Wie Schneewittchen in ihrem gläsernen Sarg, schlummern die Reste eines römischen Ziegelbrennofens am westlichen Stadtrand Germerings, an der Straße zwischen Schusterhäusl und Alling, unter einem Glassturz, den der Lionsclub Germering finanziert hatte. Anlässlich des Tags des offenen Denkmals erinnerte der Förderverein Stadtmuseum Germering an die sensationelle Entdeckung vor 25 Jahren. Zum Jubiläum enthüllten Stadtarchivar Marcus Guckenbiehl und Vorsitzender Wolfgang Andre eine neue Infotafel.
Das gläserne Schutzdach neben dem Radlweg liegt an einem idyllischen Ort. Eine Ruhebank lädt zum Verweilen ein, hinter der Einhausung liegt ein Blumenfeld. Gerne bleiben hier Menschen stehen und spähen in das Innere auf die rötlichen Ziegelmauern, um einen Blick in Germerings Vergangenheit werfen zu können. Für Lions-Präsident Markus Steckeler war der Ofen ein Beweis dafür, „dass wir nachweislich seit Jahrhunderten in Germering alles gebacken kriegen“, wie er humorvoll ausführte. Oberbürgermeister Andreas Haas blickte ehrfurchtsvoll auf die „1900 Jahre, die dieser Ziegelbrennofen alt ist“. Die Funde wurden nämlich auf das zweite oder frühe dritte Jahrhundert dokumentiert. Ein Fund, der so bedeutungsvoll war, dass er nicht nur dokumentiert, sondern als Außenposten des Museums für alle sichtbar erhalten wurde. Archivar Guckenbiehl erklärte, dass Arbeiter 1997 beim Bau des Radwegs, der parallel zur Straße verläuft, auf das Bodendenkmal gestoßen waren. 1998 wurde der Ziegelbrennofen mit einem gläsernen Schutzdach versehen, gestiftet vom örtlichen Lions Club. Eine kleine Tafel hatte bisher den Fund beschrieben. Jetzt wurde sie mit einer weitaus informativeren Informationstafel ergänzt.
Zwar kann die Öffentlichkeit nur die Reste eines einzigen Brennofen bewundern, aber es sind mittlerweile im Umfeld vier Öfen dokumentiert. „Zwei rundliche Keramiköfen und zwei größere für Ziegel“, wusste Guckenbiehl sowie eine mit Keramikabfällen gefüllte Grube und ein Brunnen. Der Lehm für die Ziegel wurde damals in Holzrahmen in seine Form gepresst, man habe sogar Abdrücke von Schaf- oder Ziegenhufen auf Ziegeln entdeckt, die Tiere waren wohl über den noch feuchten Ton gelaufen. Ob es sich bei den Ziegelöfen um eine Siedlung oder eine Brennerei gehandelt habe, wisse man nicht. Auf der Infotafel wird von einem „Töpferbezirk“ geschrieben. Es könnten sich noch weitere Relikte im Gebiet Richtung Nebel unter der Erde befinden. „Unter der Hochspannungsleitung hat man viele Keramikscherben gefunden“, so Guckenbiehl. Doch solange es kein Bauvorhaben gibt, sollen die Relikte früherer Zeiten ungestört im Erdreich ruhen.
Der Ziegelbrennofen ist Teil des archäologisch-historischen Rundwegs Germering. Weitere Infos und Stationen können mit einem QR-Code abgerufen werden.