861 Schülerinnen und Schüler, aufgeteilt in 31 Klassen, besuchen im laufenden Schuljahr die Staatliche Realschule Unterpfaffenhofen (RSU) am Germeringer Masurenweg. „An staatlichen Realschulen ist keine Jugendsozialarbeitsstelle vorgesehen“, bedauert Schulleiter Christoph Breuer, und leider werde auch dem Schulpsychologen viel zu wenig Zeit zugestanden: „Unser Schulpsychologe ist auch Mathematiklehrer. Er hat seinen Standort zwar hier in der Realschule Unterpfaffenhofen, ist aber für vier weitere Schulen zuständig, das sind insgesamt rund 2500 Schüler. Für diese Tätigkeit stehen nur sechs Anrechnungsstunden zur Verfügung, obwohl zum Aufgabengebiet des Schulpsychologen neben der Beratung auch das Erstellen zeitaufwendiger Gutachten gehört.“
Die RSU sei zwar keine Brennpunkt-Schule, man lege den Schwerpunkt aber ganz klar auf „das Erzieherische“. Mehr pädagogische Aufgaben und ein höherer Betreuungsaufwand hätten sich in den letzten Jahren deutlich abgezeichnet: So sei die Zahl der Kinder in der Nachmittagsbetreuung mit aktuell 72 Anmeldungen sehr angestiegen. Insgesamt ist Christoph Breuer mit dem Schulklima recht zufrieden: „Wir haben ganz tolle Kinder hier, die sich auch trauen, wenn sie etwas sehen, was ihnen nicht passt, mit den Betreffenden selbst zu reden.“
Das führt der Schulleiter auch darauf zurück, dass es an seiner Schule Konsens ist, vermeintlichen Kleinigkeiten gleich nachzugehen: „Wir dulden keine Schubsereien, keine verbalen Beschimpfungen, sondern signalisieren sofort: ‚Das passt nicht zu uns! Das wollen wir nicht!’. Es ist wichtig, dass die Kinder angstfrei zur Schule gehen. Wenn sie nichts gelernt haben, können sie schon mal Angst vor einer Ex haben, aber auf keinen Fall vor ihren Mitschülern!“. Aus diesem Grund wurde an der RSU 2004 eine sehr umfangreiche Schulverfassung von Schülern, Lehrern und Eltern unterzeichnet: „Unsere Vorstellungen sind hier sehr positiv formuliert, eher 150-prozentig – aber man muss schließlich eine Vision haben, weil manche sich nicht gerne auf den Weg machen, wenn sie das Ziel nicht kenne“, philosophiert Herr Breuer.
Für ein gutes Schulklima und damit auch zur Gewaltprävention gibt es neue und bewährte Projekte. Zu den bewährten gehören die Ausbildung von Streitschlichtern, das Tutoren-System für die Eingangsklassen, rein pädagogische Klassenkonferenzen, der selbstgestaltete „Schul-Organizer“ als verbindliches Hausaufgabenheft für alle Schüler sowie die Beobachtungskarten für Schüler, denen eine gewisse Struktur fehlt, und deren pädagogisches Ziel es ist, mittels Lob eine positive Entwicklung zu unterstützen.
Beste Erfahrungen habe man auch mit dem „Projekt EVA“ („Eigenverantwortliche VerhaltensAenderung“) gemacht, so Breuer. Die Hauptidee dieses seit 2005 angewandten „Trainingsraum“-Programms bestehe darin, lernwillige Schüler vor immer wieder störenden Mitschülern zu schützen: Mit einem Laufzettel werden Letztere vom Lehrer in den Trainingsraum geschickt, wo sie unter Aufsicht einer Lehrkraft einen Rückkehrplan verfassen müssen, basierend auf der eigenen Einsicht. Der Unterrichtsstoff muss natürlich nachgeholt werden; bei der zweiten „Überweisung“ in den Trainingsraum werden die Eltern verständigt, bei der dritten gibt es ein Krisengespräch.
Relativ neue Projekte sind die „Kennenlerntage“ sowie die „Klassleiterstunde“. Die Kennenlerntage sind für alle Schüler der Eingangsklassen da: Gleich zu Beginn des Schuljahres fahren die Kinder zweieinhalb Tage lang nach Abtenau in ein Jugendgästehaus zum „sozialen und sportlichen Lernen“. „Das ist mit Sicherheit keine verlorene Zeit. Früher hatten wir inhomogene, unruhige Klassen, jetzt werden durch die Kennenlerntage Teamgeist und Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt“, ist sich der Schulleiter sicher.
Für die Klassleiterstunde, bei der immer donnerstags nach der vierten Stunde anstehende Probleme oder Organisatorisches besprochen werden, wird am Vormittag jede Unterrichtsstunde um fünf Minuten gekürzt, so dass eine halbe Stunde für die pädagogische Arbeit des Klassenlehrers gewonnen werden kann. Dazu betont Christoph Breuer: „Es zahlt sich zweifelsohne aus, wenn wir mehr Zeit für die Kinder und Jugendlichen haben. Die Klassleiterstunde bedeutet aber keinesfalls, dass wir drängende Probleme auf donnerstags verschieben: Wenn es bei uns am Montag brennt, wird auch montags gelöscht!“.