Für die Bewohner des Malteserstift St. Josef gehören gemeinsame Singkreise bereits zum Alltag. Doch einige von ihnen haben sich schon immer gewünscht, ein Instrument zu erlernen, konnten sich aber aus den verschiedenen Gründen diesen Wunsch nicht erfüllen.
Die Mitarbeiter des Sozialen Dienstes fanden eine Lösung und starteten mit ehrenamtlicher Unterstützung das Projekt Vee-Harfe. Unter der Regie von Marlies Mayr treffen sich nun seit einigen Wochen regelmäßig vier Seniorinnen zum gemeinsamen Harfenspiel. „Sie brauchen nicht mehr als Spaß an der Musik, Notenkenntnisse sind nicht erforderlich”, so die agile Rentnerin, die vor vielen Jahren ihre Liebe zum Hackbrett entdeckt hat. Auch dort wird nicht nach Noten gespielt, sondern nach Gehör. Für die Vee-Harfe wurde eine einfache und deutliche Notenschrift entwickelt - reduziert auf das Wesentliche. Notenschablonen, die zwischen Saiten und Resonanzkörper geschoben werden, ermöglichen ein Spielen „vom Blatt” - die Noten werden „begreifbar”.
Die Freude, ohne Frust und mit schnellem Erfolg ein Instrument zu erlernen, gibt Marlies Mayr heute mit ganz viel Herzblut an ihre lerneifrigen Schülerinnen weiter. Welch Seelenfeuer dabei entfacht wird, kann man deutlich von den Gesichtern der Seniorinnen ablesen, wenn sie hoch konzentriert ein bekanntes Lied spielen.
Eine davon ist Margarethe Rauner, die im Oktober vergangenen Jahres ihren hundertjährigen Geburtstag gefeiert hat. Kraftvoll und zielsicher zupfen ihre Finger die Saiten des Instruments. Das Ergebnis kann sich hören lassen. Hildegard Auer ist heute zum ersten Mal dabei. Sie habe früher Blockflöte gespielt und im Chor gesungen. Die anfänglichen Fehlgriffe auf der Vee-Harfe nimmt sie mit Humor: „Das wird schon. Ich bleibe auf jeden Fall dran, weil es Spaß macht und die Marlies eine ganz Liebe ist”, sagt die gebürtige Berlinerin.
„Aktivieren und aktiv sein durch Musik ist ein wichtiger Aspekt in unseremHaus”, sagt Einrichtungsleiterin Vera Feil. Im Vordergrund stehe der Spaß und dass alle Bewohner, egal wie eingeschränkt sie sind, teilnehmen könnten. Gerade demenziell Erkrankte reagierten sehr positiv auf Musik. Neben dem gemeinsamen Singen und Musizieren gibt es weitere regelmäßige Angebote: Man trifft sich zum Kegeln, zur Sitzgymnastik oder zum kreativen Gestalten. Immer geht es darum, eine sinnvolle Beschäftigung anzubieten.
Vera Feil und ihr Betreuungsteam wünschen sich, dass der Alltag in ihrem Haus noch bunter wird. Das funktioniere am besten mit ehrenamtlichem Engagement. Wenn kaum jemand - abgesehen von den Pflegekräften - für die alten Menschen da sei, fühlten sich diese oft einsam und litten darunter. „Freiwillig Engagierte bringen Farbe in ihr Leben und sind das wichtige Bindeglied zur Außenwelt. Und: sie bekommen von den betagten Menschen sehr viel zurück. Manchmal sogar ein Lied.”