Einstimmig haben die Händler bei einer Veranstaltung die Planung des Investors Büschl für einen Neubau der Großmarkthalle an der Schäftlarnstraße abgelehnt. „Wir halten es für sehr wichtig, dass nicht nur die in unserem Verband organisierten Fruchthandelsunternehmen, sondern alle am Großmarkt tätigen Firmen zu ihrer Meinung befragt werden. Deshalb haben wir in einer öffentlichen Veranstaltung die Planung der Büschl-Gruppe allen Firmen präsentiert. Die Geschlossenheit und Einstimmigkeit in der Ablehnung der vorliegenden Planung hat uns nicht wirklich überrascht, da die Gründe für die Unmöglichkeit der jetzigen Planung auf der Hand liegen“, erklärt Günther Warchola, der Präsident des Verbandes des Bayerischen Frucht-Import und -Großhandels.
Momentan würden die Firmen auf dem Großmarktgelände ca. 72.000 qm Verkaufs- und Lagerfläche nutzen, dazu kämen weitere rund 5.000 qm Freiflächen, die Müllversorgungsstation und die Tankstelle – insgesamt also knapp 80.000 qm.
Die neu geplante Halle hätte eine Grundfläche von ca. 50.000 qm, davon müssten allerdings ca. 13 % Verkehrswege, die Müllentsorgung, der Platz für die Leergutlogistik und der Platz für die Ladestationen abgezogen werden. Dann blieben noch ca. 40.000 qm als Verkaufs- und Lagerfläche übrig. Das sei ziemlich genau die Hälfte der jetzigen zur Verfügung stehenden Fläche. Außerdem fehlten in der Planung Parkplätze für LKW, deren Fahrer Ruhezeiten einhalten müssen, vollkommen. Ohne ausreichende Flächen für das Abstellen von Lkw und ohne ausreichende Andienung Möglichkeiten für den Verkehr der Gastrolieferanten kann die Großmarkthalle nicht funktionieren.
„Unser Großmarkt wird mit dieser Planung von 26 ha auf ca. 8,5 ha reduziert. Das ist ein Drittel der jetzigen Fläche. Damit wird der viertgrößte Großmarkt Europas inakzeptabel degradiert. Wir brauchen einen funktionierenden Großmarkt – immerhin versorgen wir ca. 20 Millionen Menschen in Bayern und Österreich mit frischen, hochwertigen Lebensmitteln. Dabei garantieren wir eine enorme Vielfalt und höchste Qualität und Frische. Der Planungsauftrag des Stadtrats war ursprünglich, alle Händler und den Blumengroßmarkt in der neuen Halle unterzubringen. Das ist aber auf diesem viel zu kleinen Areal so nicht möglich. Um den Planungsauftrag zu realisieren, müsste das gesamte Gelände der Großmarkthalle neu überplant werden oder die jetzige Planung komplett neu überarbeitet werden“, so Warchola. Dies und der Umstand, dass ungeklärt ist, wie die Bauphase ohne einen Stillstand der Großmarkthalle bewerkstelligt werden soll, seien die wesentlichen Gründe für die Ablehnung der Planung.
Weder seien ausreichend Logistikflächen für die am Markt tätige Spedition vorhanden, noch sei die Frage geklärt, welche Zufahrt zur Großmarkthalle während der Bauphase genutzt werden könnte. Die derzeit genutzte Zentraleinfahrt falle weg, wenn mit der Bebauung im Norden in einem ersten Bauabschnitt begonnen wird. Kunden der Großmarkthalle würden sich ein Verkehrschaos und fehlende Parkplätze vielleicht ein- oder zweimal gefallen lassen. Danach würden sie sich nach anderen Einkaufsmöglichkeiten umsehen.
„Nicht nur unsere Mitglieder, auch viele weitere namhafte Firmen, die auf dem Großmarktgelände tätig sind, haben außerdem mit Sorge zur Kenntnis genommen, dass die derzeit vorliegende Planung eine äußerst aufwendige Baumaßnahme bedeutet. Allein die Mengen an Erdreich, die zum Ausgleich der Niveauunterschiede zwischen dem östlichen und dem westlichen Betriebsgelände bewegt werden müssen, verursachen enorme Kosten und verlängern die Bauphase, die ohnehin bei einem laufenden Betrieb der Großmarkthalle nicht denkbar ist. Die Hauptgründe für die Ablehnung der derzeitigen Planung, bleiben aber die Verknappung der Flächen bei gleichzeitiger Steigerung der Kosten und viele ungeklärte Fragen der Logistik“, so Warchola.
„Bei aller Unzufriedenheit über die Planung und fehlende Perspektiven für unsere Mitgliedsunternehmen sehen wir aber auch positive Aspekte: die Geschlossenheit und Einigkeit innerhalb des Verbandes, aber auch das einheitliche Meinungsbild der Firmen außerhalb des Verbandes bestärken uns, den richtigen Weg zu gehen. Wir hoffen natürlich, dass am Ende des jetzigen Prozesses unseren Mitgliedsunternehmen eine Perspektive eröffnet wird, wie die rund 3.000 Arbeitsplätze in München gehalten werden können und gleichzeitig die Versorgung der Münchner Bevölkerung, aber auch der weiteren Umgebung bis Österreich mit frischem Obst und Gemüse in Zukunft sichergestellt werden kann. Dafür wird es allerdings notwendig sein, deutlich mehr Fläche zur Verfügung zu stellen und minutiös zu planen, wie die Bauphase ohne einen Infarkt des Betriebes der Großmarkthalle bewältigt werden kann“, erklärt Warchola.