In der Residenz öffnet ab sofort ein neu gestalteter Themenraum anlässlich des Kurfürst-Karl-Theodor-Jubiläumsjahrs. Besucher können hier die Spuren des pfalz-bayerischen Kurfürsten (1724–1799) entdecken, dem 2024 gleich zwei Jubiläen gewidmet sind: am 16. Februar ist sein 225. Todestag und am 10. Dezember würde Karl Theodor seinen 300. Geburtstag feiern. Die Bayerische Schlösserverwaltung erinnert mit mehreren Veranstaltungen und Sonderpräsentationen an den bedeutenden Kurfürsten.
Mit der Verlegung der Residenz von Kurfürst Karl Theodor von Mannheim nach München im Jahr 1778 gelangten nicht nur neue Ideen und Institutionen nach München, sondern auch Teile der prachtvollen Mannheimer Hofhaltung samt den berühmten kurpfälzischen Sammlungen. Rund dreißig kostbare und faszinierende Objekte aus dem Sammlungsbestand des Residenzmuseums beleuchten im neuen Themenraum die verschiedenen Aspekte dieser interessanten und vielschichtigen Herrschergestalt aus dem Hause Wittelsbach. Porträts und Büsten illustrieren das dynastische Selbstgefühl Karl Theodors. Silber, Porzellan und raffinierte Luxusmöbel dokumentieren die höfische Kultur, die unter seiner Herrschaft blühte. Prunkvoll dekorierte Messinstrumente belegen die naturwissenschaftlichen Interessendes Kurfürsten, während Grafiken populäre Projekte wie Karl Theodors Theaterreform oder die Anlage des Englischen Gartens in den Blick nehmen.
Karl Theodor stammte aus der Wittelsbacher Nebenlinie Pfalz-Sulzbach und regierte ab 1742 zunächst 35 Jahre lang die Kurpfalz sowie seine reichen niederrheinischen Nebenländer. In dieser Zeit führte er seine Residenz Mannheim zu einer kulturellen Blüte. 1777, nach dem kinderlosen Tod seines Verwandten Max III. Joseph, fiel ihm zusätzlich die Herrschaft über Bayern zu. Gemäß den Erbverträgen verlegte der neue pfalz-bayerische Kurfürst seinen Hof nach München. Dort jedoch gestaltete sich Karl Theodors Herrschaft in einer Epoche umgreifender politischer, gesellschaftlicher und geistiger Umwälzungen als schwierig: Vor allem sein Plan, Bayern an Österreich abzutreten, um im Gegenzug seine niederrheinische Herrschaft auszubauen, schadete seiner Popularität erheblich und prägt bis heute das Bild des „fremden Landesherrn“.
Dem gegenüber stehen jedoch Karl Theodors umfassende Reformansätze sowie seine bis heute nachwirkenden Verdienste im kulturellen Bereich, wie die Öffnung der fürstlichen Kunstsammlungen, Schlossgärten und Hoftheater für die breite Bevölkerung. Das bedeutendste Erbe Karl Theodors in Bayern ist und bleibt die Anlage des Englischen Gartens, der als erster Volksgarten der Welt gilt und bis heute zu den größten innerstädtischen Parkanlagen der Welt zählt.
Der neue Themenraum im Residenzmuseum (Raum 64) ist ab sofort Teil des Museumsrundgangs. Sein Besuch ist Museums-Eintrittspreis enthalten. Zweisprachige Texte in Deutsch und Englisch führen durch die Präsentation. Während der Residenzwoche im Herbst 2024 werden zudem zahlreiche Führungen die Ausstellung sowie die Person des Kurfürsten unter verschiedenen Aspekten näher beleuchten.