen gäbe, würden sie verhungern, bedauert Brosig und erzählt von einem kleinen Hund, der mitten im Niemandsland vor der Grenze zitternd im Winter vor ihrem Auto gestanden habe und für den sie einen Pflegeplatz gefunden hat. Einige Tiere, die vorher einen festen Platz zugesagt bekommen haben, nehmen die Helfer mit, „aber es ist alles zu wenig“, bedauert Brosig. Sie gründet derzeit den Verein „Jo for Paws“, um besser Spenden sammeln zu können, denn die Spendenbereitschaft der Menschen habe mittlerweile nachgelassen, obwohl die Not größer denn je ist. Anfragen per E-Mail an: joforpaws@t-online.de. Auch im Herbst plant sie wieder einen Transport. Spenden, Futter, Medikamente, Transportboxen sind willkommen. Da alles mühsam einzeln dokumentiert und verpackt werden muss, sind ganze Paletten besonders willkommen.