Das Westend soll Pilotbezirk für einen „Superblock“ werden. Der Bezirksausschuss garantiert, dass Bürger beteiligt werden


Von Beatrix Köber
Mehr Grün oder Parkplätze? Im Westend wird kontrovers über Ideen für den „Westend Kietz“ bzw. „Superblock“ diskutiert. (Foto: Beatrix Köber)
Mehr Grün oder Parkplätze? Im Westend wird kontrovers über Ideen für den „Westend Kietz“ bzw. „Superblock“ diskutiert. (Foto: Beatrix Köber)
Mehr Grün oder Parkplätze? Im Westend wird kontrovers über Ideen für den „Westend Kietz“ bzw. „Superblock“ diskutiert. (Foto: Beatrix Köber)
Mehr Grün oder Parkplätze? Im Westend wird kontrovers über Ideen für den „Westend Kietz“ bzw. „Superblock“ diskutiert. (Foto: Beatrix Köber)
Mehr Grün oder Parkplätze? Im Westend wird kontrovers über Ideen für den „Westend Kietz“ bzw. „Superblock“ diskutiert. (Foto: Beatrix Köber)

Die Stadt wird gefühlt immer dichter: Mehr Menschen, mehr Verkehr und zunehmende Hitze, die durch Beton und Asphalt verstärkt wird. Im Westend, einem der am dichtesten besiedelten Viertel der Stadt, wünscht man sich daher als Gegenpol eine stärkere Begrünung und eine qualitätsvollere Gestaltung des öffentlichen Raums, wie zuletzt bei der Bürgerversammlung durch mehrere Anträge deutlich wurde. Der Bezirksausschuss (BA) setzte sich indes dafür ein, dass das Westend sogar zum Pilotbezirk für einen sogenannten „Superblock“ wird. Dieser solle aber nur mit der Zustimmung der Stadtteilbewohner entstehen, betont das Gremium, und sucht so Sorgen und Mutmaßungen im Vorfeld des Projekts zu zerstreuen.

Im Westend sind Ideen zum „Superblock“ oder „Westend Kietz“ schon vor einigen Jahren ins Gespräch gekommen. Die Münchner Initiative für Nachhaltigkeit (MIN) mit ihrer Manufaktur Mobilität hatte verschiedene Aspekte, wie etwa mehr Begrünung oder auch alternative Nutzungen von Straßen getestet. In anderen Stadtbezirken gab es ähnliche Projekte. Die „Mobilitätsstrategie 2035“, ein Konzept das vom Mobilitätsreferat (MOR) erarbeitet wurde, befasst sich nun mit verbessernden Maßnahmen für den Fußverkehr und den öffentlichen Raum und beinhaltet unter anderem die Erprobung sogenannter „Nachbarschaftsviertel“. Auf den Erfahrungen und Ergebnissen aufbauend, die in den Viertel-Projekten gesammelt wurden, sollen Nachbarschaftsviertel heuer geplant und ab 2025 realisiert werden. Neben dem Gärtnerplatzvierte ist auch ein Quartier im Westend, das sich zum Beispiel zwischen Landsberger Straße, Ganghoferstraße, Heimeranstraße und der Theresienhöhe erstrecken könnte, als Pilotbezirk anvisiert. Die Potentialanalyse und Konzeptvorschläge für das Nachbarschaftsviertel soll laut Beschlussvorlage des MOR dem Stadtrat Anfang 2025 als Grundlage zur Beauftragung der Bürgerbeteiligung und Testphase vorgelegt werden. Doch noch bevor ein Konzeptvorschlag gemacht ist, sind im Westend auch Gegenstimmen zum „Superblock“ vernehmbar. Vor allem die Sorge um fehlende Parkplätze und eventuelle Durchfahrtssperren PKW wird laut.

Keine Kopie von Barcelona

In der jüngsten Sitzung des BA 8 fragte erneut eine Bürgerin nach, ob man den Superblock denn wirklich im Westend umsetzen wolle, wo der Modellversuch in Barcelona, der zumeist als Vorbild herangezogen würde, zu scheitern schien. Im BA wird man indes nicht müde zu betonen, dass im Westend keine Eins-zu-Eins-Kopie des Barcelona-Modells durchgeführt werden solle. Lediglich einzelne Aspekte wolle man anwenden. Vor allem um mehr Aufenthaltsqualität soll es bei dem Modellversuch gehen. Dazu beitragen könnten etwa mehr Begrünung, aber auch mehr Fußgängerbereiche. „Der BA setzt sich dafür ein, weil zum Beispiel immer wieder eine Verkehrsberuhigung von Bürgerseite gewünscht wird“, erklärt Sibylle Stöhr, Vorsitzende des BA 8. Lieferverkehr, Not- und Rettungswagen oder auch Hol- und Bringverkehr für mobilitätseingeschränkte Personen etc. würden jedoch weiterhin gewährleistet.

Bürgerbeteiligung gefordert

Was konkret mit „Superblock“ bzw. „Nachbarschaftsvierteln“ gemeint ist, bleibt damit noch unpräzise. Ein Konzept wird erarbeitet und soll als Grundlage für die Bürgerbeteiligung dienen. Mehrheitlich verabschiedete der BA 8 dazu einen von der SPD eingebrachten Antrag und betont darin, dass die Beteiligungsformate so konzipiert werden sollen, „dass die Vielfalt der unterschiedlichen Lebenslagen unserer Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil abgebildet wird“. Wünsche verschiedener Personengruppen sollen berücksichtigt werden, indem man etwa extra Veranstaltungen im Alten- und Servicezentrum oder im Jugendzentrum anberaumt. Für Gewerbetreibende und Einzelhändler sollen eigene Beteiligungsangebote zur Erarbeitung eines Liefer- und Wirtschaftsverkehrskonzepts vorgesehen werden.

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