Zweimal täglich ist Johann Kaindl zur Europakapelle auf seinen geliebten Jaudes- oder Königsberg in Breitbrunn gestiegen. Jetzt wird der schmale Trampelpfad, der ihm zu Ehren mit einem inoffiziellen Schild als „Kaindlweg“ bezeichnet wurde, wohl allmählich wieder zuwachsen. Nach einem Sturz vergangenen Dezember erholte sich Kaindl nicht mehr und starb mit 92 Jahren. Als Bauunternehmer und Gemeinderat hat Kaindl die Entwicklung von Herrsching und Breitbrunn maßgeblich geprägt. 42 Jahre lang saß er für die CSU im Gemeinderat. Der Ortsverband CSU bedauert „einen aufrechten und über alle Parteigrenzen hinweg hoch geschätzten Menschen“ verloren zu haben. Das zeigt sich auch darin, dass der Ortsverband der Grünen dem Breitbrunner ebenfalls in einem Nachruf gedenken. „Schon heute vermissen wir Johann Kaindl, diesen offenen, naturverbundenen, freundlichen und lebensfrohen Menschen“, so die Breitbrunnerin Ruth Paulig. Johann Kaindl war ein Naturfreund, ein Menschenfreund, immer unterwegs und weit über Breitbrunn hinaus geschätzt. Sein Engagement war vielfältig. So war es beispielsweise seiner Aufmerksamkeit zu verdanken, dass die 1982 im Rahmen eines Bauprojekts geborgenen archäologischen Funde gesichtet und später zum Archäologischen Park wurden, so Friedrike Hellerer für den Verein für Archäologie und Geschichte. Kaindl setzte sich für Wasserversorgung und Kabelverlegung ein, kümmerte sich um Flyer für den Königsberg, setzte sich für Froschweiher ein, verschenkte selbstgezogene Weidenstecklinge. Er war Hobbyimker, aber auch begnadeter Tänzer, der bis Corona mit seiner Frau regelmäßig am Nachmittagstanz im Münchner Hofbräuhaus teilgenommen hatte. Dort tanzte er sogar mit der englischen Herzogin Camilla, die damals anlässlich eines Staatsbesuchs mit Prinz Charles in München war. Johann Kaindl hinterlässt seine Frau, fünf Kinder und elf Enkelkinder.