„Gepresst, getrocknet, bedroht, verschleppt, als Geschenk verpflanzt in kalte Erde, als Trophäen kolonialer Herrschaft zunächst bestaunt, als Exotinnen begehrt…“, die Zeilen des Gedichts „Arboretum“ von Cony Lohmeier machen nachdenklich. Weitere acht Gedichte können im Park gefunden werden. Die Poesie hängt derzeit in meterlangen Stofffahnen von den Bäumen im Gilchinger Rathauspark. Unter dem Motto „Lauschen, Lesen, Verweilen“ hängen die Fahnen mit Gedichten des Arbeitskreises „Lyrik im öffentlichen Raum“ des Freien Deutschen Autorenverbands in den Bäumen.
Bei der Eröffnung erklärte Bürgermeister Manfred Walter, dass die Texte dazu einladen „achtsam durch den Park zu gehen“. Er freute sich, „dass es noch Menschen gibt, die um den Erhalt unserer Sprache kämpfen“. Es war die Gilchinger Künstlerin und Autorin Ruth Neureiter, die die Idee hatte, die Gedichte in ihren Heimatort zu bringen. Im Vorjahr waren sie im Rahmen des „Flower-Power-Festivals“ im Botanischen Garten in München ausgestellt.
Neun Poeten haben Lyrik beigesteuert. Sie gehören dem Kollektiv „Lyrik im öffentlichen Raum“ an. Es sind Véronique Dehimi, Karolina De Valerio, Gabriele Barbara Hartl, Christine Hoffmann, Wolfgang Knittel, Cony Lohmeier, Ruth Neureiter, Horst Oberbeil und Regina Willecke.
Ziel ist, zeitgenössische Gedichte in der Öffentlichkeit vorzustellen und den Menschen, die normalerweise nichts mit Poesie am Hut haben, näher zu bringen. Dafür werden Lesungen veranstaltet, aber auch Gedichte auf Textilfahnen, auf Stelen, auf Bodenaufklebern gedruckt oder auf öffentliche Fassaden projiziert. Dabei werden sowohl aktuelle, als auch zeitlose Themen aufgegriffen, „immer auch als Ausdruck von Humanität und Toleranz“, heißt es in einer Erklärung der Gruppe.
Franz Westner, Präsident des Freien Deutschen Autorenverbands (FDA), forderte bei der Eröffnung die Besucher auf, „durch den Park zu schlendern und die Texte auf sich wirken zu lassen“. Zum Beispiel das eher heitere Gedicht von Christine Hoffmann, „Vergiss-mein-nicht“, in dem es heißt: „Weißt du um der Gärtner*innen Pflichten, tagein, tagaus das Bücken – oh, oh der Rücken (…)“ oder die Verse von Karolina De Valerios „Lebenskreis“: „Kinder fädeln Ketten aus Gänseblümchen. Verliebte zählen Margeriten-Blätter ab, Rosenbekränzt strahlt die Schönste, die Braut. Blumen krönen Liebe und Freundschaft, Garten und Gastmahl (…)“.
Den FDA gibt es seit 1973. Er arbeitet überparteilich für das „freie Wort, die geistige Einheit Europas in der kulturellen Vielfalt seiner Regionen, für Demokratie und Menschenrechte“, erfuhren die Besucher. Bei der Eröffnung gab es eine poetische Lesung von Regina Willecke, die von Flötenmusik von Sabine Beyer umrahmt wurde. Die Poesie im Park gibt es noch bis 15. August. Das Begleitbuch „Neun poetische Stimmen über Werden und Vergehen“ ist im Rathaus Gilching erhältlich.