Veröffentlicht am 24.11.2009 11:47

„Wenn alles zusammenbricht”


Von TG
Barbara von Johnson, die „zeichnerische Mutter” des Pumuckl, zerschnitt das rote Band und eröffnete so die Vernissage von „Artists for Kids”. Von Links: Angelina, Natascha, Moderator Stephan Ehlers und Andre. (Foto: tg)
Barbara von Johnson, die „zeichnerische Mutter” des Pumuckl, zerschnitt das rote Band und eröffnete so die Vernissage von „Artists for Kids”. Von Links: Angelina, Natascha, Moderator Stephan Ehlers und Andre. (Foto: tg)
Barbara von Johnson, die „zeichnerische Mutter” des Pumuckl, zerschnitt das rote Band und eröffnete so die Vernissage von „Artists for Kids”. Von Links: Angelina, Natascha, Moderator Stephan Ehlers und Andre. (Foto: tg)
Barbara von Johnson, die „zeichnerische Mutter” des Pumuckl, zerschnitt das rote Band und eröffnete so die Vernissage von „Artists for Kids”. Von Links: Angelina, Natascha, Moderator Stephan Ehlers und Andre. (Foto: tg)
Barbara von Johnson, die „zeichnerische Mutter” des Pumuckl, zerschnitt das rote Band und eröffnete so die Vernissage von „Artists for Kids”. Von Links: Angelina, Natascha, Moderator Stephan Ehlers und Andre. (Foto: tg)

Iris Berben, Helmut Dietl, Olli Dittrich, Doris Dörrie, Hannelore Elsner, Michael „Bully“ Herbig, Uwe Ochsenknecht. Die Liste mit Namen von Unterstützern des „Projektes für kreative Jugendhilfe – Artists for Kids“ liest sich wie das Verzeichnis besonders beliebter deutscher Film- und Fernsehstars. Deren Einsatz hat erheblich zum Erfolg des Projektes beigetragen, das sich in außergewöhnlicher Weise gefährdeter Kinder und Jugendlicher annimmt. Mit einem Tag der offenen Tür feierten die „Artists for Kids“ am vorigen Donnerstag in der Schießstättstraße im Westend ihr zehnjähriges Bestehen.

Kinder, Eltern, Mitarbeiter, Ehrenamtliche, Künstler und Sponsoren, Anwohner und Vertreter städtischer Gremien, waren eingeladen und gaben sich die Ehre. Barbara von Johnson, Illustratorin und „optische Mutter” des Koboldes Pumuckl, eröffnete mit dem Schnitt einer Schere durch das symbolische rote Band eine Vernissage von Bildern, die von betroffenen Kindern stammen. Beim anschließenden Gang durch das Haus des Projektes, eine „gemeinnützige GmbH”, in der Schießstättstraße konnten sich die Gäste dann von den vielfältigen Aktivitäten ein Bild machen.

„Artists for Kids“ hat im Dezember 1999 mit der Arbeit an seiner sich selbst gestellten Aufgabe begonnen. Damals taten sich der Münchner Filmproduzent, Drehbuchautor und Regisseur Bernd Eichinger und eine Reihe „engagierter Kollegen und Freunde aus Film, Kunst und Wirtschaft” zusammen – so Eichinger im Grußwort zur Feier des Jubiläums –, „um gefährdeten Kindern und Jugendlichen aus München direkte und unbürokratische Hilfe bieten zu können”. Das ist ihnen vom ersten Tage an „in enger Kooperation mit dem Stadtjugendamt München” durch die hervorragende Arbeit des hauptberuflich eingesetzten Projekt-Teams gelungen.

Chancen und Perspektiven verloren

„Es habe ihn „sehr betroffen gemacht, zu erfahren, wie viele junge Menschen in unserer Stadt schon früh in ihrem Leben alle Chancen und Perspektiven verlieren”, erklärt Eichinger. In seinem Grußwort heißt es: „Schul- und Ausbildungsabbruch, Jugendarbeitslosigkeit, Gewalt und Drogenmissbrauch sind mögliche Formen des sozialen Ausstieges.” Gerade bei Kindern und Jugendlichen sei das für ihn „nicht hinnehmbar.“

Das Sozialbürgerhaus Laim/Schwanthalerhöhe „ist einer der Partner” mit denen die „Artisten“ „gut zusammenarbeiten“, wie Martina Donner, die pädagogische Leiterin des Projektes, wissen lässt. Am häufigsten gehe es darum, Stresssituationen in den Familien zu entschärfen und sie zu stabilisieren. „Wir helfen in akuten Notlagen und Krisensituationen.“ Innerhalb von 48 Stunden stehe ein Team von Betreuern, wie psychologischen Fachkräften und Sozialpädagogen, bereit und kläre: „Was ist los? Was brauchen die Kinder? Was brauchen die Eltern?” Martina Donner hat erfahren, dass viele unverschuldet in schwierige Lebenslagen geraten. Das Team konzentriere sich bei seinen Einsätzen in erster Linie darauf, dass Kinder in ihren Familien bleiben können.

1250 Kinder betreut

Thomas Beck, Geschäftsführer von „Artists for Kids“ und Initiator des Projektes, freut sich in der Rückschau auf die vergangenen zehn Jahre darüber, dass schon mehr als 1250 Kindern und Jugendlichen durch die ambulante Erziehungshilfe geholfen werden konnte. Das sei dem Förderkreis aus Film, Kunst und Wirtschaft ebenso zu verdanken wie dem Projekt-Team mit seinen 15 fest angestellten Sozialpädagogen und den über 50 ehrenamtlichen Mitarbeitern, die ganz gezielt eingesetzt werden können. Beck: „Es macht mich glücklich, dass wir diese Struktur aufbauen konnten und dass wir die Mittel haben, um jungen Leuten schnell helfen zu können.“ Deren Familien drückten oft finanzielle Probleme. „Manchmal kommen Kinder nachmittags hier an und haben noch nichts gegessen.” Wenn alles zusammenbreche, zum Beispiel nach Trennung, Scheidung oder Tod, werfe das die Kinder und ihre Familien aus der Bahn. Das ziehe sich durch alle Schichten der Bevölkerung. Im Idealfall hätten die Jugendlichen nach den Hilfs- und Förderangeboten einen Schulabschluss und/oder einen Ausbildungsplatz. Beck: „Sie verabschieden sich mit gutem Selbstbewusstsein ins Leben.“ Er sagt: „Es ist ganz und gar keine Schande, sich bei Erziehungsproblemen Hilfe zu holen. Jeder hat das Recht darauf.“ Damit auch künftig Jugendlichen durch kreative Projekte aus Krisen herausfinden, wirbt Beck um weitere Unterstützer und Sponsoren. Weitere Informationen: www.artists-for-kids-de

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