Heuschrecken zirpen, lila blühende Flockenblumen werden von schwarzweißen Schachbrett-Schmetterlingen umflattert und der Gesang von Vögeln erfüllt die Luft – die Langwieder Haide gehört zu den artenreichsten Flächen Münchens. Damit der geschützte Landschaftsbestandteil auch in Zukunft Rückzugsort für die bedrohte Flora und Fauna bleibt, wird er im Rahmen der Biodiversitätsstrategie der Stadt gepflegt. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden und die Referentin für Klima- und Umweltschutz (RKU), Christine Kugler, haben sich vor Ort ein Bild gemacht.
So artenreich die Langwieder Haide auch sein mag, im Vergleich zu früheren Zeiten ist das quasi nichts. „Früher haben die vielen Feldlerchen beim Aufsteigen im Frühjahr die Sonne verdunkelt, heute sieht man nurmehr einzelne“, bedauerte Rudolf Nützel, Leiter des Geschäftsbereichs Naturschutz und Biodiversität im RKU. Der Birkhahn, dessen ausdrucksstarker Balztanz übrigens Vorbild für den Schuhplattler war, ist in München ganz verschwunden. „Den letzten hat man 1962 im Schwarzhölzl gesichtet“. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden sorgt sich vor allem wegen des Insektensterbens: „Das Massensterben der Arten ist eine stille Katastrophe, die sich weitgehend unbemerkt und in rasantem Tempo vollzieht. Weltweit sind inzwischen 40 Prozent aller Insektenarten vom Aussterben bedroht. Dabei sind in Deutschland über 80 Prozent der Nutzpflanzenarten von Insekten abhängig“, wusste sie.
„Damit Naturschutz und Biodiversität endlich Fahrt aufnehmen können, haben wir 2022 einen neuen Geschäftsbereich gegründet und personell stark ausgebaut“, erklärte Christine Kugler. Das RKU hat gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde nun 42 Personen, die sich für den Naturschutz einsetzen. Außerdem gibt es Zuschüsse für die Biotopflege und Schutzstrategien - auch in der Langwieder Haide.
Bei der Führung zeigte Heinz Sedlmeier, Geschäftsführer des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz in Bayern, auf die seltenen Kreuz-Enziane, die kurz vor der Blüte standen. Sie wachsen hier seit kurzer Zeit und sind sie für den seltenen Enzian-Ameisenbläuling wichtig. Die in Bayern stark gefährdete Schmetterlings-Art war in München viele Jahrzehnte ausgestorben. Jetzt ist sie wieder auf der Langwieder Haide heimisch.
Es gibt zahlreiche weitere Besonderheiten. Auf den Sanddornbüschen, die für den Kernbereich der Langwieder Haide typisch sind, lebt ein selten gewordenes Insekt: Eine Wanze mit dem Namen „Gesäumtes Spindelhorn“. Außerdem machen Seidenschwänze, eine kaun mehr gesichtete Vogelart, regelmäßig Rast in der Langwieder Haide, um hier Sanddornbeeren zu verzehren. Damit der Sanddorn nicht von größeren Bäumen verdrängt wird, wird regelmäßig ausgeholzt. „Wenn das nicht gemanagt wird, dann würde der Baum verschwinden“, sagte Nützel. Dafür wurden an diesem Tag neue Sanddorn-Setzlinge gepflanzt.