Veröffentlicht am 09.08.2023 00:00

Wissenschaftliche Kostbarkeit

Übergabe des historischen Herbars durch den Vorsitzenden des Heimatvereins Erling-Andechs, Manfred Scheffold, an die Direktorin der Botanischen Staatssammlung, Prof. Dr. Gudrun Kadereit und den Herbariumskurator Dr.Andreas Fleischmann. (Foto: Diana Geier, SNSB)
Übergabe des historischen Herbars durch den Vorsitzenden des Heimatvereins Erling-Andechs, Manfred Scheffold, an die Direktorin der Botanischen Staatssammlung, Prof. Dr. Gudrun Kadereit und den Herbariumskurator Dr.Andreas Fleischmann. (Foto: Diana Geier, SNSB)
Übergabe des historischen Herbars durch den Vorsitzenden des Heimatvereins Erling-Andechs, Manfred Scheffold, an die Direktorin der Botanischen Staatssammlung, Prof. Dr. Gudrun Kadereit und den Herbariumskurator Dr.Andreas Fleischmann. (Foto: Diana Geier, SNSB)
Übergabe des historischen Herbars durch den Vorsitzenden des Heimatvereins Erling-Andechs, Manfred Scheffold, an die Direktorin der Botanischen Staatssammlung, Prof. Dr. Gudrun Kadereit und den Herbariumskurator Dr.Andreas Fleischmann. (Foto: Diana Geier, SNSB)
Übergabe des historischen Herbars durch den Vorsitzenden des Heimatvereins Erling-Andechs, Manfred Scheffold, an die Direktorin der Botanischen Staatssammlung, Prof. Dr. Gudrun Kadereit und den Herbariumskurator Dr.Andreas Fleischmann. (Foto: Diana Geier, SNSB)

Die Botanische Staatssammlung München kann sich glücklich schätzen: Nur den aufmerksamen Mitgliedern des Heimatvereins Erling-Andechs ist es zu verdanken, dass zwei kostbare Herbarien entdeckt und ihr Wert erkannt wurde. Die historischen Schätze kamen im Kloster Andechs ganz zufällig bei Baumaßnahmen im Speicher ans Tageslicht. Es handelt sich dabei um zwei historische Herbarien, das heißt Sammlungen getrockneter Pflanzen, aufgeklebt auf sogenannte Herbarbögen. Die beiden „Andechser Herbarien”stammen aus den Jahren 1742 bzw. 1878. Damit dürfte das ältere der beiden eines der ältesten - wenn nicht sogar das älteste - bisher bekannte Herbar aus Bayern darstellen - gerettet durch den glücklichen Zufallsfund im Kloster Andechs und nun fachmännischaufbewahrt und wissenschaftlich kuratiert in der Botanischen Staatssammlung München.

In Padua
fertiggestellt

Das jüngere der beiden Herbarien enthält Pflanzen, die laut Etikett durch „P. Ambrosius Böck [.] in Andechs im Sommer 1878 gesammelt” wurden und beinhaltet etwa 100 in Zeitungen eingelegte gepresste Pflanzen aus der Gegend um Andechs. Das ältere Herbar ist in gebundener Buchform gestaltet, als sogenanntes Pflanzenbuch, und enthält 106 paginierte Seiten. Sein Titel „Sylvester de Boricanis ex Castro franco. Anno D' 1742 Padua Mense Maij” gibt Hinweise auf den Pflanzen-Sammler: Sylvester de Boricaniaus Castelfranco. Die Jahreszahl bezieht sich vermutlich auf Monat und Jahr der Herstellung des Herbarbuches im Monat Mai des Jahres 1742.

„Es ist unwahrscheinlich, dass mit Mai 1742 das Sammeldatum der Pflanzen gemeint ist. Denn unter den vielen im blühenden Zustand gepressten Pflanzen in diesem Werk sind auch etliche, die im Mai nicht blühen, so etwa Natternkopf, Heilziestund Ysop. Es ist wahrscheinlicher, dass die einzelnen Pflanzen über eine längere Zeit gesammelt und gepresst wurden, und erst das Gesamtwerk im Mai 1742 in Padua fertiggestellt wurde”, vermutet Dr. Andreas Fleischmann, Kurator für Blütenpflanzen an der BotanischenStaatssammlung München.

Nur wenige so alte Exemplare

Dieses „Andechser Herbar” ist eine historische und wissenschaftliche Kostbarkeit. In Deutschland dürften nur sehr wenige Exemplare solch alter Herbarien existieren: Das älteste davon ist das Ratzenberger Herbarium im Kasseler Ottoneum, das von 1556 bis 1592 angelegt wurde. Auch im Herbarium Göttingen finden sich drei noch ältere Herbarien: Das Albrecht von Haller Herbarium und die Plantae Malabaricae stammen jeweils von 1732-1733, das Herbarius Vivus, ursprünglich aus Leiden in Holland, wurde wahrscheinlich um 1700 erstellt.

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