Veröffentlicht am 26.10.2023 09:38

Wilder Weg


Von Livia Schommer
Kaputte Stelen Flauchersteg. (Foto: lsc)
Kaputte Stelen Flauchersteg. (Foto: lsc)
Kaputte Stelen Flauchersteg. (Foto: lsc)
Kaputte Stelen Flauchersteg. (Foto: lsc)
Kaputte Stelen Flauchersteg. (Foto: lsc)

In wenigen Minuten von Sendling über Thalkirchen nach Siebenbrunn - täglich nutzen viele Menschen den rund 340 Meter langen Flauchersteg mit einer Breite von vier Metern, der mit einer variablen Höhe von zwei bis vier Metern vorbei am Wehr über die Thalkirchner Überfälle und Kiesinseln führt. Ganz selbstverständlich kommt einem dieser Übergang vor - Menschen im Rollstuhl beispielsweise sowie Eltern mit Kinderwagen oder auch Radfahrende stehen aber oft vor einem Hindernis, das sie teils nicht überwinden können.

Zu kaputt ist der Steg an vielen Stellen - provisorisch ausgebessert mit dicken Holzbrettern, die den unebenen Weg noch holpriger machen. Dazu Löcher und Metallstreben, die sich zwischen den tieferliegenden Holzbohlen, von denen rund 2.100 verbaut sind, befinden.

„Mit Rollstuhl
unbefahrbar”

Den Sendlinger Bezirksausschuss erreichte ein Bürgerschreiben von einem Rollstuhlfahrer, für den der Zustand des Flaucherstegs ein unüberwindbares Hindernis darstellt: „Der Flauchersteg ist mit einem Rollstuhl unbefahrbar.” Vor allem die Metallstreben zwischen den Holzbohlen, die höher liegen, würden für den Rollstuhlfahrer zu großen Problemen führen - neben unangenehmen Stößen sei vor allem das Risiko herauszufallen, gegeben. Der Rollstuhlfahrer gibt an, dass er bei der Überquerung des Steges vermutlich mehrmals aus dem Rollstuhl gefallen wäre, was ihn schließlich zum Umkehren zwang. Als positives Beispiel führte der Nutzer die Thalkirchner Brücke an, die ebnefalls aus Holzbohlen bestünde, aber eben sei.

Stolperfalle
für Nutzer

Der Sendlinger Bezirksausschuss stellte daraufhin einen Antrag beim zuständigen Baureferat auf eine umfassende Sanierung des gesamten Flaucherstegs, die zeitnah umgesetzt werden solle. „Aktuell weisen die Bodenbretter zahlreiche Unebenheiten durch die vorgenommenen Ausbesserungsarbeiten auf, die für Fußgänger*innen, Rollstuhlfahrer*innen, Nutzer*innen von Rollatoren und Kinderwägen, aber auch für die Radfahrer*innen leicht zur Stolperfalle werden können. Auch das Geländer des Flaucherstegs scheint an diversen Stellen marode zu sein.”

Fertig erst im
Jahr 2025?

„Das Baureferat tauscht beschädigte Holzbohlen an Holzbrücken in regelmäßigen Abständen aus. Aus Gründen der Verkehrssicherheit werden als Sofortmaßnahme bis zum Austausch der Dielen vorhandene Löcher und Fehlstellen im Bodenbelag mit Brettern abgedeckt. Da für den dauerhaften Austausch der Holzbohlen immer eine Sperrung der gesamten Brücke erforderlich ist und die Brücke in der Regel auch als wichtige Flucht- und Rettungshilfe dienen, erfolgt ein vollständiger Austausch der Holzdielen gebündelt in den weniger stark frequentierten Zeiten”, wie das Baureferat auf Anfrage mitteilt.

Steg soll eben werden

Aufgrund der inzwischen deutlichen Verformungen stehe nun ein vollständiger Belagstausch an, für den die Planungen bereits aufgenommen wurden und der planmäßig für 2024 bis spätestens 2025 ausgeführt sein solle, so das Referat. „Nachdem die Planung erst begonnen wurde, können noch keine Angaben zum Bauablauf oder den Projektkosten getroffen werden. Die Konstruktion aus Holz und Stahl wird erhalten bleiben, aus heutiger Sicht sollen die Streben und Bohlen nach der Sanierung wieder auf gleicher Höhe zum liegen kommen.”

„Wichtig und richtig”

Oswald Utz, ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter der Landeshauptstadt München, begrüßt die Sanierung des Falucherstegs. „Ganz klar, dass ist ein Zustand, der beseitigt werden muss. Ich bin froh, dass die Stadt die Sanierung in Angriff genommen hat und es einen Zeitplan gibt - das ist wichtig und richtig.”

Kurze Historie

Der erste schriftliche Beleg über den Flauchersteg stammt aus dem Jahr 1815. Bei der Hochwasserkatastrophe von 1899 wurde das gesamte Wehr von den Wassermassen weggerissen. Nach einer Planung des Stadtbauamtes erfolgte schließlich 1914 der Bau eines neuen drei Meter breiten Stegs: eine Eisenkonstruktion mit einem Holzbelag und beidseitigem Geländer. Der Bedarf für eine Fußwegverbindung war durch den neuen Tierpark Hellabrunn stark gestiegen. Das heißt, die heutige Konstruktion aus Stahl und Holz wurde bereits vor über 110 Jahren festgelegt. Die letzte grundlegende Sanierung fand 2000/ 2001 sowie nach dem Hochwasser 2005 statt. Seither hat das Baureferat regelmäßig den Bohlenbelag ausgewechselt. (Quelle: Baureferat)

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