Jazz, Tango und Musette auf der Pfeifenorgel, dazu Impressionistisches und Zeitgenössisches - das kann nur bedeuten, dass Armin Becker, künstlerischer Leiter der Orgelkonzertreihe an der Münchner Matthäuskirche und seit langem bekannt für seine stilistischen Grenzgänge, selbst am Spieltisch der großen Steinmeyer-Woehl-Orgel Platz nimmt. Spätestens seit Studienzeiten mit der französischen Hauptstadt verbunden, stellt er sein Orgelsommerkonzert am Freitag, 1. September, unter das Motto „Promenades à Paris”. Der Spaziergang beginnt gewissermaßen auf dem Hügel von Montmartre, mit zwei ganz unterschiedlichen Kompositionen über die Basilika Sacré-Cœur: dem 1. Satz („La Nef”) aus Henry Mulets im 1. Weltkrieg entstandenen Zyklus”Esquisses byzantines”, und der kurzen Impression aus Yvonne Desportes´ „Églises de Paris”. Der mit Yvonne Desportes persönlich bekannte Marcel Landowski enthält sich in seiner Auftragskomposition „Paris sur orgues” jeglicher programmmusikalischer Platitüden. Mit Julien Brets „Images de Paris”, die typisch pariserische Musette-Klänge aufgreifen, führt der Weg von der „Gare Saint-Lazare” über den „Pont-Neuf” nach „Notre-Dame”, zum „Val-de-Grâce” und über den „Jardin du Luxembourg” schließlich zum Eiffelturm. Mit Hubert Girauds Klassiker von 1951 ruhen wir uns für einen Moment „Sous le ciel de Paris” aus, bevor uns Django Reinhardt ins quirlige „Belleville” bringt und wir uns mit Astor Piazzollas Tango „Chau Paris” fast schon verabschieden, nicht aber, ohne noch einmal nach Sacré-Cœur zurückzukehren: mit Henry Mulets virtuoser Schlusstoccata „Tu es petra”, die weniger einen ehrwürdigen Kirchenbau als stampfende Dampfzüge vor dem geistigen Auge erscheinen lässt und damit daran erinnert, dass die Kathedralen der Moderne die Bahnhöfe sind. Selbstverständlich wird in diesem Konzert auch die Reihe der Uraufführungen der auf die Kirchen des Münchner Orgelsommers bezogenen Auftragskompositionen von Mathias Rehfeldt fortgesetzt.
Das sommerliche Orgelkonzert beginnt um 19.30 Uhr in St. Matthäus (Nußbaumstr. 1). Der Eintritt ist frei, Spenden werden erbeten.