Diese Uhr dürfte fast jeder Münchner schon einmal gesehen haben: Seit den Siebzigerjahren hing sie in der Empfangshalle des Hauptbahnhofs München – und dürfte damit eine der prominentesten Uhren Münchens sein. Sie wurde kürzlich abmontiert und kommt jetzt ins Verkehrszentrum des Deutschen Museums.
Frank Zwintzscher, wissenschaftlicher Mitarbeiter für Schienenverkehr im Verkehrszentrum, sagt: „Wegen des Bahnhofumbaus musste die Uhr raus – und die Deutsche Bahn hat sie uns zur Übernahme angeboten. Da sagen wir natürlich nicht nein!“ Anders als die denkmalgeschützte Fassadenuhr des Bahnhofs kommt die Uhr aus der Empfangshalle im künftigen Bahnhofsneubau nicht wieder zum Einsatz. Die Uhr wird jetzt auf der Museumsinsel, gereinigt, konserviert und gewartet – und soll demnächst im Verkehrszentrum in Betrieb genommen werden. Dort soll sie dauerhaft zu sehen sein. Zwintzscher: „In der Ausstellung zum Thema Reisen in Halle 2 des Verkehrszentrums soll die Uhr für das Publikum auch zeigen, wie eng unsere heutige Zeiteinteilung mit der Eisenbahn verbunden ist. So ging zum Beispiel die heutige Mitteleuropäische Zeit einst aus der vereinheitlichten ‚Eisenbahnzeit‘ hervor.“
Wie bei Bahnhofsuhren üblich, handelt es sich um eine sogenannte Nebenuhr. Jede Minute erhält sie einen Impuls von einer zentralen Hauptuhr, und der Minutenzeiger springt weiter. Das ist nötig, damit alle Uhren im Bahnnetz dieselbe Zeit anzeigen. Der Sekundenzeiger wartet den minütlichen Impuls ab, deshalb scheint es, als würde die Uhr zu jeder vollen Minute kurz stehen bleiben. Die Uhr wurde hergestellt von der Württembergischen Uhrenfabrik Bürk und trägt das typische Ziffernblatt, angelehnt an das stilprägende Design des Schweizer Gestalters Hans Hilfiker.
Vier Zifferblätter zeigen die Zeit in alle Richtungen an. Oben ist sie mit Taubenstacheln bewehrt. Zwintzscher: „Es war ziemlich spannend zu sehen, wie die Uhr am Kran aus der Baustelle schwebte und auf den Lkw des Deutschen Museums verladen wurde.“ Auf der Museumsinsel wurde sie an die Restauratoren übergeben.
Dass die Uhr überhaupt ins Verkehrszentrum kommt, ist Benjamin Hauber zu verdanken, der in der Restaurierungswerkstatt für technische Instrumente des Deutschen Museums arbeitet. Der Uhrmacher hatte den Kontakt mit der Deutschen Bahn hergestellt, versteht viel von Bahnhofsuhren und hat vor kurzem erst die Neuburger Bahnhofsuhr nach zehn Jahren Stillstand wieder in Betrieb gesetzt. Jetzt wird sich Hauber auch um die Münchner Bahnhofsuhr kümmern. Im nächsten Jahr wird sie dann im Verkehrszentrum zu sehen sein.