Business statt Bahn


Von Patrizia Steipe
Das 50 Quadratmeter kleine frühere Abort ist heute eine kleine bayerische Wirtschaft geworden.  (Foto: pst)
Das 50 Quadratmeter kleine frühere Abort ist heute eine kleine bayerische Wirtschaft geworden. (Foto: pst)
Das 50 Quadratmeter kleine frühere Abort ist heute eine kleine bayerische Wirtschaft geworden. (Foto: pst)
Das 50 Quadratmeter kleine frühere Abort ist heute eine kleine bayerische Wirtschaft geworden. (Foto: pst)
Das 50 Quadratmeter kleine frühere Abort ist heute eine kleine bayerische Wirtschaft geworden. (Foto: pst)

Das kleinste Bauwerk auf dem Gelände des früheren Bahnausbesserungswerk Neuaubing misst gerade mal 50 Quadratmeter. Es ist eine bayerische Kneipe, die aus dem „Aborthaus“ entstanden ist. Das größte Gebäude auf dem 140.000 Quadratmeter großen Areal, das nun unter dem Namen „Triebwerk“ firmiert, ist staatliche 22.000 Quadratmeter groß. Derzeit ist es noch eine leere Werkhalle, die lediglich ab und an für Filmaufnahmen genutzt wird. In ein paar Jahren könnte sie umgebaut worden sein, um Gewerbebetrieben eine Heimat zu bieten. Stadt und die Aurelis Real Estate GmbH arbeiten an der Umsetzung.

Fast 100 Jahre lang hat das „Bahnausbesserungswerk Neuaubing“ den Stadtteil geprägt. In seiner Hochzeit wurden hier etwa 30 Wagen pro Tag gewartet. Als das Werk 2001 die Reisezugwagenausbesserung einstellte, fiel das Gelände in einen Dornröschenschlaf. Heute hat es sich in den Businesspark „Triebwerk“ verwandelt. Kontrastreich wechseln sich denkmalgeschützte Backsteingebäude wie das ehemalige Kesselhaus, an dem der Fundamentstumpf des Schornsteins an die Epoche der Industrialisierung erinnert, mit Neubauten mit Metallblechfassaden und begrünten Flachdächern ab. Das Areal wird von Unternehmen wie die Deutsche Bahn AG, Boulderwelt, Tesla, Deutsche Post,die Kinderspielanlage Wichtelwerk und Hightechfirmen genutzt.

Werkhalle 1 wird noch saniert

Das Triebwerk ist 2008 in die Denkmalliste aufgenommen worden. „Für die Geschichte der Eisenbahn nimmt das Werk eine hervorgehobene Stellung ein“, so das Bayerische Landesamt für Denkmalamt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Industriehallen im Stil des Historismus errichtet. Bei den Bauten aus den 1920er Jahre zeigen sich der Einfluss des Neuen Bauens während der Weimarer Republik. Bei der Sanierung mussten Vorgaben des Denkmalschutzes mit den heutigen Anforderungen in Einklang gebracht werden.So wurden beispielsweise hinter alten Sprossenfenster noch eine weitere Glasscheibe gesetzt aus Lärmschutz- und Wärmedämmungsgründen. Die Erhaltung des Bestands sei aber eine Frage von Kultur. „In einer Epoche, in der vorwiegend digital gearbeitet wird, spüren wir Geschichte und Ethos dieses Ortes, docken an diesen an und beziehen Kraft daraus, selbst wenn unser Business kein schwerer Maschinenbau mehr ist“, heißt es in einer Imagebroschüre.
Spuren der harten Arbeit an den Lokomotiven sieht man am größten Bauwerk des Areals, der noch unsanierten Werkhalle 1. Durch die 16 Werktore konnten die Lokomotiven in die über 22.000 Quadratmeter große achtschiffige Halle in Eisenfachwerkkonstruktion fahren. Bei der Sanierung soll das Dach neu eingedeckt, Fenster und Türen saniert und teilweise erneuert werden. „Die Klinkerfassade wird ausgebessert. Die zweigeschossigen Flächen werden als Büroflächen ausgebaut, ebenso wie der als Showroom genutzte Anbau im Norden“, so die Pläne. Sobald ein Hauptmieter gefunden ist, soll der Umbau beginnen.

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