Begonnen hat es mit dem Eisenbahnunglück am 19. Juni 1952 zwischen Hechendorf und Herrsching. An einem unbeschrankten Bahnübergang wurde eine Ausflugsgruppe von Jesuiten-Patres von einem Zug erfasst. Neun Menschen waren sofort tot, drei schwerverletzt. Da es damals keine Rettungswache in der Nähe gab, dauert es sehr lang bis die ersten Rettungsfahrzeuge am Unglücksort eintrafen. Der damalige Bürgermeister Max Gassner und der Starnberger BRK-Kreisverband beschlossen daraufhin eine Rot-Kreuz-Gruppe in Seefeld zu gründen. In diesem Jahr feiert die BRK-Bereitschaft Seefeld ihr 70-jähriges Jubiläum.
Den Beginn machte vor 70 Jahren ein Erste-Hilfe-Kurs. Nach erfolgreichem Abschluss gründeten 14 Teilnehmer die „Rotkreuz-Kolonne Oberalting-Seefeld“. Aus heutiger Sicht war der Alarmierungsweg abenteuerlich. Im Notfall wurde in der Firma Max Painhofer angerufen. Auf dem Firmengelände stand die Garage, in der Mitarbeiter Scheuermann tagsüber Dienst hatte. Nach der Mitteilung rückte er mit seinem Krankentransporter aus.
In der Nacht wurde bei Painhofer privat angerufen. Er lief über die Straße zu einem anderen Ehrenamtlichen, der dann mit seinem Radl zu Helfer Scheuermann fuhr, ihn weckte, dann mit ihm zur Garage eilte, um gemeinsam auszurücken. Nach einem halben Jahr bekam Familie Scheuermann ein eigenes Telefon. Ende 1955 bezog das BRK seine erste Rettungswache in einem umgebauten Kuhstall in der Kirchenstraße. 1960 ging es an den heutigen Standort, in die Stampfgasse 9, in Seefeld. 1973 erhielt die Kolonne den damals modernsten Rettungswagen von ganz Bayern. Das Medimobil war ausgerüstet mit EKG, Defibrillator, Narkoseteil, Beatmungsgerät und einem Herz-Lungen-Reanimator. Statt des Telefons wurden später „Piepser“ eingeführt.
Über die Jahrzehnte hat sich die kleine Kolonne zu einer tatkräftigen Truppe entwickelt. 2024 unterstützen 70 Mitglieder, davon 44 Aktive und acht Jugendliche, die BRK-Bereitschaft. Im vergangenen Jahr haben sie 12.000 Stunden im Ehrenamt geleistet bei über 600 Helfer-vor-Ort-Einsätzen (HvO), Ausbildungen, Arbeitsdiensten, Absicherungen, Bereitschaften, Reanimations-Übungen, Blutspendeaktionen und mehr.
Das Engagement setzt sich übrigens oft über Generationen fort. Ein Beispiel sind Mutter Heidi und Tochter Christina Holy. Hier trat allerdings die Mutter in die Fußstapfen der Tochter. „Mit Kuchen backen für die Bereitschaftsabende von Christina fing es an “, so Heidi Holy. Mittlerweile ist sie als Sanitäterin in der Bereitschaft und im Kriseninterventionsteam aktiv. Und die Tochter ist als Rettungssanitäterin im Landkreis unterwegs.
Quasi als Geburtstagsgeschenk hat die Bereitschaft im vergangenen Jahr für ein neues Helfer-vor-Ort-Fahrzeug gesammelt. Derzeit wird noch gesammelt für die Ausstattung des Fahrzeugs und ein Fahrsicherheitstraining.