Warum werden am Kriegerdenkmal zwei Namen gestrichen?


Von Johannes Beetz [job] (johannes.beetz@muenchenweit.de, job)
Das Forstenrieder Denkmal erinnert an die getöteten und vermissten Soldaten der beiden Weltkriege. Nicht alle Einträge sind richtig. (Foto: job)
Das Forstenrieder Denkmal erinnert an die getöteten und vermissten Soldaten der beiden Weltkriege. Nicht alle Einträge sind richtig. (Foto: job)
Das Forstenrieder Denkmal erinnert an die getöteten und vermissten Soldaten der beiden Weltkriege. Nicht alle Einträge sind richtig. (Foto: job)
Das Forstenrieder Denkmal erinnert an die getöteten und vermissten Soldaten der beiden Weltkriege. Nicht alle Einträge sind richtig. (Foto: job)
Das Forstenrieder Denkmal erinnert an die getöteten und vermissten Soldaten der beiden Weltkriege. Nicht alle Einträge sind richtig. (Foto: job)

Am Kriegerdenkmal Forstenried wird an die beiden Brüder Josef und Ludwig Kübler als „Vermisste des Zweiten Weltkrieges” erinnert. Diese Inschrift ist falsch. Schicksal und Verbleib der beiden sind seit vielen Jahrzehnten bekannt: Die Brüder haben im Zweiten Weltkrieg als Wehrmachtsoffiziere Kriegsverbrechen befohlen oder waren an ihnen beteiligt. 1947 (dieses Jahr nennt auch die Gravur am Forstenrieder Gedenkstein) wurden sie wegen ihrer Kriegsverbrechen in Ljubljana verurteilt und hingerichtet.
Der Veteranen- und Soldatenverein bat die Denkmalschutzbehörden vor zwei Jahren, diesen Sachverhalt zu „überprüfen und zu bewerten”. Zugleich beantragte er die Genehmigung zur Löschung der Gravur auf der Gedenktafel. Der Bezirksausschuss im Münchner Süden stellte sich 2022 hinter diesen Antrag.

Keine Löschung,
sondern Erklärung

Das städtische Kulturreferat hat sich indes gegen eine Löschung der beiden Namen ausgesprochen und stattdessen vorgeschlagen, die Namen auf dem Stein sichtbar durchzustreichen. Darauf haben sich der Bezirksausschuss und Forstenrieder Vereine mit dem Kulturreferat geeinigt.
Ebenfalls gut sichtbar und direkt neben dem Denkmal soll zudem eine Stele installiert werden, die mit einem QR-Code auf eine erklärende Internetseite verweist. Auf dieser Seite sollen die Namensstreichungen erklärt und historisch eingeordnet werden.
Die Stadt München soll die Verantwortung für Auswahl, Genehmigung, Finanzierung, Situierung und Aufstellung der Stele übernehmen. Sie soll dafür Sorge tragen, dass der Inhalt der Seite wissenschaftlichen Kriterien genügt und die Seite professionell erstellt und betrieben wird.
Der Bezirksausschuss beantragte jetzt einstimmig dieses Vorgehen beim Kriegerdenkmal Forstenried.

Ohne Gnade gegen Frauen und Kinder

Ludwig Kübler war im Zweiten Weltkrieg General der Gebirgstruppe. Eine Studie des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes bescheinigt ihm eine „äußerst positive Einstellung zum Nationalsozialismus“ sowie „überzogene Härte und Brutalität“, was (allerdings erst 1995) die Umbenennung der nach ihm benannten Kaserne in Mittenwald zur Folge hatte. Seinen Grausamkeiten verdankt er den Beinamen „Bluthund von Lemberg” (heute Lwiw in der Ukraine).
Im Bundestag legten Abgeordnete 1995 Dokumente vor, die die Vorwürfe belegen, u.a. Küblers Befehl vom 24. Februar 1944, in dem er Terror gegen die Zivilbevölkerung verlangt und ein gnadenloses Vorgehen gegen Frauen und Kinder befiehlt: „Im Kampf ist alles richtig und notwendig, was zum Erfolg führt. Ich werde jede Maßnahme persönlich decken, die diesem Grundsatz entspricht”, schrieb Kübler. Nicht nur Hunderte von unschuldigen Frauen und Kindern verloren dadurch ihr Leben, auch 300 Gebirgsjäger wurden deshalb in den Tod gejagt, erinnerten die Bundestagsabgeordneten.

Josef Kübler war Generalleutnant. Unter seinem Kommando war die Wehrmacht an Kriegsverbrechen und Massakern in Serbien beteiligt.

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