Ein neuer Bewohner hat sich am Weßlinger See häuslich niedergelassen. Obwohl ihn noch niemand zu sehen bekommen hat, sind die Spuren, die er hinterlässt, unübersehbar. Es handelt sich um einen Biber. Am Badesteg in den See hat er seine Zähne bereits an Weiden gewetzt und diese gefällt. Die jungen Triebe und Blätter sind nämlich die Leibspeise des Veganers. Biberberater Jürgen Slawisch, der für den Weßlinger See zuständig ist, war bereits vor Ort, um geeignete Maßnahmen zu besprechen. Um den alten Baumbestand zu schützen, könnten Metallgitter um die Stämme gespannt werden. Vertreiben darf man das Tier nicht. „Nach europäischem Recht ist der Biber besonders streng geschützt“, informiert die Gemeinde Weßling auf ihrer Homepage. Das bedeutet, dass es verboten ist, ihn nachzustellen, zu fangen oder zu töten. „Er darf auch nicht gestört werden und es ist nicht erlaubt, seine Bauten und Dämme zu beschädigen oder zu entfernen“, mahnt die Gemeinde. Sie möchte vorerst die Situation beobachten. Biber sind nämlich keinesfalls lästige kleine Baumfäller, sondern sie sorgen für neue Biotope, indem sie mit ihren Bauten neue Lebensräume für seltene Tiere wie Fledermaus, Eisvögel, Schwarzstorch, Libellen, Schmetterlinge und Co. schafft. „Durch ihn entstehen Retentionsräume, in seinen Gewässern wird klimaschädliches C02 gebunden“.
Der Biber war in früheren Zeiten übrigens wohl bereits heimisch am Weßlinger See. Auf einer alten Flurkarte von 1910 hat Heimatforscher Erich Rüba den Namen „Biberholz“ entdeckt. „Die Flurnamen entstanden im Laufe der Jahrhunderte nach besonderen Begebenheiten. Anzunehmen ist, dass bereits einmal Biber am Weßlinger See vorhanden waren“, erklärte er. Nachdem der Biber im 19. Jahrhundert fast in ganz Europa ausgerottet war, ist er dank umfangreicher Schutzmaßnahmen mittlerweile wieder heimisch. „Nun hat er seinen Weg auch zu uns gefunden“, freut man sich in der Gemeinde.