Lange hat es gedauert – doch vor ein paar Wochen haben erstmals seit dem Corona-Ausbruch zwei Mitarbeiterinnen des Vereins „Indienhilfe“ aus Herrsching mit Mitgliedern aus der ganzen Region eine Reise in die Projektgebiete in Westbengalen durchführen können. Zwei Wochen lang haben sie dabei alle Projektpartner besucht und sich einen Eindruck von den Verhältnissen vor Ort verschafft. „Die beiden konnten hautnah erleben, welchen Unterschied es ausmacht, wenn es Hilfeangebote gibt, wenn es Menschen gibt, die sich kümmern, wenn Familien in ihrer extremen Armut nicht ganz auf sich allein gestellt sind“, so Vorsitzende Elisabeth Kreuz. Vor allem in Jhargam mit seinen Adivasi-Dörfern und in Dörfern des Gangesdeltas mit überwiegend muslimischer Bevölkerung würden Kinder hungern, obwohl es mit den „Midday meals“ in den Mutter-Kind-Zentren und in den Schulen Essensangebote gibt. „Eine zusätzliche Mahlzeit wäre dringend notwendig, um bleibende Schäden zu verhindern“, so Kreuz.
Ein Erfolg ist das Trinkwasser-Projekt in der Herrschinger Partnerstadt Chatra, an dem auch die Gemeinde beteiligt war. Nach siebenjährigen Planungen konnte die Trinkwasseraufbereitungsanlage für ein besonders von Armut geprägtes Dorf eingeweiht werden. Bürgermeister Christian Schiller war per Video zugeschaltet. Den ersten Schluck nahm Generalkonsul Manfred Auster, als Vertreter Deutschlands. Das Wasser wird in einem Fluss entnommen, in einem Teich vorgeklärt und über ein mehrstufiges Filtrationssystem von Schadstoffen gereinigt. Jetzt kann die Bevölkerung gesundes Wasser genießen und Magen-Darm-Erkrankungen durch arsenhaltiges Wasser gehören der Vergangenheit an.
Ein weiteres Projekt, das „Lake Gardens Women und Children Development Centre“ befindet sich in Kolkata. Die drei Kinderkrippen werden von der Indienhilfe finanziert. 65 Kinder zwischen einem und fünf Jahren werden hier betreut und bekommen zu essen. Dadurch können die Mütter einer Arbeit nachgehen.
Ehemalige Kinderarbeiter und Schulabbrecher werden ebenfalls in einer Art „Nachhilfezentrum“ unterstützt. Davon gibt es zehn Zentren, in denen außerdem Schulkinder aus benachteiligten Familien geholfen wird. Bei dem Besuch der beiden Herrschingerinnen zeigten die Kinder, was sie bereits gelernt haben: Rechnen mit Steinchen, Buchstaben, Lieder singen, Reime aufsagen.
Etwa 200 Kilometer westlich von Kolkata liegt das „KJKS“-Projekt. In den 19 Projektdörfern kümmert sich jeweils ein Sozialarbeiter um das Wohl der Kinder durch Nachhilfeunterricht, Mahlzeiten, Bewegungsübungen und das Vermitteln der kulturellen Identität. Dazu komen „ältere Männer oder Frauen, die über das frühere Leben, über den Gebrauch von wild wachsenden Heil- und Nutzpflanzen, Mythen und religiöse Orte erzählen und traditionelle Tänze und Lieder vermitteln“, so Astrid Kösterke.
Für alle Projekte werden Spenden benötigt.