Es sind Kunstprojekte auf Zeit, die derzeit das Neubaugebiet Freiham beleben. Sechs Künstlerteams geben unter dem Motto „Freiham Future“ eine originelle Sicht auf das Wohnquartier aus einer kreativen Perspektive. Da trifft man beispielsweise auf den Kobold Pumuckl, auf vor den Baggern geretteten und wieder angepflanzten Wildrosen, auf die archäologische Vergangenheit, auf Filme, Fotos und sogar auf eine neue „Sexy-Stadt“ Freiham.
Die Künstler sind Gewinner des vom Kulturreferat ausgeschriebenen Kunstwettbewerbs für die jährliche Reihe „Annuale“. Dabei stand heuer die Auseinandersetzung mit dem Standort Freiham im Fokus. Bei den Bewohnern wird das Areal rund um die Gustl-Bayrhammer-Straße, die Ellis-Kaut-Straße und den Hans-Clarin-Weg als „Pumuckl-Viertel“ bezeichnet. Jetzt taucht der kleine Kobold als Skulptur an verschiedenen Orten auf oder verschwindet wieder. Mit dieser Hommage an die Kinderbuchfigur überrascht Bonnie Ton, der im normalen Leben Julian Momboisse heißt, bis November 2024.
Seit Juni hat Ulrich Gebert am Projekt „Framing Freiham“ gearbeitet. In Workshops wurde mit Erwachsenen und Jugendlichen analog im Stadtviertel fotografiert und die Bilder in einer Dunkelkammer entwickelt. Die Ergebnisse werden am Donnerstag, 19. September, 18 Uhr, im öffentlichen Raum und auf Bauzaunbannern vorgestellt. Für Vanessa Hafenbrädl und Matthias Stadler ist Freiham derzeit lediglich ein „Eldorado für Bauarbeiter- und Bauarbeiterinnen“. „Höchste Zeit dieses düstere Kapitel Münchner Stadtpolitik aufleuchten zu lassen“, so die beiden Videokünstler. Sie sind der Meinung, „Freiham hat mehr Freiheit, Freizügigkeit und Sexyness verdient“. Am 5. und am 6. Oktober laden sie um 18.45 Uhr zu einem 2,5 Stunden langen Lichtkunstspaziergang ein. „Zieht euch bitte extra hot an und baut mit an dieser neuen Sexy-Stadt“, bitten die Künstler.
Geführte Spaziergänge gibt es auch am 10. und 12. Oktober sowie am 3. November jeweils um 15 Uhr. Elvira Adler wandelt entlang der „Via Spinosissima – dem alten Freihamer Weg“. Bei dieser poetischen Wanderung zwischen Vergangenheit und Zukunft markieren die vor den Baggern geretteten und wieder angepflanzten Wildrosen der Sorte „Rosa Spinosissima“ den historischen Streckenverlauf des heute nicht mehr existierenden Freihamer Wegs.
An die Vergangenheit erinnert auch Nikolai Gümbel mit seinem Videofilm „Schichten, die wir sehen“. Parallel zum Fortschritt der Bebauung entstanden Filme. Im August gab es dazu Film-Workshops für Kinder und Jugendliche. Der erste Abschnitt „Ausgrabung und Modell“ wird in der Ausstellung „Global Munich. In Perspective“ im Habibi-Kiosk der Münchner Kammerspiele präsentiert.
Bereits beendet ist das „Kaleidoskop.freiham“ von Helena Eichlinger und Lea Geerkens. Sie haben mit kostümierten Teilnehmern auf Kiesbergen, Ackerflächen und Baustellen posiert und mit Körperhaltungen auf die Architektur reagiert. Im Zentrum der Bewegungsworkshops stand die Pyramidenskulptur, das Kaleidoskop, als Treffpunkt.