Es war eine Premiere in Weßling: Eine Demonstration mitten auf dem zugefrorenen Weßlinger See. Wobei Rasso von Rebay, Gemeinderat der Freien Wähler, der erst wenige Stunden zuvor einen entsprechenden Aufruf mit Georg Reik gestartet hatte, gar nicht von „Demo“ sprechen möchte. „Wir wollten einfach nur ein Zeichen setzen“, erklärte er und außerdem den Menschen, die nicht auf die große Demo gegen Rechtsradikalität nach München gefahren sind, eine Möglichkeit geben, an einer Lichterkette für Demokratie teilzunehmen.
Der Weßlinger See war an diesem Abend von einem fahlen Mondlicht beleuchtet. Von allen Seiten sah man Menschen mit Laternen, Taschenlampen oder Kerzen, die dem Spontanaufruf gefolgt waren. Die Mobilisierung der etwa 200 Teilnehmer war im Schneeballsystem und über die verschiedenen Kanäle in den sozialen Medien erfolgt. Am Kiosk hatten Teilnehmer Kerzen auf die Holzbalken am Ufer aufgestellt. Einige hatten sich auch zu den Eishockeyspielern beim Café und den Eisstockschützen im Karpfenwinkel gestellt, die mit Scheinwerfern für zusätzliches Licht auf dem Eis gesorgt hatten. Mittendrin war Rasso von Rebay, der mit seinen Schlittschuhen um den See fuhr, um die Menschen zu einer gemeinsamen Lichterkette mitten auf den See zu bewegen. Manchen war es ein wenig mulmig im Bewusstsein, dass nur eine Eisdecke sie vom kalten Wasser trennte. „Das Eis ist sicher“, versicherte Rebay. Das war auch der Grund für die Spontanaktion. Sie konnte angesichts steigender Temperaturen keinen Tag länger warten.
Der Mond, die weiße Eisfläche und darauf die Lichterpunkte der Laternen bildeten eine außergewöhnliche Stimmung, die viele bewegte. „Es ist so schön“, hörte man immer wieder. Einige der Teilnehmer waren auch bei der Demo in München gewesen. Voll, aber friedlich sei es gewesen, berichteten sie. „Es ist so wichtig, dass wir jetzt für die Demokratie einstehen und der Hetze etwas entgegen setzen können“, freute sich eine Weßlingerin, die ihre Freundinnen aus der Nachbargemeinde mitgebracht hatte. Ihre Enkelin sei in München gewesen, erzählte eine andere Frau. Ihr selbst sei das zu anstrengend gewesen, umso mehr freue sie sich, dass sie an ihrem Heimatort eine Möglichkeit hat, für ihre Werte einzustehen. „Hier geht es nicht um Politik, sondern um die Demokratie“, versicherte ein Mann während er versuchte seine Kerze zum Brennen zu bringen. Das Problem der Vielfalt sei, dass sie unterschiedliche Meinungen und Lebensweisen zulässt, stimmte Roland von Rebay zu. Er empfahl: „Nicht einig zu sein hinter Parolen und in Fronten, sondern einig darin zu sein für die Vielfalt einzustehen und ihr ein Gesicht zu geben“.
Neben den Laternen sah man ein Plakat, das mit einer Lichterkette umkränzt war, so dass man die Aufschrift „Für Toleranz und Mitmenschlichkeit“ gut lesen konnte. Eigentlich habe sie die Lichterkette, die noch aus der Weihnachtszeit stammte, schon in den Keller bringen wollen, erklärte die Gilchingerin. „Jetzt ist sie doch noch zum Einsatz gekommen“.