Zum Thema Ganztagesschulbetrieb im Münchner Westen lud das Regionale Netzwerk für soziale Arbeit in München (Regsam) die schulpolitischen Vertreter von CSU, SPD und B90/Die Grünen, Elternvertreter und Schuldirektoren zur gemeinsamen Diskussion ins Pasinger Rathaus ein.
Regsam-Vertreterin Anne Hirschmann begrüßte die Anwesenden im Namen der Arbeitsgruppe Ganztagesschulen: „Seit vier Jahren tagen wir monatlich für Ganztagesschulen. Uns geht’s um Chancengleichheit.“ Bisher gebe es von 150 Münchner Grundschulen neun mit Ganztagesbetrieb, davon eine im Westen, führte Margarete Bause von den Grünen aus. „Wir brauchen nicht nur einzelne Klassen, sondern Ganztagesschulen, um die Chancengleichheit durchzusetzen, mehr Möglichkeiten zu bieten und ein ganz anderes Lernklima zu schaffen“, forderte sie.
Auch CSU-Landtagsabgeordneter Georg Eisenreich pflichtete dem bei: „Doch uns ist das Wahlrecht der Eltern genauso wichtig.“ Bei bayernweit 150 Grundschulen und 384 Hauptschulen hätten bereits Ganztagesklassen eingerichtet werden können. „Nun müssen Realschulen und Gymnasien nachziehen.“ „Wir Bayern sind damit Schlusslicht“, kritisierte der schulpolitische Sprecher der SPD, Hans-Ulrich Pfaffmann.
Elternvertreterin Johanna Gronenberg konnte sich wenig für die Schuldzuweisungen der Politiker begeistern. „Der Nachholbedarf beim Ganztagesbetrieb liegt auf der Hand. Doch den Eltern ist es herzlich egal, wer die Finanzierung übernimmt“, stellte sie klar. „Wir wollen für unsere Kinder nicht nur das jetzt vorherrschende bulimische Lernen, sondern endlich auch kulturelle Bildung in der Schule!“
Vor allem das Schulangebot stimme im Westen Münchens nicht. „Sie müssen nur mal nachzählen, wie viele schulpflichtige Kinder hier wohnen und wie viele Schulen wir haben“, so Gronenberg. Doch auch für die unklare Ganztages-Finanzierung hatte sie wenig Verständnis: „Bei geschätzten 240 Millionen Euro jährlich, die die Klassenwiederholer dem Freistaat kosten, sollten die 6000 Euro, die einer Schule an Zuschuss für einen Ganztageszug zustehen, doch machbar sein.“
Kritik gab es auch von den anwesenden Schulleitern. Christian Marek, Rektor der Oselschule fasste zusammen: „Ich möchte mich nicht für oder gegen die Ganztagesschule aussprechen. Ich möchte nur nicht wieder ein unfertiges Konzept präsentiert haben, das wir in den Schulen ausbaden müssen.“
Denn neben den passenden Räumlichkeiten, der Möglichkeiten zum Mittagessen und dem Plus an Personal bräuchte es viel Organisation, berichtete auch die stellvertretende Rektorin der Hauptschule an der Fürstenrieder Straße, Mechthild D´Sa. „6000 Euro jährlich an Zuschuss reichen da hinten und vorne nicht.“
Zaungast Thomas Roy, Gemeinde- und Kreisrat in Planegg, wunderten die Münchner Querelen: „Dieses Riesenprojekt können wir nur gemeinsam schultern, zumal wir auf dem Gebiet Ganztagesschulbetrieb ohnehin schon hinterherhinken.“ Und das gehe nur in Zusammenarbeit mit den freien Trägern, den Musikschulen, den Vereinen und den Eltern.
Das machte die kleine Gemeinde Krailling vor, die in einem beachtlichen Tempo von drei Planungsmonaten im September 25 „Ganztageskinder“ eingeschult hat. Schulleiterin Hermine Freystätter hatte dazu sowohl ortsansässige Vereine, als auch die Gemeinde als Unterstützung gewinnen können.
Dafür gab es viel Bewunderung von Hirschmann: „Toll, was da passiert ist. Dieser Schule werden wir mit Sicherheit einen Besuch abstatten.“ Für ihre zehnköpfige Regsam-Arbeitsgruppe bleibt viel zu tun. „Es muss uns gelingen, alle Verantwortlichen ins Boot zu holen.“