Die kleinen Nager sind possierlich, aber nicht bei jedem beliebt. In der Gemeinde Seefeld regt sich bei den Landwirten der Unmut gegen die Biber im Aubachtal. Die Baumfäller und Dämmebauer sind nämlich für Überschwemmungen auf den Feldern zuständig. Auf der Bürgerversammlung in Meiling wurde sogar die Forderung nach einer Abschusserlaubnis geäußert. Denn Felder im Bereich des Aubachs seien wegen der Biberdämme überschwemmt und könnten nicht bebaut werden.
Der Bund Naturschutz (BN) versucht indessen mit gestalterischen Maßnahmen die Situation zu entschärfen. Vor Kurzem hat sich der Seefelder BN-Ortsverband gemeinsam mit den Biberberatern und Helfern zum Arbeitseinsatz ins Aubachtal zwischen Eichenallee und Seefelder Straße begeben. Die Helfer stiegen – bekleidet mit Fischerhosen, Gummistiefel und Handschuhen – in den Bach, um Zweige aus dem Biberdamm zu reißen. Damit sollte Platz für Drainagerohre geschafft werden, die in den Damm eingeschoben werden. Die Rohre sollen den Wasserstand wieder absenken, damit kein Wasser mehr über die Ufer tritt. Der Eingang zur Biberburg muss dabei jedoch nach wie vor unter Wasser bleiben.
Die Maßnahme gelang an diesem Nachmittag allerdings nur mit einer Röhre. Viel zu kalt und zu schwer war die Arbeit mit den fünf Meter langen und 40 Zentimeter breiten Röhren ohne Hilfsmittel. Der BN hofft jetzt auf die versprochene Hilfe durch den Bauhof mit seinen Geräten. Damit der Biber das Rohr nicht wieder mit Zweigen verstopft, werden Drahtgitter davor angebracht. Wenn alles nach Plan läuft, dann könnten alle zufrieden sein: Die Naturschützer über das naturnahe Biotop, die Biber über ihren Rückzugsort und natürlich die Landwirte über ihre trocken gelegten Felder. Eigentlich ist es ein gutes Zeichen, dass sich die Biber in der Region heimisch fühlen. Anfang des 19. Jahrhunderts war das Tier in Bayern ausgerottet. Der BN hat in den 1960er Jahren mit der Wiederansiedlung begonnen.
Gerhard Schwab ist als Biberberater für ganz Südbayern zuständig. Seiner Meinung nach lebten am Aubach nicht einmal eine handvoll Biber. Die Landwirte sprechen zwar von einer Überpopulation, aber das würde täuschen. „Die Tiere regeln sich durch ihr Reviersystem selbst. Schwab erklärte, dass junge Biber, die keinen Platz für einen eigene Bau finden, im Winter sterben würden.
Helene Falk, BN-Kreisgeschäftsführerin setzt sich für den Biber ein, „Er leistet wertvolle Biotoparbeit“. Durch die Anhebung des Wasserstands wurden trocken gefallene Moorflächen wiedervernässt. „Das hat Amphibien, Fische, Libellen und viele Insekten angezogen. Vögel wie die Bekassine haben sich angesiedelt und Fledermäuse“, schwärmt sie.
Im Januar werden Biberberater, Landwirte, Naturschutz und Landrat Stefan Frey vor Ort die Lage besprechen und nach Lösungen und Kompromissen suchen.